Elegante Silhouette

AllesWirdGut ZT und Hertl Architekten
16. November 2022
Blick auf das Technische Verwaltungsgebäude in Düsseldorf (Visualisierung: AllesWirdGut & Hertl.Architekten | bloomimages)
Als Ersatz für die Technischen Verwaltungsgebäude I-V soll in Düsseldorf-Oberbilk ein Verwaltungsgebäude nach zeitgemäßen Standards errichtet werden. Welche Ausgangssituation haben Sie vorgefunden?

Die große Qualität des Bauplatzes ist die zentrale innerstädtische Lage unmittelbar am IHZ-Park. Die Aufgabe bestand darin, ein öffentliches Gebäude zu entwerfen, das sich am Grundstück trotz seiner Größe nicht allzu breit macht, sondern – bescheiden und durchlässig in die Umgebung einfügt – klare Bezüge zur Nachbarschaft herstellt. Entscheidend ist für uns bei einem Hochhaus immer, wie es am Boden landet und mit dem öffentlichen Raum kommuniziert. Mit einem großen Einschnitt und Vorplatz wird eine einladende Geste und Adresse zum Park ausgebildet, der öffentliche Raum wird erweitert und schafft ein attraktives Entree für das neue Rathaus am Park. 

Lageplan (Zeichnung: AllesWirdGut & Hertl.Architekten)
Wie kamen Sie zum Baukörper?

Der Entwurf für den Neubau des Technischen Verwaltungsgebäudes Düsseldorf (TVG) gliedert sich in eine durchlässige öffentliche Sockelzone; die in der Ausschreibung geforderte große Baumasse wird in einen eleganten, schlanken Turm aus vier ineinander verschränkten Quadern in Holzhybrid-Bauweise gepackt. Damit gelingt es, ein sehr großes Volumen in ein schlankes, ästhetisches Ensemble zu übersetzen, das mit seiner eleganten Silhouette das öffentliche Gebäude auch aus der Ferne repräsentiert und selbstbewusst im Stadtbild verankert. 

Die Sockelzone ist eine durchlässige, öffentlich zugängliche Stadtoase, lädt zum Verweilen ein und verbindet die Moskauer Straße mit dem IHZ Park. Publikumsflächen, Bürgerservice, Konferenz- und Schulungsräume werden über ein mehrgeschossiges, öffentliches Foyer erschlossen. Am Dach befindet sich eine Caféteria mit weitläufiger Terrasse. Für ein gutes Mikroklima und hohe Aufenthaltsqualität werden überall im Gebäude begrünte Wintergärten, Höfe, Terrassen und Dachgärten eingeplant.

Baukörper (Piktogramm: AllesWirdGut & Hertl.Architekten)
Wie organisieren Sie das Gebäude?

Die vertikale Organisation des Gebäudes richtet sich ganz nach den Anforderungen der Besucherströme und der Anforderungen an die Zugänglichkeit. Während der Sockel einladend gestaltet allen BürgerInnen offen steht, sind die Bürogeschosse im Turm den internen Arbeitswelten der verschiedenen Abteilungen zugeteilt. Der grüne Sockel versteht sich als fließendes Raumkontinuum zwischen Moskauer Straße und IHZ-Park, das durch seine offene Gestaltung eine intuitive, fließende Verbindung der unterschiedlichen Niveaus herstellt und räumlichen Mehrwert bietet. 

Die Bürogeschosse sind nach einem Grundrissprinzip organisiert, das neben hoher Flächeneffizienz und einem geringen Erschließungsflächenanteil vor allem gleichwertige, attraktive Arbeitsplätze mit Ausblick und maximale Flexibilität bei der Organisation der Arbeitswelten ermöglicht. Mit nur einem zentralen Erschließungskern werden alle Geschosse miteinander verbunden, wodurch neben hoher Wirtschaftlichkeit und Effizienz auch gute Orientierung und Übersichtlichkeit im Gebäude sicherstellt wird. Mehrgeschossige Wintergärten schaffen ein einladendes Entree und einen besonderen Aufenthaltsort innerhalb der Büroetagen.

Foyer (Visualisierung: AllesWirdGut & Hertl.Architekten | bloomimages)
Welche Besonderheiten hinsichtlich Konstruktion und Material zeichnen Ihren Vorschlag aus?

