Hamburger Sturzstatistik

Manuel Pestalozzi
3. October 2019
Treppenanlage am Foyer des Großen Saals in der Elbphilharmonie (Foto: Michael Zapf)

Eine Eigenschaft der Gegenwart besteht darin, dass alles, was zähl- und messbar ist, gezählt und gemessen wird. Danach werden Schlüsse gezogen und notfalls Maßnahmen getroffen, welche die ermittelten Werte im positiven Sinn verändern. Doch oft sind solche Werte nicht mit klaren Aussagen gleichzusetzen. Daran erinnert ein Artikel der Frankfurter Allgemeine.

Es geht um Stürze in der Elbphilharmonie Hamburg. Allein 34 davon habe das Haus bereits verzeichnet – Stürze, bei denen Personal oder Rettungsdienst zu Hilfe kam. Die Dunkelziffer, so mutmaßt der Autor, dürfte „deutlich höher liegen“. Die registrierten Ereignisse lassen sich zeitlich und räumlich zuordnen, was der Artikel auch tut: drei Stürze von Besuchern im großen Saal in der ersten Saison 2017/18, fünf in der zweiten. Im Foyer des großen Saals ereigneten sich zudem 13 „Unfälle“ pro Saison, wobei nicht klar ist, ob es Stürze sind. Auch Sektkelche und Zahnstocher können gefährlich sein.

Was kann diesen nackten Zahlen gegenübergestellt werden? Beispielsweise jene der Besucher insgesamt. Bisher waren es nach Angaben eines Sprechers weit über zwei Millionen, steht im Artikel. Und er gesteht: Vergleichbare Zahlen über Stürze sind schwer zu bekommen. Allerdings zählt das Statistische Bundesamt für Hamburg Stürze in der Hansestadt. Im Jahr 2017 ereigneten sich mehr als 500 mit Todesfolgen, davon allein 21 auf oder von Treppen oder Stufen.

Dramatisch? Ein Sturm im Wasserglas? Wie auch immer: Die Allgemeinheit ist sensibilisiert. Deshalb musste sich der Hamburger Senat auf eine Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion zu den Gefahren äußern. Aber mehr als die oben wiedergegebenen Informationen kam offenbar nicht heraus. Maßnahmen wurden keine angekündigt, man darf annehmen dass die Architektur fürs erste in Ruhe gelassen wird.

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