Kontext: Staab Architekten

Christian Schittich
16. October 2020
Die großformatigen Raumtrenner erscheinen von innen transluzent (Foto: Neues Museum/Annette Kradisch)

Seit zwei Jahrzehnten schon gehört der in Berlin ansässige Volker Staab zu den führenden Protagonisten der Architektur in Deutschland. Mit seinem Büro Staab Architekten überrascht er immer wieder mit ungewöhnlichen Bauten – und aktuell mit dem Jüdischen Museum Frankfurt.  Bauten wie das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt, das Museum der Bayerischen Könige in Hohenschwangau oder das Kunstmuseum Ahrenshoop verdeutlichen die ungemeine formale Vielfalt seiner Entwürfe. Doch mit dem Neuen Museum in Nürnberg, das auch heute noch mit seiner eleganten, konkav geschwungenen Glasfassade und seinen innenräumlichen Qualitäten überzeugt, fing alles an. 1991 gewinnt der bis dahin unbekannte Architekt Volker Staab den Wettbewerb, mit der Eröffnung des Hauses im Jahr 2000 trat er dann schlagartig ins Rampenlicht. Genau 20 Jahre ist das nun her – Anlass genug für die Institution zum Jubiläum des eigenen Gebäudes dem Architekten eine Ausstellung zu widmen.

Kontext. Staab Architekten“ heißt die von den Planern selbst kuratierte Schau, die den tiefgreifenden Einfluss des Kontextes auf ihr Werk veranschaulichen soll. Wobei Kontext in diesem Zusammenhang weit mehr meint, als nur den Bezug auf die direkte städtebauliche Umgebung. Das verdeutlichen auch die sechs Themenbereiche, denen die vorgestellten Projekte zugeordnet werden, darunter „Auratische Orte“, „Spielräume“, Gesellschaft“ oder „Kultu­relles Gedächtnis“. Sie zeigen, wie solchermaßen übergeordnete Aspekte den jeweiligen Entwurf prägen und wie es den Architekten immer wieder gelingt, die komplexen Rahmenbedingungen zu einer nur für den speziellen Ort geeignete Gestalt zu verdichten. So ist es nicht zuletzt der gewollte Verzicht auf eine stets gleiche Handschrift, der Volker Staab und sein Büro auszeichnet.

Ausstellung im Fassadenraum (Foto: Neues Museum/Annette Kradisch)
Foto: Christian Schittich

Es kommt nicht oft vor, dass Architekten die Chance bekommen, ihr Werk im eigenen, sprich selbstentworfenen Gebäude vorzustellen. Staab nutzt diese Gelegenheit, um nicht nur seine Herangehensweise und Haltung in der Architektur zu erläutern, sondern auch, um auf einige besondere Raffinessen seines Baus aufmerksam zu machen. Allen voran lässt er die spektakuläre Glasfassade, hinter der die Präsentation unmittelbar angeordnet ist, selbst zum Ausstellungsgegenstand mutieren. Er schließt die hellen, lichtdurchfluteten Fassadenkabinette mit raumhohen transluzenten Bildern, die bis in den Stadtraum hinein wirken, teilweise nach außen hin ab. Dadurch entsteht, auch aufgrund ihrer Krümmung, ein Wechselspiel innenräumlicher Qualitäten sowie von Durchsicht und Reflexion auf der gläsernen Haut. Gleichzeitig aber bieten sich dem Besucher immer wieder eindrucksvolle Ausblicke auf die Stadt. Das direkte Zusammenspiel von Ausstellung und Gebäude wird somit zu einem der faszinierendsten Aspekte der Schau.

Wie im Schaufenster präsentiert, zeigt sich die Ausstellung von außen. (Foto: Christian Schittich)

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