Salzlagerhalle der Straßenmeisterei Geislingen an der Steige

Hohlraumfrei

vautz mang architekten bda
30. August 2017
Der Halle ist ein gedeckter Bereich für die Beladung und Solebetankung der Streufahrzeuge vorgelagert. (Bild: Martin Duckek)

Projekt: Salzlagerhalle der Straßenmeisterei Geislingen an der Steige | Architektur: vautz mang architekten bda| Bauherr: Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur, vertreten durch Regierungspräsidium Stuttgart, vertreten durch Bundesbau Baden-Württemberg, Staatliches Hochbauamt Ulm | vollständige Bautafel siehe unten

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Die Konzeption und Konstruktion von Salzlagerhallen muss jeweils vollständig aus den speziellen Anforderungen der Salzlagerung heraus entwickelt werden. Bei diesem Projekt war – durch eine geänderte Logistik im Streusalzvertrieb – eine lichte Durchfahrtshöhe von 9m für Sattelschlepper mit gekippter Liefermulde und einer Schütthöhe bis zu 7m gefordert. Dies führt zu hohen Horizontalkräften an den Schüttwänden, für die angemessene Konstruktionen gefunden werden mussten, die gleichzeitig auch den aggressiven chemischen Eigenschaften des Salzklimas in der Halle Rechnung tragen.

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Im Vordergrund stehen bei einer solchen Bauaufgabe zunächst die handfesten Fragen von Funktion, Konstruktion und Wirtschaftlichkeit. Aber zugleich wollten wir auf der Außenseite durch das Fassadenbild die besondere Aufgabe des Gebäudes spürbar machen und durch die Aufteilung in eine «Lagermulde» und eine darauf aufgesetzte «Wetterschutzhülle» erfahrbar machen.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Gemeinsam mit den Nutzern haben wir die Erfahrungen anderer Betreiber mit ihren jeweiligen Hallen gesammelt und gesichtet. Wichtige Beiträge kamen aus den Erfahrungen des Bauamts mit dem Unterhalt älterer Hallen. Das häufigste auftretende Problem ist dabei, dass Salz in die für mehrschichtige Holzsystembauweisen typischen Konstruktionshohlräume gelangt und dort zu Bauschäden führt. Alle Bauelemente der neuen Halle sind daher vollständig offen und hohlraumfrei konzipiert: eventuelle Schäden können frühzeitig erkannt und beseitigt werden.

Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?
Zusammen mit den Tragwerksplanern wurden das Tragsystem und dessen konstruktive Umsetzung in Hinblick auf die tatsächlichen Anforderungen und auch deren Ablesbarkeit immer weiter untersucht und verbessert. Beispielsweise wollten wir zunächst die außen liegenden Stützkonstruktionen auch im Lagerbereich aus den Leimholzbindern der Hülle entwickeln.
Die Stahlbetonstelen benötigen aber keine aufwändigen Edelstahlanschlüsse an die Fundamente und sind daher an dieser Stelle die bessere Konstruktion. Ihre dreiecksförmige Geometrie folgt dem Momentenverlauf und führt so zu einem optimierten Bewehrungsanteil.

Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Die Bauteile mit direktem Kontakt zum Salzklima des Innenraums sind in Holz ausgeführt, da Salz einen konservierenden Effekt auf Holz hat. Neben den Holzstützen sind auch die im Verbund mit den Betonlisenen wirkende Schüttwand und die Dachplatte aus Brettschichtholz gefertigt. Die Wetterschutzverkleidung besteht aus salzbeständigen Kunststoffwellplatten.

Die Konstruktion ist aufgeteilt in die Lagermulde für das Salz und eine aufgesetzte Wetterschutzhülle. Die Befüllung der Halle erfolgt mit Sattelschleppern, die das Gebäude in Kippstellung befahren. (Bild: vautz mang architekten)
Alle Bauteile sind offen zugänglich und revisionierbar (Bild: Burkhard Walther)
Die Leimholzstützen stehen direkt auf einer Konsole der Stahlbetonlisenen auf, der Verbund mit den Lisenen wird über jeweils zwei Edelstahlgewindestangen hergestellt. (Bild: Martin Duckek)
Lose aufliegende Träger sind über 5cm starke Leimholzdeckenplatten untereinander verbunden und ausgesteift. Die Belüftung der Halle über die Toranlage und die Fassadenanschlüsse minimiert nächtlichen Kondensatausfall in der Halle. (Bild: Burkhard Walther)
Die einzelnen Betonlisenen sind durch die 15cm starke Schüttwand aus Brettschichtholz untereinander verbunden. Im Salzklima des Innenraums gibt es keine Stahlverbindungselemente der tragenden Bauteile. (Bild: Burkhard Walther)
Die großen Momente aus den Horizontallasten der Schüttwände und aus der Gebäudeaussteifung werden durch die Stahlbetonlisenen aufgenommen. Sie sind über Fundamentbalken untereinander verbunden. (Bild: vautz mang architekten)
Im Winter sind die Halle und der Streufahrzeugbetrieb direkt von der angrenzenden Bundesstraße aus sichtbar. (Bild: Martin Duckek)
Längsschnitt
Querschnitt
Detailschnitt

Projekt
Salzlagerhalle der Straßenmeisterei Geislingen an der Steige
Stuttgarter Straße 350
73312 Geislingen an der Steige

Auftragsart
Suchverfahren

Bauherrschaft
Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur,
vertreten durch Regierungspräsidium Stuttgart,
vertreten durch Bundesbau Baden-Württemberg, Staatliches Hochbauamt Ulm

Architektur
vautz mang architekten bda, Stuttgart,
Stefan Mang, Tatjana Vautz
Jil Treffinger

Fachplaner
Tragwerksplanung: Furche Geiger Zimmermann, Köngen, Michael Geiger
Tiefbau: Bürkle Ingenieurbau, Göppingen
Elektroplanung: Gode GmbH, Ulm

Ausführende Firmen
Ingenieurholzbau: Holzbau Rieg, Schwäbisch Gmünd
Rohbau: Blautal Bauunternehmen GmbH, Blaubeuren
Tiefbau: Carl Rossaro GmbH, Aalen

Hersteller
Kunststoffwellplatten: Renolit Ondex
LED-Strahler: Sill

Bruttogeschossfläche
546 m²

Gebäudevolumen
5.866 m³

Gebäudekosten
777.000,00 € (inklusive Baugrundverbesserung)

Gesamtkosten
920.000.00 €

Fertigstellung
2016

Auszeichnung
Deutscher Holzbaupreis, Anerkennung
Hugo Häring Auszeichnung (BDA Baden-Württemberg)
best architects 18 award

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