Zukunftsstandort

kister scheithauer gross architekten und stadtplaner
24. August 2022
Blick ins Quartier (Visualisierung: ksg)
In Bonn-Endenich werden Lösungen gesucht für die städtebaulich-freiraumplanerischen Qualifizierung Am Propsthof/Gerhard-Domagk-Straße als Zukunftsstandort. Welche Ausgangssituation haben Sie vorgefunden?

Im Osten des Entwicklungsareals „west.side“ in Bonn-Endenich, fußläufig 2,5 km von der Innenstadt entfernt, soll ein neuer Quartierseingang in Verlängerung der Gerhard-Domagk-Straße geschaffen werden. An den Straßen am Probsthof und der Gerhard-Domagk-Straße befinden sich bereits heterogen gestaltete Gebäude der Uni Bonn sowie Büros, die in den nächsten Jahren erweitert werden. Genau diese Gebäude sollen mit dem Entwurf mithilfe des Quartierseingans an die neue Quartiersmitte angebunden werden. Das Plangebiet ist aktuell beinahe vollständig versiegelt, es gibt wenig Grünflächen oder Bepflanzung.

Lageplan (Zeichnung: ksg)
Welche Bedeutung kommt den Freiräumen zu?

Wir planen einen Freiraum als „grüne Mitte“ des Quartiers, als Treffpunkt und Aufenthaltsort. Um künftig vor Starkregen zu schützen, einen guten Boden für Baumpflanzungen zu schaffen und das Mikroklima zu verbessern, wird die Fläche komplett entsiegelt und nicht unterbaut. Der Park wird von zwei Bürosolitairen flankiert. Der Park soll städtebaulich auch dazu dienen, eine grüne Querachse und Frischluftschneise anzulegen, als deren Mitte die eben erwähnt grüne Quartiersmitte dienen soll. Vom Vorplatz geht eine Promenade aus und dient aus Verbindung zur west.side.

Wie organisieren Sie den Zukunftsstandort?

Die grüne Achse ordnet auf selbstverständliche Weise die funktionale Teilung in Wohnen, gewerbliches Wohnen und Bürosolitäre – gleichzeitig bieten die Gebäude mit ihren klaren Kanten dem Freiraum einen Rahmen. Die Straßeneinmündung in das Quartier wollen wir mit einem urbanen Vorplatz ausstatten. Die Straße planen wir mit klarer Richtungsführung, aber auch als kommunikativen öffentlichen Raum mit Sitzmöbeln.

Grüne Mitte (Visualisierung: ksg)
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?

Uns war es wichtig, Klarheit und Symmetrie der architektonischen Komposition zu bewahren, um den urbanen Charakter und die Hauptachse zu betonen. Darüber hinaus haben wir Flexibilität und Modularität berücksichtigt, da sich die Funktion der Räume während der gesamten Projektentwicklung und je nach Nutzer weiter verändern wird. Die „Bürovilla“ ist mit ihren Einschnitten von zweistöckigen Gewächshäusern eine der architektonischen Besonderheiten auf dem Gelände. Diese Einschnitte schaffen den Übergang zwischen Innen- und Außenraum und brechen den Monolithen der Blockform auf.

Nachhaltigkeit (Zeichnung: ksg)
Erläutern Sie uns bitte Ihren Ansatz zum Thema Nachhaltigkeit.

Auf die große Bedeutung des Grünraums und dessen ökologischen Nutzen sind wir bereits eingegangen. Des Weiteren planen wir den Straßenraum so, dass der Fuß- und Radverkehr Vorrang hat. Die Bürosolitaire werden als Holzhybride geplant, wir wollen aber auch auf weitere nachhaltige Materialien wie Ziegel setzen.

Was wird die Qualität des neuen Quartiers ausmachen?

Einerseits die klare Struktur, andererseits die vielen Begegnungsflächen, die eine nachbarschaftliche Identität für Anwohner und dort arbeitende Menschen schaffen. Dazu gehören der Grün- und Straßenraum, aber auch Coworking-Spaces mit Wintergärten als Teil der Bürosolitaire.

Ist schon ein Rahmenplan in Arbeit?

Nein, eine Beauftragung wird im Moment zwischen den Grundstückseigentümern abgestimmt.

Modell (Foto: ksg)
Zukunftsstandort Am Propsthof/Gerhard-Domagk-Straße in Bonn-Endenich
Mehrfachbeauftragung
 
Auslobung: Legend Real Estate GmbH
Betreuung: Dewey Muller Partnerschaft mbB Architekten Stadtplaner, Köln

Jury
Prof. Rolf Westerheide, Architekt, Stadtplaner, Vors. | Ines Kapplinghaus, Architektin, Circle Development GmbH | Jürgen Minkus, Architekt | Regina Stottrop, Stadtplanerin | Prof. Eva-Marie Pape, Architektin | Rolf Beu | Max Biniek | Hanno von Raußendorf | Arno Hospes

1. Rang
kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH, Köln | Prof. Johannes Kister
Mitarbeit: Iryna Kychata, Hazal Sari, Burak Yurtcu, Selin Sener, Niklas Schmitz, Fariza Mayasari Abdul Hamid, David Schröpfer
hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin | Barbara Hutter, Stefan Reimann

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