Black Lodge in Ålesund von Invit Arkitekter

Rückzugsort mit Ausblick

Thomas Geuder
12. February 2018
Die Gebäudekubatur des Wohnhauses „Black Lodge“ in Ålesund/Norwegen ist eine Antwort der Architekten auf die umgebende Naturlandschaft. (Bild: Johan Holmquist / Invit Arkitekter)

Projekt: Black Lodge (Ålesund, NO) | Architektur: Invit Arkitekter (Ålesund, NO) | Bauherr: privat | Hersteller: Schüco International KG (Bielefeld, DE), Kompetenz: Fassadensystem, Türsystem, Faltschiebesystem | weitere Projektdaten siehe unten

Ålesund im Westen Norwegens ist eine Stadt, deren Zentrum baulich vom Jugendstil geprägt ist. Auch die Lage der knapp 50.000 Einwohner zählenden Stadt ist reizvoll, auf mehreren Inseln im Europäischen Nordmeer, umgeben von Fjorden, Berg- und Inselketten. Für norwegische Verhältnisse nicht weit entfernt befindet sich der Geirangerfjord, der seit 2005 zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört. Die Berge sind bis zu rund 2.000 m hoch. In dieser malerischen und zugleich rauen Naturwelt haben Invit Arkitekter nun ein Feriendomizil für einen privaten Bauherrn errichtet, einsam gelegen an einem sanft abfallenden Hang mit grandioser Bergkulisse. Diesem Szenario setzten die Architekten ein scharfkantiges Gebäude entgegen, das mit seiner ineinander verschobenen Kubatur fast wie ein überdimensionaler Findling wirkt. Entsprechend gehen sie auch mit der Materialität an der Fassade um, die sich vornehmlich in Cortenstahl präsentiert, dessen raue Oberfläche sich mit den Jahreszeiten immer wieder neu erfindet. Ergänzt wird er im Bereich der Fensteröffnungen durch dunkle Fichtenholz-Paneele.

Das Gebäudekonzept des eingeschossigen Hauses basiert auf drei Baukörpern, die das Gebäudevolumen außen wie innen gliedern. Gleich nach dem Eingang folgen (jeweils durch eine Schiebetür abtrennbar) links und rechts mehrere kleine Räume, in denen sich die Schlafzimmer der Familie, das Badezimmer und Gästezimmer befinden. Insgesamt sollen hier bis zu 12 Personen einen Schlafplatz finden können, so der Wunsch der Bauherren. Vom Eingangsbereich mit der kleinteiligen Zimmerstruktur (mit Zimmergrößen zwischen 3,5 und 6 m²) aus gelangt man geradeaus in den großzügigen Gemeinschaftsbereich mit Küche, Esszimmer, Bibliothek und Wohnzimmer, letzteres immerhin 25 m² groß. Danach folgt nur noch die großzügige, 60,5 m² große Hauptterrasse.

Cortenstahl und Holz sind die Materialien, durch die die Gestalt in der Außenansicht geprägt ist. (Bild: Johan Holmquist / Invit Arkitekter)

Die zentrale Entwurfsidee der Architekten ist die Verbindung von Innen- und Außenraum, auf mehreren Ebenen, nicht zuletzt auch durch ein Spiel mit Transparenz und Geschlossenheit. Die Öffnungen in der Fassade sind dabei so gesetzt, dass sie ausgesuchte Ausschnitte der Umgebung rahmen, mal raumhoch, mal als Lichtband. Der zentrale Wohnraum ist dabei der offenste Bereich mit einer über Ecke geführten Panoramaverglasung und einem Schiebefaltsystem, durch das sich der Raum an warmen Tagen großzügig öffnen lässt. Die Atmosphäre im Innenraum ist vor allem von einer angenehmen Behaglichkeit charakterisiert, als Rückzugsort im rauen Klima, durch eine Fichtenholz-Verkleidung, die mal naturbelassen und (je privater die Räume sind) mal schwarz lackiert ist. Nicht zuletzt soll mit dieser Materialwahl auch an die traditionellen Berghütten Norwegens erinnert werden.

