Hohes Holz

Brückner & Brückner Architekten
24. junio 2020
Hohes Holz – Ein Haus wie ein Wald (Foto: mju-fotografie, Marie Luisa Jünger)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Für eines der größten Sägewerke Europas „wächst“ mitten auf einer Lichtung im Wald ein neues Haus aus dem Boden. Ein Spiel aus Licht, Schatten und Holz. Ein Haus wie ein Wald. Ein Haus für die zentrale Verwaltung der Ziegler Group, dort, wo 1948 die Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens mit dem Sägewerk Betzenmühle begann. Aus selbstverständlichem Material, innen wie außen, gebaut aus dem Material, mit dem sich das Unternehmen täglich beschäftigt. Unsere Architektur zeigt das Unternehmen mit seinen Produkten und seiner Philosophie sowie die Ziegler-Arbeitswelt.

Blick aus dem Sägewerk auf den Büroneubau (Foto: mju-fotografie, Marie Luisa Jünger)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Alles begann mit einem Anruf. Gemeinsam mit den Bauherren haben wir uns dann auf Spurensuche im Wald rund um das Sägewerk begeben und gefragt, was hier wachsen soll und wo? An der Schnittstelle von Wald und Produktionsflächen, am höchsten Punkt des Areals sind wir fündig geworden. In gemeinsamen Workshops wurde eine Idee geboren: Wir nehmen den Baumstamm als ursprünglichstes Produkt der Ziegler-Produktpalette – Fichte und bis zu 19 Meter hoch.

Fassadenausschnitt: Baumstammfassade (Foto: mju-fotografie, Marie Luisa Jünger)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Das Haus verbindet, stiftet Identität und schafft eine perfekte Arbeitsatmosphäre – Verwaltung und Produktion immer in Blickbeziehung. Es war dem Bauherrn wichtig, dass alle miteinander arbeiten – Kommunikation, Transparenz, Durchblicke zu den Kollegen, in die umliegenden Wälder und hin zum Sägewerk.

Unsere leidenschaftlichsten Bilder: Im Dunkeln leuchtet das Haus wie eine Laterne im Wald, Menschen bewegen sich auf allen Ebenen. Im Hellen entwickelt die Fassade über die Jahre Patina, an ihr sind die Himmelsrichtungen an den geschützten und ungeschützten Flächen abzulesen.

Eingangsbereich mit Holzspindeltreppe (Foto: mju-fotografie, Marie Luisa Jünger)
Zentrale Kombi-Zone mit hölzerner Kaffeestation, Holzspindeltreppe und holzgeschaltem Beton- Treppenhauskern (Foto: mju-fotografie, Marie Luisa Jünger)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Das neue Verwaltungsgebäude ist ein reiner Holzbau mit Brettsperrholzwänden und -decken sowie zwei Fluchttreppenhäusern aus Sichtbeton mit gebürsteter Rauspundschalung. Unser Ziel war auch, den Baustoff Holz weiterzuentwickeln und zeitgemäße Antworten für seine Verwendung zu finden. Energetisch autark wird das Gebäude komplett mit der Abwärme-Energie des Sägewerks versorgt.

Detail: Holzspindeltreppe (Foto: mju-fotografie, Marie Luisa Jünger)
Detail: Kaffeestation Theke (Foto: mju-fotografie, Marie Luisa Jünger)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Holz als natürlicher Filter, Diskretion von innen und außen, zusätzlich verschattbar mit einem textilen Sonnenschutz. Im Kern eine Fassade aus Glas, Holz und Metall. Die beiden Kuben sind in der Höhe versetzt, wie bei einem Baumstumpf mit Fällschnitten, dazwischen befinden sich zwei Innenhöfe.

Innen setzt sich dieses Konzept fort, die Verarbeitung des Holzes wird immer feiner und das Haus zeigt alle weiteren Arbeitsschritte. Von Theken aus rauem Holz bis hin zu den veredelten Oberflächen bei den Büromöbeln. Holz in seiner ganzen Vielfalt in Verarbeitung, Sorte und Farbigkeit.

