Umweltschutz als Innovationstreiber

Natalie Kreutzer | 10. April 2025
Das »Badezimmer für Alle« im »Tiny House of Geberit« sollte an der ISH zeigen, wie sich mit wenigen technischen Installationen ein komfortables und umweltfreundliches Bad einrichten lässt. (Design: Ippolito Fleitz Group, Foto: © Koy + Winkel / World-Architects)

Die großen Themen der Branchen Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik sind der nachhaltige Umgang mit Wasser, die umweltfreundliche Wärmeerzeugung, die Gewährleistung von sauberer Luft sowie das Zusammenspiel von Digitalisierung und Umweltschutz. Offen ist auch die Frage, welche politischen Rahmenbedingungen und Entwicklungen notwendig sind, um die Energiewende im Gebäudesektor zu schaffen. Wie bereits verfügbare Lösungen aussehen, darüber konnte sich das Fachpublikum auf der Weltleitmesse ISH in Frankfurt informieren, die für fünf Tage zur Drehschreibe für den Fachdiskurs wurde. Die Hersteller präsentierten technische Neuerungen für alternative Heiztechnologien, darunter holzbasierte Lösungen, Methoden zur nachhaltigen Wärmegewinnung und hocheffiziente Wärmespeicher. Bei der Raumlufttechnik setzen moderne Anlagen verstärkt auf optimierte Verdunstungskühlung und Wärmerückgewinnung. Des Weiteren standen wasserführende Systeme der Zukunft im Fokus – von effizienten Trinkwasser- und Heizkreisläufen bis hin zur nachhaltigen Nutzung von Betriebs- oder Regenwasser. Erstmalig beleuchtete außerdem eine Sonderschau das Potenzial von Dach- und Fassadenbegrünungen. Bei den modernen Badwelten zeigte sich gestalterische Vielfalt, aber auch der Schulterschluss von Design und Funktionalität: Hersteller präsentierten sanfte Pastelltöne, 3D-Fliesen und ressourcenschonende, pflegeleichte Materialien, die Ästhetik und technologische Innovation vereinen.

Visualisierung der mit dem Architeller by Messe Frankfurt und World-Architects prämierten Grauwasserrecycling-Lösung von Hydraloop und Hansgrohe SE. (Visualisierung: © Hydraloop / Hansgrohe SE)
Auszeichnung für Grauwasserrecycling-Lösung

Der neu etablierte Architeller – ein Format der Messe Frankfurt und von World-Architects – rückte an zwei Tagen mit jeweils zehn Kurzvorträgen zu je drei Minuten von Ausstellern der ISH einmal mehr deren Ambitionen in den Vordergrund, mit ihren Produkten zur Zukunftsfähigkeit von Sanitärelementen und Gebäudetechniken beizutragen. Die renommierte Live-Jury – auf dem Podium saßen Tina Kammer (InteriorPark., Stuttgart), Julia Schneider (iam interior architects, München) und Michael Burghaus (Architekturbüro .pg1, Kaiserslautern) – war gefordert, die präsentierten Produkte und Lösungen anhand der drei Hauptkategorien limitierte Ressourcen, Klimawandel und Soziale Verantwortung in der Kürze der Zeit zu bewerten.

Für die erste Prämierung mit dem Architeller-Preis konnten am Dienstag Bens Ezhuthanavayalil und Henk Postma von Hansgrohe SE & Hydraloop mit ihrem »Grauwasserrecycling« überzeugen. Das kompakte, schrankgroße Aufbereitungssystem sammelt Abwasser aus Duschen, Badewannen, Waschmaschinen und Kondenswasser aus Wärmepumpen, Klimaanlagen und Wäschetrocknern – sogenanntes Grauwasser – und reinigt und desinfiziert es in einem innovativen biologischen Verfahren. Das Ergebnis ist hochwertiges, zertifiziertes Recyclingwasser, das sich für Nichttrinkwasseranwendungen wie Toilettenspülung, Gartenbewässerung und Waschmaschine eignet. Mit der Spitzentechnologie von Hydraloop geht Hansgrohe damit den nächsten Schritt im Grauwasserrecycling und integriert moderne Fortschritte wie IoT-Konnektivität, minimale Wartung und verbesserte Systemeffizienz. In einem Pressestatement der Hansgrohe SE erklärt Vorstandsvorsitzender Hans Jürgen Kalmbach: »Wir sind davon überzeugt, dass wir zur richtigen Zeit mit dieser effektiven und zuverlässigen Lösung das Potenzial des Grauwasserrecyclings insbesondere für Hotels, Gebäude im öffentlichen und halböffentlichen Bereich und alle Bauprojekte, die auf Nachhaltigkeit setzen, erschließen können […].«