Das Klima in dieser Gegend kann extrem wechselhaft sein. Im Bereich der Fjorde und Berge sind winterliche Schneefälle von mehreren Metern Höhe die Regel, im Sommer treten im oft raschen Wechsel Temperaturen zwischen 30° C und nur 10° C auf. Umso wichtiger war somit das Energiekonzept. Die großflächigen Glasfassaden bestehen aus einer passivhaus-zertifizierten Pfosten-Riegel-Konstruktion mit hoch-isolierenden Rahmen und wärmedämmbeschichteter Dreifach-Isolierverglasung (Schüco). Die Fußbodenheizung wird elektrisch betrieben, ebenso die Heizung in den Bädern. Ein Belüftungssystem mit Wärmepumpe sorgt für frische, vorklimatisierte Luft im Innenraum. Und natürlich darf auch der Kaminofen nicht fehlen, damit die gemütliche Atmosphäre perfekt ist.

Räumliche Großzügigkeit und Verbundenheit mit der Natur gibt es vor allem in den gemeinschaftlichen Bereichen, wie hier im Wohnzimmer. (Bild: Johan Holmquist / Invit Arkitekter)
Das Holz im Innenraum ist entweder naturbelassen oder schwarz lackiert, wodurch verschiedene Zonen erzeugt werden sollen. (Bild: Johan Holmquist / Invit Arkitekter)
Fensteröffnungen sind in Größe und Position so gewählt, dass sie den Blick in die Landschaft rahmen und spannende Orte im Innenraum entstehen. (Bild: Johan Holmquist / Invit Arkitekter)
Ein typisches Langfenster sorgt im Ess- und Bibliotheksbereich für eine gewisse Geborgenheit. (Bild: Johan Holmquist / Invit Arkitekter)

Schüco Stories – A Family's Project / Ein Familienprojekt (Schüco, 2:46 min.)

Lageplan mit Gebäudekubaturen (Quelle: Schüco / Invit Arkitekter)
Grundriss (Quelle: Schüco / Invit Arkitekter)
Ansichten, von der Hauptfassade aus gegen den Uhrzeigerinn (Quelle: Schüco / Invit Arkitekter)
Die größte Transparenz hat das Haus im Wohnzimmer mit Eckverglasung und (bei Bedarf) Faltschiebetür. (Bild: Johan Holmquist / Invit Arkitekter)
Rückzugsort mit Ausblick: Die Gebäudeform gibt Geborgenheit und stellt gleichzeitig eine Verbindung zwischen innen und außen her. (Bild: Johan Holmquist / Invit Arkitekter)

Projekt
Black Lodge
Ålesund, NO

Architektur
Invit Arkitekter
Ålesund, NO

Bauherr
privat

Hersteller
Schüco International KG
Bielefeld, DE

Kompetenz
Fassadensystem Schüco FW 50+.SI, Türsystem Schüco ADS 75.SI und Schüco ADS 75 HD.SI, Faltschiebesystem Schüco ASS 70 FD

Holzkonstruktionen
Gingabygg
Ålesund, NO

Fassade
Straumsheim glass og fasade
Straumgjerde, NO

Wohnfläche
165 m²

Fertigstellung
2015

Fotografie
Johan Holmquist / Invit Arkitekter


Projektvorschläge
Sie haben interessante Produkte und innovative Lösungen im konkreten Projekt oder möchten diesen Beitrag kommentieren? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!

Die Rubrik «Praxis» ent­hält aus­schließ­lich redak­tio­nell er­stellte Bei­träge, die aus­drück­lich nicht von der Indus­trie oder anderen Unter­nehmen finan­ziert werden. Ziel ist die un­ab­hängige Be­richt­er­stat­tung über gute Lösungen am kon­kreten Pro­jekt. Wir danken allen, die uns dabei unter­stützen.

Other articles in this category