Nach der grossen Flut _ ressourchenschonende Wiederbelebung eines Baudenkmals

Mechernich
Foto © Viola Epler
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Foto © lüderwaldt
Foto © lüderwaldt
Zeichnung © lüderwaldt
Architekten
lüderwaldt architekten
Standort
Mechernich
Jahr
2023
Bauherrschaft
privat
Team
Lisa Lippe
Bauphysik
knp Bauphysik
Haustechnik
Ingenieurbüro Hermanns
Statik
Johannes Esser
Zimmermannsarbeiten
Holzbau Erulin
Innenausbau
Schreinerei Bayard
Rohbau
A-Z Bauservice
Dachdecker
Dachdeckerei Kurth
Anstriche, Beschichtungen
farbecht GmbH

»Nach der grossen Flut« – das »Rote Haus« am Ortsrand von Mechernich stammt aus einer Zeit, als der benachbarte Ort Burgfey durch Bleierzgewinnung geprägt war. 1854 errichtet, unterstützte das Gebäude zunächst die Expansion der ansässigen Pochwerke. Später diente es als Dienstwohnung für einen Forstbetrieb und zuletzt als Wohnhaus.

Die Jahrhundertflut im Juli 2021 richtete erhebliche Schäden an. Der Veybach, der direkt am Haus vorbeifließt, stieg so stark an, dass das Gebäude bis unter die Geschossdecke überflutet wurde. Die Zerstörungen erforderten eine umfassende Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes. Während die massiven Natursteinmauern den Fluten standhielten und nur kleinere Ausbesserungen nötig waren, zerstörten die Wassermassen sämtliche Holzkonstruktionen und Einbauten im Erdgeschoss.

Da zukünftige Überflutungen nicht ausgeschlossen werden konnten, stand sogar ein Abriss des Gebäudes zur Debatte. Doch konstruktive und gestalterische Vorsorgemaßnahmen überzeugten den Bauherrn, das Bauwerk zu erhalten und grundlegend zu sanieren.

Eine neue Bodenplatte hob das Erdgeschossniveau an, trennte den Keller vom Erdgeschoss und schuf die Grundlage für eine fachgerechte Abdichtung. Man eliminierte die Holzkonstruktionen im Erdgeschoss, leitete Lasten aus Decke und Obergeschoss auf die massiven Außenwände und neue sichtbare Stahlelemente ab und ersetzte die zerstörte Holztreppe durch eine Stahlstiege. Mineralische Materialien an Wänden und Böden ermöglichen einen Mindestwärmeschutz aber auch eine verläßliche Austrocknung bei künftigen Überflutungen. Technische Einrichtungen wurden ins Obergeschoss verlagert, notwendige Leitungen im Erdgeschoss „auf Putz“ verlegt.

Als sich herausstellte, dass auch in den Obergeschossen erhebliche Feuchteschäden vorlagen, setzte man die im Erdgeschoss begonnene Entkleidung der Tragkonstruktionen bis ins Obergeschoss und die Dachkonstruktion fort. Im Gegensatz zum Erdgeschoss blieben die Holzkonstruktionen im Obergeschoss erhalten, da sie im erneuten Flutfall nicht gefährdet sind.

Die freigelegten Strukturen prägen nun die Räume und Funktionen im gesamten Gebäude:

Im Erdgeschoss entstand ein Einraum, der durch den mittig gesetzten Kamin in verschiedene Zonen unterteilt wird. Die Küche befindet sich in einer dieser Zonen und lässt den restlichen Raum offen für flexible und im Flutfall schnell demontierbare Möblierung. Im Obergeschoss entfernte man die Zwischendecke zum Speicher, wodurch die Dachkonstruktion freigelegt und die Räume höher und großzügiger wurden.

Schäden in den bestehenden Holzkonstruktionen wurden durch Holzprothesen behoben, der Dielenboden durch passgenaue Einfügung neuer Hölzer ergänzt. Spuren der Reparaturen bleiben im gesamten Gebäude sichtbar.

Die Gebäudehülle blieb unverändert, Schäden am Mauerwerk wurden fachgerecht repariert, das neue Dach durch sorgfältige Detailausbildung der Dachränder maßstabsgerecht auf den Mauerwerkskubus abgestimmt, die Fenster blieben erhalten.

Planerische Präzision und handwerkliches Können ermöglichen den Erhalt des Gebäudes in gefährdetem Umfeld, schonen Ressourcen und sichern die Kontinuität eines ortsprägenden Bauwerks.

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