Die Besonderheit ist sicherlich schon durch den Bauherren vorgegeben, der die Ziele für ein nachhaltiges, zukunftsgewandtes Gebäude schon in der Wettbewerbsauslobung festgeschrieben hat. Diese Herausforderung haben wir durch ein radikal innovatives und intelligentes Gebäudekonzept sehr ernst genommen. Das Konzept trägt zum Vorbildcharakter der Stadt Düsseldorf im Umgang mit Ressourcen und Kreislaufwirtschaft bei und macht Nachhaltigkeit auch für die Öffentlichkeit sichtbar und erlebbar. Wirtschaftlichkeit und Effizienz, Verwendung nachwachsender Baustoffe, Recyclebarkeit stellen wichtige Entwurfsparameter dar. Im Sinne der angestrebten positiven Gebäudebilanz werden sämtliche Ebenen des Turms als Holz-Beton-Tragwerk ausgestaltet. Haustechnische Komponenten werden auf ein notwendiges Minimum reduziert. Die Hybridbauweise der Decken stellt durch einen hohen Vorfertigungsgrad und kurze Transportwege eine ressourceneffiziente Lösung dar.  Der Kreislauf- und Rezyklieransatz spiegelt sich direkt in der rezyklierfähigen Materialauswahl und den ressourcenschonenden Konstruktionselementen wider. Der große Anteil an Holzbau im Gebäude schafft einen klimafreundlichen Materialeinsatz. Der Holzbau trägt wesentlich zur Reduktion von CO₂-Emissionen in der Baukonstruktion des Gebäudes bei und reduziert den CO₂-Fußabdruck an grauen Emissionen.

Ebenso wird ein besonderes Augenmerk auf die Nutzung lokaler Energiepotentiale gelegt. Sonne, Pflanzen, gespeichertes Regenwasser, Nahwärme, Geothermie etc.

Die smarte Zickzackfassade mit Photovoltaik- und dezentralen Lüftungselementen kombiniert passive Verschattung im Sommer, solare Energiegewinnung im Winter und schafft die Möglichkeit der individuellen Fensterlüftung für die NutzerInnen. Gleichzeitig verleiht die Fassade dem Gebäude Tiefe und bietet dem Betrachter ein lebendiges je nach Blickwinkel zwischen offen oder geschlossen changierendes Erscheinungsbild. Die MitarbeiterInnen genießen über raumhohe Fensteröffnungen den Panoramablick auf die Stadt. 

Hozhybrid (Zeichnungen: AllesWirdGut & Hertl.Architekten)
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?

Emotionale Nachhaltigkeit ist uns wichtig. Gestaltung und Ästhetik sind entscheidende Faktoren, wenn es darum geht, ein nachhaltiges, weil langlebiges Gebäude zu schaffen, das von den Menschen geschätzt und geliebt wird. Daher ist es wichtig, dass ein Gebäude nicht nur funktional und praktisch ist, es muss vor allem auch schön sein. Unser Ziel ist eine hochwertige, angemessene Gestaltung und auch den Nachhaltigkeitsanspruch abbildet, dabei gut altert sowie sparsam und klug mit den verfügbaren Ressourcen und der öffentlichen Investition umgeht.

Begrünte Pufferzone (Visualisierung: AllesWirdGut & Hertl.Architekten | mattweiss)
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?

Geplanter Fertigstellungstermin ist 2030, auch ein historisches Datum, wenn es um das Erreichen unserer Nachhaltigkeits- und Klimaziele geht.

Neubau Technisches Verwaltungsgebäude in Düsseldorf
Nicht offener Wettbewerb
 
Auslobung: IPM Immobilien Projekt Management Düsseldorf GmbH; Landeshauptstadt Düsseldorf
Betreuung: [phase eins], Berlin
 
Jury
Dorothée Schneider, Architektin, Stadtkämmerin, Landeshauptstadt Düsseldorf | Cornelia Zuschke, Architektin, Beigeordnete für Planen, Bauen, Wohnen und Grundstückswesen, Landeshauptstadt Düsseldorf | Prof. Markus Allmann, Architekt, München | Peter Bastian, Architekt, Münster | Elke Delugan-Meissl, Architektin, Wien | Univ.-Prof. Dr.-Ing. Mike Gralla, Bauingenieur, Herten | Heinz Peter Koch, Maschinenbauingenieur, Darmstadt | Prof. Dr.-Ing. Manfred Keuser, Bauingenieur, München | Prof. Hilde Léon, Architektin, Berlin | Univ.-Prof. Christa Reicher, Architektin, Aachen | Dr. Stephan Keller, Oberbürgermeister, Landeshauptstadt Düsseldorf | Dr.-Ing. Heinrich Labbert, Geschäftsführung IPM Düsseldorf GmbH, Düsseldorf | Andreas Hartnigk, Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf | Angela Hebeler, Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf | Elke Fobbe, Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf | Mirko Rohloff, Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf | Daniela Dauner, Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf | Markus Badzio, Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf | Dr. Hans-Joachim-Grumbach, Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf
 
