Congratulazione Renzo Piano!

Carsten Sauerbrei
14. September 2017
Renzo Piano während einer Vorlesung an der Columbia Graduate School of Architecture, Planning and Preservation im März 2015. (Bild: Columbia GSAPP / CC BY 2.0)

Können Sie auf Anhieb eindeutig beschreiben, wie ein Gebäude von Renzo Piano aussieht? Vermutlich nicht, denn anders als zum Beispiel sein einstiger Weggefährte Richard Rogers, mit dem er 1971 den ersten großen Wettbewerb für das Pariser Centre Pompidou gewann, passte Piano im Laufe seiner mehr als 40-jährigen Tätigkeit seine Formensprache immer wieder individuell Bauaufgabe und Ort an. Eine Konstante im Werk Pianos ist dagegen sein Anspruch, schöne Gebäude für eine «zivilisierte und humane Welt» zu schaffen, wie er es 2016 im Interview mit dem Architekturkritiker Bernhard Schulz beschrieb.

Renzo Piano entwarf den den städtebaulichen Masterplan und den größten Teil der Gebäude auf dem Debis-Areal am Berliner Potsdamer Platz. (Bild: Debis-Haus in Berlin by Cafezinho / Public Domain)

Um «Örtlichkeiten zu schaffen, an denen Menschen ihre Werte teilen können», wie Piano im selben Interview sagt, setzt der Pritzker-Preis-Gewinner von 1998 auf die europäische Städtebautradition, öffentliche Straßen und Plätze als die Räume zu begreifen, auf denen sich die Stadtgesellschaft manifestiert. Dank der bereits in den historischen Pariser Quartieren angelegten Straßen und Plätze konnten Piano und Rogers ihr Centre Pompidou radikal nach innen orientieren und dort Räume für die Begegnung mit Kunst schaffen.

Das Kölner Weltstadthaus beeindruckt mit einer zweifach gewölbten Glasfassade und dem Holztragwerk. (Bild: Weltstadthaus in Köln by Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0)

Einer ganz anderen Ausgangslage musste sich Piano ab 1992 am Berliner Potsdamer Platz stellen, wo die historische Stadtstruktur nach Zweitem Weltkrieg und der Teilung der Stadt nur noch in Rudimenten vorhanden war. Ihm gelang es, anders als Helmut Jahn, der mit dem Sony-Center das zweite große Areal am Potsdamer Platz plante, die historischen Straßenräume wiederzubeleben und dem neuen Quartier mit einer Piazza einen öffentlichen Raum als Mittelpunkt zu geben. Anhand von Pianos feingliedrigen, mediterran anmutenden Terrakotta-Fassaden, die er am Potsdamer Platz realisierte und die selbst beim Hochhaus mit einem zweischaligen Aufbau natürliche Belüftung ermöglichen, wird auch die Schönheit und nachhaltige Qualität seiner Architektur sichtbar.

Renzo Pianos bisher letztes Werk, das Centro Botín öffnete erst im Juni seine Tore. (Bild: Centro Botín en Santander by Enrico Cano / CC BY-SA 3.0)

Auch in Köln zeigte Piano 2005 mit seinem Weltstadt-(Kauf)-haus, seinem zweiten und bisher letzten Projekt in Deutschland, das Schönheit, Nachhaltigkeit und Stadtbezug eine Einheit bilden können. Leider gelang ihm das, was seine deutschen Gebäude auszeichnet, nicht immer, vor allem nicht bei dem viel kritisierten Londoner Hochhaus «The Shard». Dennoch, und das zeigt auch sein jüngst eingeweihtes Kunstzentrum Centro Botín im spanischen Santander, bleibt Renzo Piano einer der vielseitigsten und kreativsten unter den weltweit agierenden Architekten.

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