Gut, dass es in Berlin Ausnahmen gibt

Autor:
Peter Petz | Preisträger
Veröffentlicht am
Nov. 20, 2012

Eine internationale Jury unter Vorsitz von Carsten Roth wählte aus 76 eingereichten Arbeiten vier Preisträger, eine Auszeichnung und drei lobende Erwähnungen aus. Zum ersten Mal wurde in diesem Jahr auch ein Publikumspreis ausgelobt, über den Architekten und die interessierte Öffentlichkeit im Internet abstimmen konnten. German-Architects stellt 3 Fragen an Carsten Roth.
Juroren des BDA-Preises, rechterhand der Vorsitzende Carsten Roth (Foto: Rainer Gollmer) 
G-A: Die vier Preisträger des BDA-PREIS BERLIN 2012 könnten unterschiedlicher kaum sein. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Carsten Roth: Wir waren uns in der Jury einig, vor allem die Projekte genauer zu verfolgen, die in anderen Architekturszenen als Anregung dienen können. Das sind dann nicht immer die spektakulären oder besonders aufwändig inszenierten Arbeiten, sondern auch die auf den ersten Blick eher zurückhaltenden, dafür aber nicht minder mutigen und im Detail sehr konsequenten Projekte. Leider gibt es immer weniger Bauherren, die den Wert qualitätsvoller Architektur für sich entdecken. Wir wollten zeigen, dass es in Berlin Ausnahmen gibt und einen Querschnitt der aktuellen Architektur in der Hauptstadt auszeichnen.
Preisträger: Aula und Foyer der Kunsthochschule Weißensee, Berlin Weißensee, von der baukanzlei fiel . jennrich, Berlin; Bauherr: Kunsthochschule Weißensee/Wüstenrot Stiftung (Foto: Philipp Lohöfene) 
Preisträger: Galerie-, Atelier- und Wohngebäude in der Brunnenstraße 9, Berlin Mitte, von Brandlhuber + ERA, Emde, Schneider, Berlin; Bauherr: Arno Brandlhuber (Foto: Nathan Willock) 
Preisträger: Neubau des Ostflügels des Museums für Naturkunde, Berlin Mitte, von Diener & Diener Architekten, Basel/Berlin; Bauherr: Humboldt-Universität zu Berlin (Foto: Christian Richters) 
Preisträger: Betriebsgebäude der Artis GmbH, Columbiadamm 23, Berlin Tempelhof, von Roswag Architekten, Berlin; Bauherr: Artis GmbH (Foto: Daniela Friebel) 
So sehr sich die Preisträger von der Bauaufgabe unterscheiden: Sowohl die Auszeichnung als auch die drei lobenden Erwähnungen gingen allesamt an Baugruppen-Projekte. Spiegelt das einen Wandel im Berufsbild des Architekten wider?
Dass nicht nur Bauherren einen Architekten suchen, sondern immer häufiger auch Architekten selbst ihre Bauherren, ist eine interessante Entwicklung – und offensichtlich in Berlin immer häufiger der Fall. Ich denke, das passt gut zu der gestiegenen Bedeutung des Wohnens in einer Stadt mit großer Sogwirkung und immer weniger bezahlbarem Wohnraum. Und für Architekten ist es sicherlich auch eine Chance, neue Betätigungsfelder zu erschließen.
Auszeichnung: Flottwell Zwei, Apartmenthaus in der Flottwellstraße 2, Berlin Friedrichshain-Kreuzberg, von Heide & von Beckerath Architekten, Berlin; Bauherr: Flottwellstraße 2 GbR (Foto: Andrew Alberts) 
Hand auf’s Herz – welches Projekt hätte Sie persönlich am meisten interessiert?
Ich möchte da keines besonders hervorheben, denn die Bauaufgaben der vier Preisträger waren alle auf ihre Art sehr spannend. Die Wiederherstellung eines historischen Museums genauso wie die Restaurierung einer großartigen Aula und auch der Neubau des Betriebsgebäudes oder des Atelierhauses in Mitte.