1. Preis
AllesWirdGut ZT GmbH, Wien
Hertl Architekten, Steyr
ZFG-Project GmbH, Baden (TA)
FCP Fritsch, Chiari & Partner ZT GmbH, Wien (TWP)

Verfasser:
Architektur: Andreas Marth, Gernot Hertl
Technische Ausstattung: Josef Fellhofer
Tragwerksplanung: Joachim Lanschützer
 
Mitarbeiter:
Architektur: Ondrěj Stehlík, Michal Stehlík, Antonia Forster
 
Fachberater:
Landschaftsarchitektur: DnD Landschaftsplanung ZT KG, Wien,
Sabine Dessovic, Anna Detzlhofer, Miruna Badea, Evenin Gasparevic
Transsolar KlimaEngineering, München | Markus Krauß, Niklas Lorenzen
merz kley partner | Konrad Merz
knippershelbig | Florian Scheible
Müller BBM GmbH, München | Michael Rombach
 
2. Preis
HDR GmbH, Düsseldorf
Winter Gebäudetechnik, Engineering & Services GmbH, Düsseldorf (TA)
Krebs+Kiefer Ingenieure GmbH, Berlin (TWP)
 
Verfasser:
Architektur: Michael König, Norbert Schachtner
Technische Ausstattung: Volker Winter, Maik Protze, Michael Montzka
Tragwerksplanung: Prof. Peter Stöwhaas, Dr. Sven Huismann
 
Mitarbeiter:
Architektur: Lea Reinschmidt, Timo Margaritidis, Milan Kapetanovic, Marco Bornemann, Linus Schulte, Tobias Kremp
 
Fachberater:
Landschaftsarchitektur: WES GmbH LandschaftsArchitektur, Hamburg | Wolfgang Betz, Thomas Bohr, Maria Aldea
Bauphysik: Wolfgang Sorge Ingenieurbüro für Bauphysik GmbH & Co. KG, Nürnberg | Stefan Wagner
Brandschutz: BFT Cognos GmbH, Aachen | Lutz Krüger
 
3. Preis
ingenhoven associates, Düsseldorf
ASSMANN Beraten + Planen, Hamburg (TA)
Werner Sobek AG, Stuttgart (TWP)
 
Verfasser:
Architektur: Christoph Ingenhoven
Technische Ausstattung: Dr. Thorsten Warner
Tragwerksplanung: Roland Bechmann
 
Mitarbeiter:
Architektur: Martin Reuter, Philipp Neumann
 
Fachberater:
Brandschutz: Görtzen Ingenieure, Düsseldorf | Stephan Bargel
Verkehrsplanung: Durth Roos Consulting GmbH, Darmstadt | Thomas Weissenberger
Energiekonzept: Drees & Sommer SE, Stuttgart | Prof. Dr. Michael Bauer

 
4. Preis
caspar.schmitzmorkramer gmbh, Köln
Drees & Sommer SE, Stuttgart (TA)
Werner Sobek AG, Berlin (TWP)
 
Verfasser:
Architektur: Caspar Schmitz-Morkramer
Technische Ausstattung: Moritz Hummel, Christian Luft
Tragwerksplanung: Radu-Florin Berger

Mitarbeiter:
Architektur: Holm Bethge, Philipp Meise, Jutta Göttlicher, Francisco vaz Cano, Jana Passetschnik, Lucas Bennet, Juan Salgado, Gereon Berz, Xhe-sika Osmani, Jan Harmßen, Johannes Feder
Tragwerksplanung: Julius Stroetmann
 
Fachberater:
Brandschutz: hhp Berlin, Peter Schramm
Freiraumplanung: studio grün-grau, Düsseldorf | Prof. Thomas Fenner, Binyang Xie
Aufzugsplanung: Jappsen Ingenieure | Olaf Rieke
Bauphysik: Drees & Sommer SE, Köln | Georg Hellinger
Fassadenplanung: Drees & Sommer | Jürgen Einck, Robert Erlac

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