Symposium „Constructing Habitat“

Mit dem Begriff Habitat verbinden sich vielerlei Überlegungen, Vorstellungen und Annahmen. Er beschreibt Lebensräume, komplexe Zusammenhänge, Innen- und Außenwelten. Im Architekturdiskurs erscheint er als ein Begriff der Kritik am modernen Städtebau. Das Symposium „Constructing Habitat – architektonische Streifzüge und Strategien“ der Bergischen Universität Wuppertal am 12. Dezember 2014 untersucht, wie die Erforschung alltäglicher Lebenszusammenhänge und sozialer Vorstellungen, der Kultur der Städte und der Beobachtung ihrer Landschaften, sich in der Konstruktion von Architektur niederschlägt.

„Es geht um Architektur, die aus einer präzisen Wahrnehmung der Stadt und ihrer Gebäude – und der Menschen die diese benutzen und bewohnen – neue räumliche Bezüge herstellt, die sich mit dem Gegebenen engagiert und gleichzeitig neue Aneignungsstrategien für die Zukunft eröffnet“, erläutert Prof. Dr. Christoph Grafe des Lehrstuhls für Architekturgeschichte und -theorie der Bergischen Universität Wuppertal. Gemeinsam mit Prof. Susanne Gross des Lehrstuhls Entwerfen und Gebäudekunde hat er das Symposium „Constructing Habitat“ entwickelt. Als Referenten auf dem Podium konnten Stadtführer Boris Sieverts aus Köln, die Architekten Kaschka Knapkiewicz und Axel Fickert aus Zürich, der Künstler Mikel van Gelderen aus Amsterdam sowie Stephen Taylor, Architekt aus London gewonnen werden.

Reisen am Rand der Städte: Der Künstler Boris Sieverts (Köln) geht in den Randgebieten der städtischen Ballungsräume auf die Suche nach Räumen und Bildern die uns erklären, welche wirtschaftliche Logik und welche soziale Zusammenhänge die Entwicklung dieser Stadtlandschaften vorantreiben. Diese Erkundungen des Bekannten und des Vorborgenen zeigen uns Städte, die sich eindeutigen Verwertungsstrategien entziehen und gleichzeitig offenstehen für neue Besetzungen und Nutzungen.

Milieubeobachtung als Methode: Das Bild von städtischen Situationen als kollektiver autobiographischer Traum. So, frei nach Aldo Rossi, könnte man die Arbeitsweise von Kaschka Knapkiewicz und Axel Fickert (Zürich) charakterisieren. Die Architekten nehmen in ihren Projekten, wie z.B. der Wohnbebauung am Rigiplatz in Zürich, die Widersprüchlichkeiten der gestellten Aufgaben in ihre Arbeit auf. In den Arbeiten finden sich modernistische Anleihen ebenso wie Referenzen an den italienischen Neorealismus oder an traditionell bürgerliche Formwelten. Die Recherche des Orts nimmt die Form einer kulturell affinen und sensitiven Milieubeobachtung an, die im Entwurf in ein neues Bild und neue Raumfiguren – eine Feinchemie der Architektur – umgearbeitet werden.

Erzählungen von Gemeinsamkeit: Als junger Maler zog Mikel van Gelderen (Amsterdam) zusammen mit einer Gruppe von Künstlern in eine ehemalige Satzgießerei im Amsterdamer Westen und baute das Gebäude um zu einem selbstverwalteten Wohnhaus. Diese Erfahrung des gemeinsamen Bauens und die Arbeitsweise des komponierenden Künstlers sind seitdem ein roter Faden in der Arbeit von van Gelderen. Die Arbeiten, (seit 1996 in Zusammenarbeit mit Jurjen Zeinstra) für Wohngebäude in der Stadt, z.B. im IJ-dok in Amsterdam, aber auch am Stadtrand sind Untersuchungen nach den Möglichkeiten und den architektonischen Ausdrucksformen von Kollektivität und individueller Freiheit.

Das Haus, die Straße, die Stadt: Architektur schafft Beziehungen und Abgrenzungen zwischen Intimität und Öffentlichkeit. London, einer Stadt, die nach wie vor vom einzelnen Stadthaus geprägt ist und gleichzeitig eine ausgesprochene Dynamik im öffentlichen Raum aufweist, ist gleichsam ein Laboratorium für Untersuchungen der architektonischen Mittel, die eine Vermittlung zwischen den Anforderungen des Wohnens und dem Bereich des allgemeinen gesellschaftlichen Verkehrs herstellt. Die Entwürfe für Häuser in der Stadt von Stephen Taylor (London), z.B. das Haus on Charlotte Road, sind Beispiele für die Materialisierung und Inszenierung alltäglicher Situationen, die sich in die Erfahrung des Raums einschreiben.

Symposium „Constructing Habitat“ am 12. Dezember 2014, 9.00 - 13.15 Uhr
9.00 Beginn
9.30 Begrüßung und Preisverleihung des Lions Clubs Wuppertal
9.50 Einführung
Prof. Susanne Gross / Prof. Dr. Christoph Grafe
10.00 Boris Sieverts, Köln
10.45 Knapkiewicz & Fickert, Zürich
11.30 Kaffeepause
11.45 Mikel van Gelderen, Amsterdam
12.30 Stephen Taylor, London
13.15 Abschlussgespräch

Die Vorträge werden in englischer oder deutscher Sprache gehalten.
Die Teilnahme ist gratis. Reservierungen werden erbeten unter [email protected]

Kontakt:
Prof. Dr. Christoph Grafe, AGT Architektur Geschichte Theorie, Bergische Universität Wuppertal Mail: [email protected]