Mittig zu sehen sind Bens Ezhuthanavayalil und Henk Postma, die am Messe-Dienstag den Architeller-Preis für das »Grauwasserrecycling« von Hansgrohe SE und Hydraloop überreicht bekamen. Von links nach rechts zu sehen sind weiter die Jurorinnen Julia Schneider, Tina Kammer, Juror Michael Burghaus sowie von World-Architects Project Director Ursula Pfingstgraf und CEO Renato Turri. (Foto: © Koy + Winkel / World-Architects)
Intelligentes Energiemanagement, das überzeugte

Am Mittwoch ging es in die zweite Vortragsrunde des Architeller, in der sich der »Sunny Home Manager 2.0« der SMA Solar Technology AG erfolgreich durchsetzen konnte und somit den »Zuschlag« der Live-Jury erhielt. Die Schaltzentrale für intelligentes Energiemanagement überwacht alle Energieflüsse im Haushalt, erkennt automatisch Einsparpotenziale und ermöglicht die effiziente Solarenergienutzung im Haushalt. Vor Ort präsentiert wurde die Lösung von Katharina Rahme, Key Account Manager Commercial & Industrial Sales bei SMA Solar Technology AG, die sich über die Auszeichnung mit dem Architeller freute: »Das ist ein ganz besonderer Moment für uns. Wir freuen uns, dass unser Sunny Home Manager 2.0 die Jury mit seiner innovativen Leistung und seinem Beitrag zu einer verantwortungsbewussten Zukunft überzeugen konnte. Er erstellt mittels selbstlernender Algorithmen Prognosen aus Wetterdaten und dem vergangenen Verbrauchsprofil und steuert die Haushaltsgeräte im Sinne der Ressourcenschonung und Netzstabilität. Damit ermöglichen wir es unseren Anwender*innen, Nachhaltigkeit zu leben, Energieunabhängigkeit zu erreichen und dabei Energiekosten zu senken – all das mit hoher Qualität und maximalem Komfort im abgestimmten Design.«

Katharina Rahme (mittig), Key Account Manager Commercial & Industrial Sales bei SMA Solar Technology AG freut sich über den Architeller für die »Sunny Home Manager 2.0«-Lösung, der am Mittwoch verliehen wurde. Von links nach rechts zu sehen sind weiter Tina Kammer von der Jury, CEO World-Architects Renato Turri, Juror Michael Burghaus, Project Director Ursula Pfingstgraf von World-Architects und außen rechts Jurymitglied Julia Schneider. (Foto: © Koy + Winkel / World-Architects)

Das auf der ISH 2025 neue Vortragsformat Architeller brachte Architekturschaffende und Aussteller auf professionelle und zugleich unterhaltsame Art zusammen. Jurorin Tina Kammer (InteriorPark., Stuttgart) resümiert: »Das neue Format zeigt sich für alle Beteiligten als Gewinn. Für die Unternehmen war es zwar herausfordernd, ihre Produktinnovationen in nur drei Minuten mit ihrer gesellschaftlichen Verantwortung zu verknüpfen, doch vielleicht auch lehrreich. Für mich in der Jury war interessant zu sehen, was in kurzer Zeit überzeugte und was hängen blieb – denn auch wir hatten nur drei Minuten, alles aufzunehmen und einzuordnen. Aber das entspricht auch der täglichen Praxis. Für uns Planende ist es oft zu zeitaufwendig, Unternehmen auf deren Nachhaltigkeitsstrategie hin zu überprüfen und zu bewerten.« Den Status quo der Branche in puncto Nachhaltigkeit sieht Tina Kammer so: »Nachhaltige Entwicklungen sind zwar sichtbar, werden aber nach wie vor viel zu zögerlich vorangetrieben.«

Wasserthemen, gesehen bei Laufen in Halle 3.1 (Foto: © Koy + Winkel / World-Architects)
Die globale Wasserkrise bewegt

