sensibles Ensemble

Autor:
Peter Petz | Podest
Veröffentlicht am
Nov. 7, 2012

Scheidt Kasprusch Architekten gewinnen den Wettbewerb um die Depots und Werkstätten für das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege und Staatliches Museum Schwerin. Frank Kasprusch stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Modell 
Wie bringen Sie Form und Inhalt zusammen?
Der Neubau der Depots und Werkstätten für das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege und das Staatliche Museum Schwerin hat zwei wesentliche Aufgaben zu erfüllen: Zum Einen die Bewahrung und den Schutz des Archiv-, Depot- und Kunstgutes des Landes, zum Anderen die Aufarbeitung und Katalogisierung dieser Archivalien. Das Erste Anliegen erfordert ein Höchstmaß an Sicherheit und Hermetik, das Zweite soll durch eine offene, freundliche Arbeitsatmosphäre unterstützt werden. Diese gegensätzlichen Anforderungen werden in unserem Entwurf zu einem Ganzen vereint und zum bestimmenden Thema der Architektur. Die beiden Erfordernisse werden in klaren Geometrien und einer reduzierten Auswahl von Materialien umgesetzt. Die Materialwahl ist dabei mehr als der Ausdruck einer dezenten, maßvollen Haltung.
Lageplan 
Wie organisieren Sie die Depots und Werkstätten?
Die baukörperliche Gliederung macht die unterschiedlichen Inhalte des Neubaus auch äußerlich ablesbar. Das Werkstattgebäude bildet das Rückgrat des Neubau-Ensembles und profitiert von der thermisch gering beanspruchten Nordostseite. Die kammartig eingeschnittenen Höfe im Obergeschoss gewähren den hier liegenden Büros und Werkstätten eine optimale Belichtung und vermeiden eine Einsehbarkeit von der Straße, beziehungsweise vom Parkplatz. Das Erdgeschoss ist als zusammenhängende Fläche konzipiert. In den Depotkuben werden die Archivalien außerhalb der Reichweite von Unbefugten und vor schädlichen Einflüssen optimal bewahrt. Die stringente Kubatur, die dichte umschließende Hülle und die umfangreiche Speichermasse schaffen ideale Voraussetzungen für die Aufbewahrung. In den Magazinräumen wird jeweils ein Klima geschaffen, das den spezifischen Anforderungen optimal angepasst ist. Die Gebäudegeometrie ist auf die Systemmaße der Lagertechnik abgestimmt. Die geschlossene Fassade verdeutlicht Schutz und Sicherheit.
Grundrisse 
Ansichten Nord und Süd 
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
Die Ausschreibung legt eine deutliche Bauabschnittsbildung nahe. Daher war eine entwurfliche Prämisse, diese Bauabschnitte baukörperlich deutlich herauszuarbeiten und dann durch das Fassadenmaterial wieder zusammen zu ziehen. Das Werkstattgebäude bildet den südlichen Abschluss des ehemaligen Kasernenhofes und damit des beantragten Welterbes. Auf städtebaulicher Ebene sollte bereits im ersten Bauabschnitt der Kasernenhof seine endgültige Prägung durch das 160m lange Werkstattgebäude erhalten. Daraufhin können dann die dahinter liegenden Depots in Abschnitten gebaut werden, ohne das sensible Ensemble am Platz zu beeinträchtigen. Eine besondere Bedeutung in diesem Funktionsgebäude kam der inneren Erschließungs- und Raumorganisation zu, die die Arbeitsabläufe in den Werkstätten und den Weg des Archivguts bis in die Archive hinein bestmöglich unterstützt.
Blick auf Eingangsbereich/Werkstätten, Ansichten Ost und West 
Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?
Kupfer ist das all umfassende Material, das alle Bauteile zusammenzieht. Dieses sich ganz allmählich verändernde Material steht für den Wandel der Zeit ebenso, wie für den Schutz und das Bewahren. Hier wird das Material in unbehandelter Oberfläche eingesetzt und kann so im Laufe der Jahrzehnte seine Metamorphose vollziehen. Kupfer ist das beständigste Fassadenmaterial das seit Jahrhunderten eingesetzt wird. Vertikale Metalllamellen bilden die äußere Hülle des Werkstattbaus. Teilweise starr, teilweise drehbar bieten sie Schutz vor unbefugtem Einblick und/oder übernehmen die Funktion eines primären Sonnenschutzes. Die Lamellen-Struktur der äußeren Hülle gibt dem Baukörper einerseits ein homogenes Erscheinungsbild; andererseits wird der Baukörper über seine Länge rhythmisiert und gegliedert. Es entsteht ein lebendiges Fassadenbild, das durch die Nutzer des Gebäudes und ihr Bedürfnis nach Aus- und Einblick oder nach Belichtung und Sonnenschutz mit definiert werden kann. Bei den Depots sind diese Paneele zu einer Art horizontaler Schichtung angeordnet, die das Massive, Schützende betont.
Detail 
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Das Projekt besteht aus 6 Bauabschnitten, die teilweise zeitlich getrennt erstellt werden sollen. Der Baubeginn ist für 2015 mit dem Werkstattgebäude geplant. Durch die Bauabschnittsbildung gibt es nicht den einen Fertigstellungstermin, sondern die Bauzeit ist Seitens des Bauherrn, der BBL Mecklenburg-Vorpommern, bis ins Jahr 2020 veranschlagt.
Blick auf die Depots 

Die komplette Wettbewerbsdokumentation finden Sie in
wa 10/2012
Depots und Werkstätten für das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege und Staatliches Museum Schwerin
Offener Planungswettbewerb

Jury
Jan Störmer, Vors.
Prof. Nicolas Fritz
Christian Blauel
Horst von Bassewitz
Peter Brückner
Stefan Wenzl
Jörn Mothes
Helga Maaser
Dr. Wolfram Friedersdorff
Dr. Michael Bednorz
Dr. Dirk Blübaum
Dr. Günter Reinkober

1. Preis
Scheidt Kasprusch Architekten
Berlin

2. Preis
SMAQ – architecture urbanism research
Berlin

3. Preis
Karl Hufnagel Architekten
Berlin

4. Preis
Friedemann Rentsch
Dresden

5. Preis
gmp · Architekten
Berlin