Firmenzentrale SachsenEnergie
gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner
26. April 2023
Foto: HGEsch
Die Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) haben kürzlich ein Hochhaus in Dresden fertiggestellt. Stephan Schütz und Christian Hellmund wählten drei Zeichnungen und acht Fotos und beantworteten unsere fünf Fragen.
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?Der besondere Reiz am Hauptsitz für den größten Kommunalversorger Ostdeutschlands lag für uns in der einzigartigen Lage im Zentrum von Dresden. Wir haben einen Gebäudekomplex mit einem dreizehn- und einem achtgeschossigen Turm entworfen, der sich mit seinen Hochpunkten von 51 und 32 Metern in den städtebaulichen Kontext um den Hauptbahnhof einfügt. Die Türme vermitteln zwischen den Maßstäben der umgebenden Stadträume. Das Hochhaus bildet damit einen Akzent im Süden der Innenstadt und setzt einen sichtbaren Impuls im Sinne des neuen Hochhausleitbildes der Stadt Dresden.
Foto: HGEsch
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?Mit dem neuen Hochhaus ist ein wichtiger, neuer Baustein für die Dresdner Stadtsilhouette entstanden. Die Firmenzentrale der SachsenEnergie AG ergänzt zudem das bestehende City-Center. Das Bestandsgebäude wird nach der jetzt anstehenden Sanierung und dem Umbau durch unser Büro über eine Brücke mit dem Hochhaus verbunden. Die neue Blockrandbebauung mit zwei Hochpunkten umschließt einen begrünten, öffentlich zugänglichen Innenhof. Zweigeschossige Kolonnaden leiten vom öffentlichen Straßenraum zum Innenhof und den Foyers der beiden Gebäudeteile.
Foto: HGEsch
Foto: HGEsch
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?Unsere Motivation war es, zeitgemäße großzügige Arbeitswelten zu schaffen und diese durch besondere Ein- und Ausblicke mit der umgebenden Stadtlandschaft zu verzahnen. So ermöglichen die flexibel einteilbaren Grundrisse eine vielfältige Organisation der über 900 Arbeitsplätze. Die stützenfreien Flächen um die aussteifenden, innen liegenden Kerne erlauben verschiedene Nutzungsszenarios: Teambüros, Mehrwertflächen und Fokus-Arbeitsplätze sowie individuelle Meeting-Flächen und Thinktanks. Diese werden durch Café- und Pausenräume und Bereiche für spezielle Serviceangebote für die Mitarbeitenden wie Sportstudio, medizinische Behandlungsräume sowie Dusch- und Umkleidebereiche ergänzt. Darüber hinaus bieten insbesondere die beiden Dachterrassen zwischen den Türmen im fünften und sechsten Geschoss den Mitarbeitenden und Gästen des Unternehmens einen besonderen Treffpunkt mit Ausblick über Dresden.
Foto: HGEsch
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?Grundlage für den Entwurf war der erste Preis im Fassadenwettbewerb eines bereits definierten Baukörpers, den wir 2017 gewonnen hatten. Auf dieser Basis haben wir als Architekten zusammen mit der Bauherrschaft und dem Stadtplanungsamt Dresden das nun realisierte Gebäudevolumen entwickelt, das optimale Bedingungen für ein attraktives Arbeitsumfeld schafft. Die Zusammenarbeit mit der Auftraggeberschaft und dem Stadtplanungsamt hat nicht nur den Entwurf, sondern auch den Teamgeist und das gegenseitige Vertrauen über den gesamten Projektverlauf geprägt.
Foto: HGEsch
Foto: HGEsch
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?Das Projekt wurde unter unserer Generalplanung in allen Gewerken mit der Methode des Building Information Modelling (BIM) geplant. Das Gebäude entspricht außerdem hohen Nachhaltigkeitsstandards und ist mit DGNB Gold zertifiziert: Zur Steigerung der Energieeffizienz haben wir Maßnahmen zur nachhaltigen Kühlung und Lüftung geplant. Zudem gibt es beispielsweise Ladestationen für die Elektro-Fahrzeuge der SachsenEnergie und die E-Bikes der Mitarbeitenden und zahlreiche neu gepflanzte Bäume und Sträucher, welche die Klimaresilienz der Innenstadt verbessern.
