Wohnbebauung Auwiesen

Wangen im Allgäu
Foto © Werner Huthmacher
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Architekten
a+r Architekten
Standort
Schwester-Melania-Straße, 88239 Wangen im Allgäu
Jahr
2024

Davon träumen wir alle: in guter Gemeinschaft miteinander zu leben. Es ist nicht der alleinige Schlüssel zum (Wohn-)Glück, aber ein gutes nachbarschaftliches Umfeld trägt wesentlich zu einem entspannteren und entschleunigten Alltag bei. Wie und wo wir uns begegnen, wird maßgeblich durch die Architektur und den städtebaulichen Entwurf eines Quartiers beeinflusst. Eine gelungene Quartiersbebauung, die das gute Miteinander in den Mittelpunkt stellt, haben wir im Rahmen der Landesgartenschau 2024 in Wangen im Allgäu umgesetzt. Gemeinsam mit der Bauherrin, der Siedlungswerk GmbH, haben wir eine lebendige, funktionierende Mischung unterschiedlichster Wohnungsgrößen und -formen in Holzbauweise geschaffen.

Lebendige Gemeinschaft
Angrenzend an den Auwiesenpark, der als Teil der Landesgartenschau neugestaltet wurde, befindet sich direkt an dem Flüsschen Obere Argen gelegen, das neue Quartier Auwiesen. Teil der Quartiersbebauung sind 22 Hofhäuser inkl. 4 Mietwohnungen und drei Mehrfamilienhäuser mit 33 Wohnungen. Die Vielfalt der Wohnformen, von Einfamilienhäusern bis zu Geschosswohnungen, als Eigentum oder zur Miete, trägt zu einer lebendigen und sozial vielfältigen Gemeinschaft bei. Interne Fußwege verbinden die unterschiedlichen Bereiche und die drei Plätze des neuen Wohngebietes und schaffen Orte der Begegnung. Der Vereinsplatz, der Quartiersplatz und der Nachbarschaftshof bieten Raum für Austausch, Begegnungen und gemeinschaftliche Aktivitäten. Dort angesiedelte Car- und E-Bikesharing Angebote sowie eine E-Bike Ladestation unterstützen eine nachhaltige Mobilität und unterstreichen den zukunftsorientierten Ansatz, den sich die Siedlungswerk GmbH als Bauherrin, Vermieterin und Miteigentümerin für das neue Quartier gewünscht hat. Die Architektur der Gebäude sowie die städtebauliche Struktur fördern ein gemeinschaftliches Miteinander, ohne dabei die Privatsphäre der Bewohnerinnen und Bewohner außer Acht zu lassen. Die direkte Einbindung in das Gelände der Landesgartenschau stärkt die Verbindung zwischen Natur und Wohnraum.

Wohnqualität und Flächeneffizienz – das Hofhaus
Die 22 Hofhäuser in den Auwiesen bieten nicht nur eine hohe Wohnqualität, sondern sind auch ein Paradebeispiel für Flächeneffizienz. Auf immer kleiner werdenden Grundstücken erweist sich das in den vergangenen Jahren etwas in Vergessenheit geratene Hofhaus als eine besonders raumsparende Bauweise. Im Vergleich zu herkömmlichen Einfamilienhausgebieten benötigen solche Wohnanlagen nur etwa ein Viertel der Fläche, was sie in urbanen Gebieten unschlagbar effizient macht. Die geschlossene Bauweise um einen privaten Innenhof schafft einen ruhigen Rückzugsort und bietet gleichzeitig zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten zur Erholung oder temporären Wohnraumerweiterung – ideal für Familien und Stadtbewohnerinnen und -bewohner, die nicht auf Freiflächen verzichten möchten. Auch hinsichtlich der Energieeffizienz bringt die altbekannte, kompakte Hofhaus-Bauweise Vorteile. Die natürliche Belüftung und Belichtung des Innenhofs verbessern zudem das Wohnklima, während die geschlossene Struktur für erhöhten Lärmschutz sorgt. Studien wie jene zur Gartenstadt Puchenau bei Linz in Oberösterreich zeigen, dass Bewohnerinnen und Bewohner von Hofhäusern eine hohe Wohnzufriedenheit erleben, die sogar zu einem reduzierten Mobilitätsverhalten führt. Viele verbringen ihre Freizeit lieber zu Hause und fahren übers Wochenende nicht ins Grüne, was zur Einsparung von Energie und Ressourcen beiträgt.

Wohnen im begrünten Regal – die Geschosswohnungsbauten
Eine klare Raumkante zur Landesgartenschau hin bilden die drei Mehrfamilienhäuser mit ihren insgesamt 33 Wohnungen auf drei Stockwerken plus Dachgeschoss. Durch die vorgelagerte freistehende Aluminiumkonstruktion für Kletterpflanzen wird das horizontale Grün des Auswiesenparks in die Vertikale weitergeführt. So entsteht eine natürliche Verbindung zwischen den Gebäuden und der umgebenden Landschaft, die gleichzeitig das Mikroklima verbessert und die Wohnqualität steigert. In die Regalstruktur sind zudem die Balkone bzw. die Terrassen integriert, die jeder Wohnung zugeordnet sind. Als zusätzliche Freiflächen und um die hausinterne Gemeinschaft zu stärken, stehen den Bewohnerinnen und Bewohnern zudem die gemeinschaftlich nutzbaren Dachterrassen zur Verfügung. Von den 2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen wurden 16 als geförderter Wohnraum umgesetzt, 13 Wohnungen sind barrierefrei. Dies fördert eine soziale und altersmäßige Durchmischung im Quartier.

Vorgefertigter Holzbau mit hoher Energieeffizienz
Als Holzbauten haben sowohl die Hofhäuser als auch die Geschossbauten einen hohen Vorfertigungsgrad. Die Außenwände wurden werksseitig mit der hinterlüfteten Holzfassade versehen und wo möglich wurden im Werk auch bereits die Fenster montiert. Lediglich das Untergeschoss und der kompakte Treppenhauskern der Mehrfamilienhäuser bestehen aus Stahlbeton. Das Tragwerk der beiden Gebäude basiert auf Holztafelwänden, Holzunterzügen und 20 cm starken Brettsperrholzelementen als Decken. Für einen optimalen Schallschutz, kamen gebundene Splittschüttungen und schwimmender Estrich zum Einsatz. Die Erfüllung der brandschutztechnischen Anforderungen konnte vielfach durch den Nachweis des Abbrandes der Holzbauteile erbracht werden, sodass besonders Holzdecken und Unterzüge in Sichtholz ausgeführt werden konnten, was den Innenräumen eine natürliche und angenehme Atmosphäre verleiht.
Die Wohnbebauung Auwiesen erfüllt den energetischen Standard eines Effizienzhauses 55 und ist an das bestehende lokale Wärmenetz angeschlossen, das von den Stadtwerken Wangen im Allgäu betrieben wird.

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