Großen Respekt habe ich vor Kollegen, denen es gelingt, bei Baugruppen-Projekten die oft sehr unterschiedlichen Interessen unter einen Hut zu bringen und am Ende dann auch noch gute Architektur zu erschaffen. Das ist eine Herausforderung, die ich auch mit meinem Büro gerne in naher Zukunft angehen möchte.
Lobende Erwähnung: „Mischen Possible“, Wohn- und Geschäftshaus in der Oderberger Straße 56, Berlin Prenzlauer Berg, von BARarchitekten, Berlin; Bauherr: Baugruppe GbR Oderberger Straße 56 (Foto: Jan Bitter) 
Lobende Erwähnung: 3XGRÜN, Wohnhaus in der Görschstraße 48-49, Berlin Pankow, von IfuH Institut für urbanen Holzbau, atelier pk architektur, roedig . schop architekten, ROZYNSKI_STURMarchitekten, Berlin; Bauherr: Baugruppe 3x grün GbR (Foto: Stefan Müller( 
Lobende Erwähnung: BIGyard, Bauherrengemeinschaft Zelterstraße 5 GbR, Zelterstraße 5-11, Berlin Prenzlauer Berg, zanderroth architekten, Berlin; Bauherr: Bauherrengemeinschaft Zelterstraße 5 GbR (Foto: Simon Menges) 
Eine Premiere feierte in diesem Jahr der erstmals vergebene Publikumspreis. Hierfür waren Architekten und interessierte Laien aufgefordert, im Internet ihre persönlichen Favoriten auszuwählen. Von den insgesamt 3.000 abgegebenen Stimmen konnten die drei folgenden Arbeiten die meisten auf sich vereinen.
Publikumspreis: PHED, Passivhaus am Engeldamm 30, Berlin-Mitte, von scarchitekten, Berlin; Bauherr: Stiftung Edith Maryon (Foto: Markus Lehr) 
Publikumspreis: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin Mitte, von Jürgen Pleuser Architekten, Berlin; Bauherr: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Foto: Jürgen Pleuser) 
Publikumspreis: Wochenendhaus auf Valentinswerder, Berlin-Tegel, von Kalopepe Architektur, Berlin; Bauherr: privat (Foto: Stefan Müller) 
BDA-PREIS BERLIN 2012

 BDA-Preis Berlin 2012
 Publikumspreis
Ausstellung 26.11. - 13.1.
in der Galerie de BDA Berlin


Jury
Prof. Carsten Roth, Hamburg
Marta Schreieck, Wien
Prof. Zvonko Turkali, Frankfurt a.M.
Doris Wälchli, Lausanne
Dr. Jochen Hahne, Bad Münder
Dr. Andres Lepik, München

Preisträger
Aula und Foyer der Kunsthochschule Weißensee
Berlin Weißensee
Arch.: baukanzlei fiel . jennrich
Berlin
Bauherr: Kunsthochschule Weißensee/Wüstenrot Stiftung

Galerie-, Atelier- und Wohngebäude in der Brunnenstraße 9
Berlin Mitte
Arch.: Brandlhuber + ERA, Emde, Schneider
Berlin
Bauherr: Arno Brandlhuber

Neubau des Ostflügels des Museums für Naturkunde
Berlin Mitte
Arch: Diener & Diener Architekten
Basel/Berlin
Bauherr: Humboldt-Universität zu Berlin

Betriebsgebäude der Artis GmbH, Columbiadamm 23
Berlin Tempelhof,
Arch: Roswag Architekten
Berlin
Bauherr: Artis GmbH

Auszeichnung
Flottwell Zwei  Apartmenthaus in der Flottwellstraße 2
Berlin Friedrichshain-Kreuzberg
Arch.: Heide & von Beckerath Architekten
Berlin
Bauherr: Flottwellstraße 2 GbR

Lobende Erwähnungen
„Mischen Possible“ Wohn- und Geschäftshaus in der Oderberger Straße 56
Berlin Prenzlauer Berg
Arch.: BARarchitekten
Berlin
Bauherr: Baugruppe GbR Oderberger Straße 56

3XGRÜN Wohnhaus in der Görschstraße 48-49
Berlin Pankow
Arch.: IfuH Institut für urbanen Holzbau
atelier pk architektur
roedig . schop architekten
ROZYNSKI_STURMarchitekten
Berlin
Bauherr: Baugruppe 3x grün GbR

BIGyard Bauherrengemeinschaft Zelterstraße 5 GbR, Zelterstraße 5-11
Berlin Prenzlauer Berg
Arch.: zanderroth architekten
Berlin
Bauherr: Bauherrengemeinschaft Zelterstraße 5 GbR

Publikumspreis
PHED Passivhaus am Engeldamm 30
Berlin-Mitte
Arch.: scarchitekten
Berlin
Bauherr: Stiftung Edith Maryon

Bundesministerium für Umwelt  Naturschutz und Reaktorsicherheit
Berlin Mitte
Arch.: Jürgen Pleuser Architekten
Berlin
Bauherr: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Wochenendhaus auf Valentinswerder
Berlin-Tegel
Arch.: Kalopepe Architektur
Berlin
Bauherr: privat

Fotonachweis
Rainer Gollmer (1)
Philipp Lohöfener (2)
Nathan Willock (3)
Christian Richters (4)
Daniela Friebel (5)
Andrew Alberts (6)
Jan Bitter (7)
Stefan Müller (8, 12)
Simon Menges (9)
Markus Lehr (10)
Jürgen Pleuser (11)