Loggia mit gerahmtem Blick auf das Sägewerk (Foto: mju-fotografie, Marie Luisa Jünger)
Hohes Holz – Ein Haus wie ein Wald (Foto: mju-fotografie, Marie Luisa Jünger)
Gläserner Innenhof mit Kiefernbepflanzung (Foto: mju-fotografie, Marie Luisa Jünger)
Fluchttreppenhaus (Foto: mju-fotografie, Marie Luisa Jünger)
Detail Fluchttreppenhaus (Foto: mju-fotografie, Marie Luisa Jünger)
Besprechungsraum mit „Hölzerner Beleuchtung“ (Foto: mju-fotografie, Marie Luisa Jünger)
Büroarbeitsplätze (Foto: mju-fotografie, Marie Luisa Jünger)
Licht fällt durch die Baumfassade (Foto: mju-fotografie, Marie Luisa Jünger)
Situation (Bild: Brückner & Brückner Architekten)
Grundriss Erdgeschoss (Bild: Brückner & Brückner Architekten)
Schnitt (Bild: Brückner & Brückner Architekten)
Neubau Büro- und Verwaltungsgebäude für die Ziegler Group, Plößberg
2020
Betzenmühle 1
95703 Betzenmühle / Plößberg
 
Auftragsart
Direktbeauftragung
 
Bauherrschaft
Ziegler Holzindustrie GmbH & Co. KG, Plößberg
 
Architektur
Brückner & Brückner Architekten GmbH, Tirschenreuth | Würzburg 
Team: Peter Brückner (GF), Christian Brückner (GF), Stephan Gräbner (Projektleiter), Tobias Lippert (Stellvertretender Projektleiter)
 
Fachplaner
Tragwerk: Ingenieurbüro Bodensteiner & Partner GbR, Weiden i.d.Opf.
Heizung, Lüftung, Sanitär: Grünwald & Ach GmbH, Weiden i.d.Opf.
Elektro: EAS Systems GmbH, Neustadt a.d.Waldnaab
Brandschutz: DAI Dorn Architekten Ingenieure, München
Landschaftarchitektur: realgrün Landschaftsarchitekten GmbH, München
 
Ausführende Firmen
Generalunternehmer: Riedl Holzbau GmbH & Co. KG, Waldthurn
Baumstammfassade: Zimmerei Ziegler GmbH, Plößberg
Spindeltreppe: Treppenbau.ch AG, Ganterschwil (CH)
Brandschutztüren, Türen: Schreinerei Manfred Philipp e.K., Neusorg
Möbelbau/Schreinerarbeiten: Schreiner Gmeiner, Plößberg
Landschaftsbauarbeiten: Stefan Hirsch GmbH & Co. KG, Schnaittenbach 
Pflanzarbeiten: Schinner Gartenbau Floristik, Fuchsmühl
Granitarbeiten: Karl Fröhlich GmbH, Flossenbürg
HLS ausführend: Andritzky GmbH, Konnersreuth
Elektro ausführend: Elektro Hartung GmbH, Weiden in der Oberpfalz
  
Hersteller
Pfosten-Riegel-Fassade (Innen: Holz / Außen: Alu): RAICO Bautechnik GmbH
Pfaffenhausen
Aufzüge: Aufzugswerke Schmitt + Sohn GmbH & Co. KG
Sonnenschutz: Renson
Karusselltür: GEZE GmbH
Lüftungs- und Heizsystem: Kampmann GmbH
Gastro- und Außenmöbel: H.May KG
Sitzmöbel (Innen): Brunner GmbH
Loungemöbel: Arper SPA
Bürostühle: Pending Manufaktur GmbH & Co. KG
 
Bruttogeschossfläche
3.660 m² 
 
Gesamtkosten
ca. 12.000.000 € inkl. Außenanlagen, Möblierung und Nebenkosten (Kostengruppe 100-700)
 
Fotos
mju-fotografie, Marie Luisa Jünger

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