Nachkriegsmoderne heute

Katinka Corts
18. septiembre 2019
Blick in das frühere Turmcafé des Dresdner Fernsehturms, 2019 (Foto: © Jan Oelker)

Bis Mitte 1991 konnte man die Aussichtsplattform des 1969 fertiggestellten Dresdner Fernsehturms über zwei Lifte erklimmen und von dort den Blick ins Elbtal und über das Land schweifen lassen. Eine Etage tiefer lud ein zweistöckiges Café ein. Seit nunmehr 28 Jahren nutzt die Deutsche Funkturm GmbH, eine Tochterfirma der Deutschen Telekom, den Turm nur noch technisch, alle öffentlichen Bereiche sind geschlossen. Die lange schon in der Bevölkerung gewünschte und öffentlich diskutierte Gesamtsanierung war letztes Jahr mit geschätzten 25.6 Millionen Euro veranschlagt worden. Die aktuelle Lösung soll finanzierbar sein: je ein Viertel tragen die Stadt Dresden und der Freistaat, ein Bundes-Förderprogramm für Denkmalsanierung finanziert weitere etwa 13 Millionen Euro. Möglicherweise wird so das einstige moderne Wahrzeichen, gebaut von den Architekten Kurt Novotny und Johannes Braune, wieder zum Anziehungspunkt in der Region.

Kulturpalast Dresden, Blick in den ehemaligen Mehrzwecksaal um 1970 (Foto: © Stadtarchiv Dresden)
Der neue Konzertsaal im Dresdner Kulturpalast, 2019 (Foto: © Jan Oelker)

Wie der Fernsehturm für Fortschritt und Technikaffinität der 1960er-Jahre steht, finden sich auch viele andere Beispiele für eine Zeit, die vom industriellen Bauen, serieller Vorfertigung und rationellen Baumethoden geprägt war. Die Bilderschau „1969 · 2019 Meilensteine der Dresdner Nachkriegsmoderne“ versammelt in Ausstellung und Katalog zahlreiche dieser Zeitzeugen, die heute entweder hervorragend saniert und zu neuem Leben erweckt worden sind, wie beispielsweise der Dresdner Kulturpalast, oder über viele Jahre wechselnde Nutzungen, Leerstand oder Verfall erlebt haben.

Blick in das Turmcafé des Dresdner Fernsehturms. Fotografie um 1970 (Foto: © Fernsehturm Dresden e.V.)
Seit nahezu 30 Jahren steht das Turmcafé leer. Aufnahme von 2019 (Foto: © Jan Oelker)

Die Stiftung Sächsischer Architekten nimmt das fünfzigjährige Bestehen des Kulturpalastes zum Anlass, jene eindrucksvollen Projekte der Nachkriegsmoderne in einer Ausstellung im Zentrum für Baukultur Sachsen zu zeigen, die bis zum 20. Jahrestag der DDR 1969 ehrgeizig vorangetrieben wurden. Begleitet wird die Ausstellung von einem Katalog, der als sechster Band in der stiftungseigenen Schriftenreihe „Beiträge zur Architektur“ erscheint.

Prager Straße Dresden, Fotografie um 1970 (Foto: © Archiv der Stiftung Sächsischer Architekten)
Prager Straße Dresden, 2019 (Foto: © Jan Oelker)

1969 · 2019 Meilensteine der Dresdner Nachkriegsmoderne

1969 · 2019 Meilensteine der Dresdner Nachkriegsmoderne
Katalog

21 x 21 cm
72 Páginas
60 Illustrations
Klappenbroschur
ISBN 9783954985227
Stiftung Sächsischer Architekten

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