Die neue Bauakademie

Ulf Meyer
3. February 2019
Auf dem Podium: Gunther Adler, HG Merz, Matthias Sauerbruch, Kurt W. Forster (Bild: Ulf Meyer)

Deutschland hat sei elf Tagen eine „Stiftung Bauakademie“ – es weiss nur keiner. Die notarielle Eintragung der Stiftung war dem Bund keine Pressemitteilung wert. Mit dieser Nachricht platzte Staatssekretär Gunther Adler in eine Diskussionsrunde zur Neugründung der Bauakademie, die die Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin einberufen hatte. Moderiert von Matthias Sauerbruch sollte eine tour d'horizon des Kunsthistorikers Kurt W. Forster den Blick ein vielleicht letztes Mal weiten: In seinem neuen Buch „Schinkel – A Meander through his Life and Work“ (Birkhäuser) stellt Forster mit der ihm eigenen Geistesfülle auch entscheidende Details der Bauakademie heraus.

HG Merz, einer der fünf Preisträger im Programmwettbewerb und frisch gebackenes AdK-Mitglied, nutzte die Veranstaltung, um sich als geschmeidiger Auftragnehmer in Position zu bringen für den für September vorgesehenen Architekturwettbewerb. Im Sommer 2020 soll das Ergebnis dieses Wettbewerbs bekanntgegeben werden. Die alles entscheidenden drei Fragen, wer in der Jury sitzen wird, wer in den Stiftungsrat kommt und wer zum Wettbewerb zugelassen wird, blieben offen.

Die etwaige Wiedergewinnung des Gebäudes bringt die Institution Bauakademie freilich nicht zurück. Wie sie organisiert und finanziert sein soll, ist weiterhin offen. Die Mehrheit der deutschen Architekten und Ingenieure quittiert es mit Achselzucken. Der Bund hat die Initiative angestoßen – wenn auch nicht aus Freude an der Baukunst – nun soll er sie auch zu Ende führen.

Als „Sphinx der Architektur“ bezeichnete Forster die Bauakademie: Er schwärmte von der Tapisserie der Keramikfassaden, Sauerbruch von einem „Powerhouse“ des Berufstands und „Ort der Geschmacksbildung“, Adler von einem Zentrum für Bauen und Handwerk, das auch Millenials, Laien und Touristen begeistert, während HG Merz von Co-Working Spaces und Pop-up-Stores in dem Neubau schwadronierte. Mit dem „Mäntelchen der historischen Fassade“ (Merz) als Vorgabe hätte er wohl kein Problem.

Das Rätsel um ihre Wiederauferstehung wird mindestens bis zur Einweihung bestehen blieben – möglicherweise sogar deutlich darüber hinaus! Dem Geist der Schinkel‘schen Architektur ist mit einer Wiederaufführung einer nur notdürftig modernisieren Architektur nicht beizukommen. Ein weiteres „Frankenstein“-Gebäude, wie das benachbarte Stadtschloss von Forster bezeichnet wurde, wollten alle im Saal verhindern. 

Other articles in this category