Foto: HGEsch
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?Dies sind in erster Linie die vorgefertigten Fassadenelemente mit einer geschosshohen Verglasung. Ihr Aufbau orientiert sich am übergreifenden Konstruktionsraster von 6 x 6 Metern. Mit der Wiederholung des Grundmoduls entsteht ein homogenes, gleichmäßig gegliedertes Fassadenbild. In die Elemente sind sowohl ein durch die Lichtintensität gesteuerter, außen liegender Sonnenschutz als auch ein individuell bedienbarer, innen liegender Blendschutz integriert. Horizontale Klappflügel im oberen Bereich ermöglichen eine natürliche Belüftung sowie die Nachtauskühlung der Büros.
Durch den hohen Grad an Vorfertigung konnten die Fassadenelemente ohne Gerüst im unteren Gebäudeteil bereits montiert werden, während im oberen Bereich noch der Rohbau fertiggestellt wurde. Neben der kurzen und wirtschaftlichen Bauzeit von nur 22 Monaten wurden so gleichermaßen die Lärm- und Staubbelastung minimiert.
Höhenpunkte in Dresden (Zeichnung: gmp)
Grundriss Regelgeschoss (Zeichnung: gmp)
Schnitt (Zeichnung: gmp)
2022
Friedrich-List-Platz 2
01069 Dresden
Nutzung
Bürobau
Auftragsart
Wettbewerb: 2017 – 1. Preis (Fassadenwettbewerb mit Verhandlungsverfahren), Beauftragung für Generalplanung
Bauherrschaft
SachsenEnergie AG, Dresden
Architektur
gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Berlin
Entwurf: Meinhard von Gerkan und Stephan Schütz mit Christian Hellmund
Projektleitung Wettbewerb: Tobias Keyl
Mitarbeit Wettbewerb: Rosaria de Canditiis, Jan Peter Deml, Bojan Kocevski, Graciano Macarrón Stamp
Projektleitung Generalplanung: Hla Hnin Kyaw Lat, Anna Liesicke, Jens Weiler
Mitarbeit Ausführung: Andjela Brašanac, Irma Victoria Cantera Sinovas, Nicolas Castagnola, Alexander Dragan, Annett Fabian, Regina Geier, Dörthe Groß, Fahriye Gürsoy, Abdelrahman Hegazy, Oles Horalevych, Hu Xiaohan, Sonja Kautz, Rina Kellermann, Ursula Köper, Annette Löber, Martin Muc, Kristin Schoyerer, Ulrich Rösler, Philipp Stillke
Baumanagement: Christoph Rohner in Zusammenarbeit mit phase 8, Klaus Deda
Fachplaner
Generalplanung: Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp)
Partnerbüros Generalplanung
Landschaftsplanung: Bruun & Möllers Landschaften, Berlin (LP 2-4), Blaurock Landschaftsarchitektur, Dresden (LP 5-8)
Tragwerksplanung: Buro Happold Ingenieure, Berlin
Beratung Tragwerk: TragWerk Ingenieure, Dresden
TGA: Ingenieurbüro Rathenow BPS GmbH, Dresden
Bauphysik- und Akustikplanung: Müller-BBM GmbH, Dresden
Lichtplanung: Lichtvision Design GmbH, Berlin
Tageslichtsimulation: Bauphysik@integrierte Planung Kai Rentrop Beratender Ingenieur, Dresden
Kunst am Bau
Bignia Wehrli, Berlin
Die Skulptur „Reifentreiben“ im Innenhof symbolisiert das alte Kinderspiel des Reifentreibens und somit die einfachste Form der Kraftübertragung
Ausführende Firmen
Rohbau: Glass Ingenieurbau Leipzig GmbH, Markkleeberg
Fassadenvorfertigung und -bau: Dobler Metallbau GmbH, Deggendorf
Innenausbau: Baierl & Demmelhuber, Töging am Inn / Lindner SE, Arnsdorf
TGA: Caverion Deutschland GmbH, Dresden
Elektro: Prinzing Gebäudetechnik, Dresden
Büroausstattung: Planmöbel, Berlin
Hersteller
Fassadenelemente mit innenliegendem Sonnenschutz: Schüco
Fassadenbeschichtung: IGP Pulvertechnik Deutschland GmbH, Ergolding
Türen Innenraum: Hörmann, Steinhagen
Teppichböden: Fabromont, Schmitten / Schweiz
Energiestandard
Zertifizierung: DGNB (Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) Gold
Bruttogeschossfläche
27.193 m²
Fotos
HGEsch, Hennef
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