Hochäckerstraße München

Autor:
Peter Petz
Veröffentlicht am
Feb. 8, 2011

Jatsch Laux Architekten gewinnen den Wettbewerb Hochäckerstraße München. Gunther Laux stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Schwarzplan, Erschließung, Nutzung, Bauabschnitte 
Welche Bedeutung hat der Wettbewerb für München-Perlach?
Das Areal an der Hochäckerstraße liegt am südöstlichen Stadtrand Münchens und ist aufgrund von Lage und Orientierung ideal geeignet für ein solarenergetisch optimiertes Stadtquartier, mit übersichtlichen Nachbarschaften und ökologisch orientierten Freibereichen. Das Gebiet liegt genau am Übergang von Stadt zu Landschaft und will beides miteinander verbinden.
Die Grundidee unseres Entwurfs ist die Entwicklung eines zukunftsorientierten Quartiers mit zeitgenössischer Gestaltung und charakteristischer Prägung, ein Gesamtkonzept mit Pilotcharakter, das besonders im Zusammenspiel von Freiraum und Gebäudestruktur die Möglichkeit bietet, auf die Forderung nach Nachhaltigkeit im 21. Jahrhundert zu antworten.
Momentan befindet sich auf dem Grundstück eine Gärtnerei, deren Betrieb zugunsten der städtebaulichen Entwicklung aufgegeben wird. Unser Entwurfsansatz nimmt Bezug zur Geschichte des Ortes und reagiert auf seine Potenziale. Die Grundstruktur lässt die ehemalige Felderstruktur erahnen und interpretiert sie neu: Die städtebauliche Organisation zeigt anschaulich, wie sich die Pflanzen und Rabatten optimal zur Sonne ausrichten. Auf dieser Ausrichtung baut unser Entwurf auf und überträgt sie in einen konsequente städtebauliche Bebauungsstruktur.
Blick von Süd-West 
Worin lag die Herausforderung der Aufgabenstellung?
Im Mittelpunkt steht ein solarenergetisch optimierter Städtebau: Durch die parallele Ausrichtung der Gebäudezeilen nach Süden und optimierte Gebäudeabstände wird der Grundstein gelegt für eine optimale Nutzung der Solarenergie. Die gegenseitige Verschattung der Gebäude wird hierbei komplett vermieden, hingegen werden ganzjährig solare Gewinne mittels aktiver und passiver Maßnahmen solarenergetischer Nutzung erzielt.
Aufgelockert wird die strenge städtebauliche Struktur durch die differenzierte Höhenstaffelung der Baukörper, der Formulierung einer Skyline sowie durch räumlichen Versatz in den einzelnen Quartieren. So entstehen Strassenräume mit grosser Varianz und dennoch klarer Adressbildung.
Im Zuge der abschnittsweisen Realisierung entsteht sukzessive eine Abfolge von Quartiersparks, die sich zu einer großzügigen Parklandschaft ergänzen.
Lageplan 
Welchen Stellenwert haben die Freiräume in Ihrem Entwurf?
Einen großen Anteil am Charakter des Stadtquartiers hat das Zusammenwirken des Städtebaus mit dem landschaftlichen Konzept, das mit den Landschaftsarchitekten des Büro ver.de erarbeitet wurde: Die grüne Mitte des Viertels bilden die vier Quartiersparks jeweils in einer Größe von circa 40 x 110 Metern. Hier finden die künftigen Bewohner vielfältige Spiel- und Nutzungsangebote für alle Altersstufen vor. Jeder Quartierspark ist mit einer eigenen Leitbaumart bepflanzt. Es entstehen individuell gestaltete Räume, die wesentlich zur Identifikation der Bewohner mit ihrer Nachbarschaft beitragen.
Ergänzt werden die Quartiersparks durch ein feinmaschiges Netz von öffentlichen Grünverbindungen mit dezentral angeordneten Spiel- und Aufenthaltsbereichen. Die Grünverbindungen vernetzen die Quartiere miteinander und binden das Baugebiet an das bestehende Fuß- und Radwegenetz der Umgebung an.
Zusätzlich werden allen Baukörpern großzügige private Freiflächen zugeordnet. Im Norden befinden sich Erschließungs- und Vorgartenzonen, im Süden liegen optimal belichtete und besonnte Freiflächen, die teils als abgeschirmte Privatgärten, teils als gemeinschaftliche Flächen mit Spiel- und Aufenthaltsbereichen gestaltet werden können. Schilfbewachsene lineare Versickerungsmulden auf den privaten Grundstücken schirmen die Südgärten gegenüber dem öffentlichen Raum ab.
Um einen Anteil des Wärme- oder Strombedarfes im Quartier klimaneutral aus regenerativen Energiequellen zu decken, wird die Nutzung von Biomasse als Energiequelle vorgeschlagen: Für die Energiegewinnung im Quartier verwertbar sind zum einen Schnittgut und Grünabfälle von den öffentlichen und privaten Räumen, zum anderen Energiepflanzen in den öffentlichen Grünflächen und in der Landmarke entlang der Autobahn.
Blick ins Wohnquartier 
Wie ist der Planungsstand?
Die planerischen Überlegungen finden nun Eingang in das anstehende städtebauliche Verfahren zur Bauleitplanung mit der Entwicklung eines Bebauungsplans. Parallel wird ein Rahmenplan erarbeitet, zur Fortschreibung und Definition der architektonischen Qualitäten und landschaftlichen Gestaltung.
Auf circa 110.000 m² Geschossfläche entstehen anschließend in mehreren Bauabschnitten rund 1.000 Wohneinheiten in großer Bandbreite, von Zwei-Zimmer-Appartements bis zu Fünf-Zimmer-Familienwohnungen, davon circa 80 Prozent Geschosswohnungen sowie rund 20 Prozent Reihenhäuser und Doppelhaushälften. Ein 30-prozentiger Anteil des neu geschaffenen Baurechts für Wohnen wird für den geförderten Wohnungsbau vorgesehen.
Schnitte, Grundrisse, Freiräume, solarenergetisch optimierter Städtebau 

Die gesamte Wettbewerbsdokumentation finden Sie in wa 02/2011
Hochäckerstraße München
Einladungswettbewerb

Jury
Richard Adam, Vors.
Prof. Carl Fingerhuth
Prof. Dietrich Fink
Stefanie Jühling
Prof. Manfred Kovatsch
Prof. Bruno Krucker
Prof. Dr. Elisabeth Merk
Gordona Sommer


1.Preis
Jatsch Laux Architekten
München
mit
ver.de landschaftsarchitektur
Freising

2. Preis
Marcel Meili Markus Peter Architekten
Zürich/München

3. Preis
Steidle Architekten
München