Genossenschaftliches Wohnen, Gewerbe und Kultur in Köln-Sülz von Nebel Pössl Architekten

Ohne heiligen Geist

Ulf Meyer
18. May 2021
Die Böhm-Kirche wird über zwei Brücken mit ihren Flügelbauten verbunden (Foto: © HG Esch)

Vor einhundert Jahren wurde im Kölner Süden Europas größtes Kinderheim mit bis zu tausend Bewohnern gebaut, rund um eine neobarocke Waisenhauskirche von 1923. Im zweiten Weltkrieg blieb davon nur der Kirchturm erhalten. Kölns berühmtester Sakralarchitekt, Dominikus Böhm, plante den Neubau der Kirche „Zur heiligen Familie“ 1955. Als er starb, übernahm sein Sohn Gottfried die Planung und die Kirche für Kinder wurde 1958 in Schüttbeton-Bauweise errichtet. Mit der Auflösung des Kinderheims wurde das Gelände ab 2010 zu einem Quartier umgebaut mit 80 geförderten (47 in Wohngruppen für Senioren) und 67 freifinanzierten Wohnungen. Beim Wettbewerb 2014 hatte das Kölner Büro Nebel Pössl den 1. Preis bekommen.

Ziegelmehl der zerstörten Gebäude wurde dem Beton beigemischt und gab der Fassade ihre rötliche Marmorierung. (Foto: © HG Esch)
Die Böhm-Kirche wurde profaniert, in der ersten Etage ist heute ein Kulturraum (Foto: © HG Esch)

Die Böhm-Kirche mit zwei Flügelbauten wurde profaniert, von der Wohnungsgenossenschaft Köln-Sülz eG erworben und zur Versammlungsstätte umgebaut. Die Brücken zu den Flügelbauten wurden neu gebaut. Stahltragwerke mit Fassaden aus Glas und perforierten Aluminium-Verbundplatten bieten von innen Blicke auf Kirche und Platz. Die Perforierung spielt auf die achteckigen Fenster der Böhm-Kirche an und lockert die Ansicht der Metallplatten neben den rauen Betonoberflächen auf. In der ersten Etage befindet sich ein Kulturraum, im Erdgeschoss die Geschäftsstelle der Genossenschaft.

In dem städtischen Block sind die Nutzungen gemischt (Foto: © HG Esch)
Die Kirche zur heiligen Familie als Zentrum des Quartiers (Foto: © HG Esch)

Die die Kirche flankierenden Altbauten nehmen Wohngruppen und Studentenwohnungen auf. Zu den altersgerechten Wohnungen, Kleinwohnungen, Familien- und Gruppenwohnungen für Senioren und Behinderte kamen ein Nahversorger, Arztpraxen, eine Tagespflege, Physio- und Psychotherapie, eine Kindertagesstätte, ein Restaurant, ein Bistro und ein Eiscafé. Die Wohnungen für Ältere, Pflegebedürftige und Behinderte orientieren sich zum Platz. Die Wohnformen wurden in allen Gebäudeteilen vermischt. Ziel ist, dass „altersgerechtes Wohnen“ und „junges Wohnen“ voneinander profitieren.

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