Synergien für die Stadt

v-architekten
29. June 2022
Foto: Brigida González
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Die Aufgabenstellung, zwei Schulen und eine Sporthalle an ein bestehendes kleines Kulturzentrum zu fügen und die Möglichkeiten, die hierbei entstehenden Synergien auch für die Stadt zu nutzen, stellte einen besonderen Reiz für uns in der Entwurfsplanung dar.

Foto: Brigida González
Foto: Brigida González
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Die außerordentlich hohen Anforderungen an eine moderne, offene und zukunftsweisende Pädagogik war eine große Inspiration für das ganze Team. Hierbei diente das afrikanisches Sprichwort, es brauche ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen, als Leitmotiv: Frei- und Leerräume entstanden in den Clustermitten, die – Dorfplätzen gleicht – verschiedene pädagogische Szenarien ermöglichen.

Foto: Brigida González
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Unser Entwurf nimmt in seiner Gliederung die Maßstäblichkeit des bestehenden Kulturzentrums mit seinem charakteristisch auskragenden Dach auf und ergänzt dieses sorgsam mit den neuen Bausteinen der Grund – und Förderschule und der Dreifeld-Sporthalle zu einem Ensemble. Die spielerische Anordnung der neuen Pavillons zu dem Bestandsgebäuden erzeugt eine Vielfalt von öffentlichen und halböffentlichen Räumen. Es entstehen differenzierte Freibereiche vis- à-vis zu den unterschiedlichen Funktionen. 

Foto: Brigida González
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Bereits in der Leistungsphase 0 wurde im Rahmen von zwei partizipativen Workshops mit Vertretern aus Politik, Bauherrnschaft und allen Nutzer:innen gemeinsam ein Raumprogramm definiert und entwickelt.

Die partizipative Mitwirkung setzte sich durch alle Planungsphasen fort und wurde ein fester Bestandteil im Entwurfs- und Ausführungsprozess. An großen Modellen wurden unter anderem die didaktischen und räumlichen Parameter der freien Lernzonen in direkter Zusammenarbeit mit den Bauherren und Nutzer entwickelt und überprüft. 

Foto: Brigida González
Foto: Brigida González
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Die Grundideen des Wettbewerbes konnten bis zum Ende umgesetzt werden. Lediglich die Sporthalle wurde zu Beginn des Planungsprozesses von einer Zweifeld- zu einer Dreifeldsporthalle geändert. Der solide Entwurfsgedanke ermöglichte diesen Eingriff ohne viel Aufwand. Aufgrund des äußert knappen Budgets wurden im Planungsprozess sämtliche Bauteile stets auf Notwendigkeit geprüft und bei Bedarf reduziert. Diese kleinen, aber nachhaltigen Entscheidungen, die im Gemeinderatssitzungen – zum Teil mit Handabstimmungen – transparent getroffen wurden, ermöglichten die wirtschaftliche Umsetzung der komplexen Entwurfsaufgabe im vorgegebenen Kostenrahmen.

Foto: Brigida González
Foto: Brigida González
Foto: Brigida González
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Unser Ziel hier war, so ressourcenschonend wie möglich von „Kopf bis Fuß“ zu bauen. Das Gebäude wurde daher konsequent ein- bzw. zweigeschossig und ohne Keller geplant. Das damit verbundene geringe Eigengewicht sparte nicht nur Material, sondern ermöglichte auch die Gründung der Schule direkt auf der Bestandssohle. Erdarbeiten, stets verbunden mit biologischem Abfall und langen Transportwegen, konnten somit weitgehend vermieden werden. Zwischen Dach und Bodenplatte ermöglichen dezentrale Lüftungsgeräte – nicht sichtbar in der Fassade integriert – eine einfache und direkte mechanische Belüftung der Klassenzimmer ohne ein kompliziertes und teures zentrales Lüftungssystem. Die Dächer wurden mit einer leicht intensiven Begrünung bepflanzt, wobei auf einfachen Pflegebedarf geachtet wurde. Die Bepflanzung ermöglicht biologische Vielfalt und verbessert das Mikroklima. Zudem dient das erhöhte Substrat als Speichervolumen für künftige Starkregen-Ereignisse.

Schwarzplan (Zeichnung: v-architekten)
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: v-architekten)
Grundriss 1. Obergeschoss (Zeichnung: v-architekten)
Schnitt (Zeichnung: v-architekten)
Zweiburgenschule Weinheim
2021
Breslauer Straße 40
69469 Weinheim

Nutzung
Schulzentrum
 
Auftragsart
1. Preis 2016 – nichtoffener Realisierungswettbewerb
 
Bauherrschaft
Stadt Weinheim, Amt für Immobilienwirtschaft 
 
Architektur
v-architekten gmbh, Köln
Projektleiter Markus Wiesneth / Stellv. Projektleiterin Carina Schöneshöfer
Mitarbeit: Lucia Vogt, Ana Pariente Ramos, Olivia Lorscheid, Nathalie Gozdziak

Fachplaner
Projektsteuerung: Harrer Ingenieure, Karlsruhe
Tragwerksplanung: R&P Ruffert, Frankfurt
TGA: G-Tec, Siegen
Bauphysik: Rekowski + Partner, Weinheim
Brandschutz: Brandschutz Weinheim, Weinheim
Freianlagen: Knüvener Architekturlandschaft, Köln 
 
Bauleitung
Blumenstein +Architekten, Darmstadt
 
Ausführende Firmen
Rohbau: Otto Heil GmbH & Co. KG, Etlingshausen
Fassade: Fassadentechnik Schmidt GmbH, Heidelberg
PR-Fassade: Pabst Metallbau GmbH, Bammental/ Seufert Niklaus GmbH, Bastheim
Schreinerarbeiten: Oertel Möbelwerkstätten GmbH & Co. KG, Neumark
Innentüren: Göbes GmbH, Hardheim-Schweinberg
 
Energiestandard
EnEV 2016
 
Bruttogeschossfläche
8.615 m²
 
Gebäudevolumen
39.000 m³

Kubikmeterpreis
640 €/m³ brutto 
 
Gebäudekosten
ca. 25.000.000 € brutto
 
Gesamtkosten
ca. 32.000.000 € brutto 
 
Fotos
Brigida González

Related articles

Other articles in this category