Die Begleitformate der ISH waren vielfältig und säumten die Schwerpunktthemen Wasser, Wärme und Luft. So fand erstmalig die als unabhängiges Forum organisierte »Value of Water Conference« statt, die »eindrucksvoll gezeigt hat, dass der Zugang zu sauberem Wasser und eine sichere Sanitärversorgung globale Herausforderungen sind, die innovative Lösungen und sektorübergreifende Zusammenarbeit erfordern«, so Stefan Seitz, Leiter Brand Management ISH, und weiter: »Im Mittelpunkt des Diskurses standen drängende Fragen zur Wasserknappheit und Hygiene sowie konkrete Lösungsansätze. Thematisiert wurden technologische Innovationen, nachhaltige Wasserbewirtschaftung und Best Practices aus dem internationalen Kontext. Die Gespräche haben verdeutlicht: Nur durch Kooperation, Innovation und klare politische Weichenstellungen kann die weltweite Wasserversorgung nachhaltig verbessert werden.«

Sonderausstellung für kreative Badgestaltung, Architektur und Design: Pop up my Bathroom (Foto: © Koy + Winkel / World-Architects)
Trendausstellung mit Branchengesprächen

Die Trendausstellung Pop up my Bathroom zeigte, dass nicht allein die Sanitärprodukte das moderne Bad ausmachen, sondern auch Technik, Materialien, Nachhaltigkeit und vor allem die Nutzerbedürfnisse und der Wohlfühlfaktor für eine ganzheitliche Badplanung sehr wichtig sind. Weitere Impulse dahingehend wurden dem interessierten Publikum auf der angrenzenden Design Plaza bei den Vorträgen geboten, die von verschiedenen Partnern wie VDS, Industrieverbund VDMA Sanitärtechnik und -design, World-Architects, Stylepark und Architonic kuratiert wurden. 

Architektin und Innenarchitektin Barbara Wiethoff (JOI-Design, Hamburg) ist im Rahmen des von ihr geführten Messerundgangs by World-Architects im Dialog mit einem ausgewählten Hersteller. (Foto: © Koy + Winkel / World-Architects)

Bei den Talks+Tours und Guided Tours von World-Architects, also den geführten Messerundgängen und Vorträgen, führte unter anderem Expertin Barbara Wiethoff (JOI-Design, Hamburg) zu ausgewählten Herstellern: »Die ISH war für mich in diesem Jahr eine besonders inspirierende Plattform für den fachlichen Austausch – insbesondere im Kontext unseres Schwerpunktthemas ›Shaping Everyday Wellbeing: Innovation and Design in Modern Bathrooms‹. Bei der Tour entstand ein facettenreicher Überblick über aktuelle Entwicklungen in Design, Technologie und Nutzerorientierung, von nachhaltigen Materialien über smarte Funktionen bis hin zu ganzheitlichen Wohlfühlkonzepten. Besonders bereichernd war für mich der offene Wissensaustausch. Er hat einmal mehr gezeigt, wie sehr innovative Produkte und gutes Design Hand in Hand gehen können, um alltägliche Räume in Rückzugsorte des modernen Lebens zu verwandeln.«

Chris Middleton (Kinzo, Berlin) referierte bei seinem Vortrag für World-Architects auf der Design Plaza zum Thema: »Den Raum neu denken: Adaptives Design und unkonventionelle HLK für eine vielseitige Zukunft.« (Foto: © Koy + Winkel / World-Architects)

Architekt Chris Middleton (Kinzo, Berlin) gab auf der Design Plaza im Zuge des von World-Architects kuratierten Programms Einblicke in die Praxis von Kinzo. Den Titel seines Vortrages »Den Raum neu denken: Adaptives Design und unkonventionelle HLK für eine vielseitige Zukunft« erklärt er so: »Wir sind immer auf der Suche nach Synergien und smarten Kombinationen, die funktional überraschen und gut gestaltet sind. Die Hohlkörper eines Kühlungssystems zusätzlich für Akustik zu nutzen, ist so ein Beispiel. Wir scheuen nicht davor zurück, die Technik zu inszenieren, wenn sie zu einer authentischen Atmosphäre beitragen kann. So plädieren wir dafür, die stets sichtbaren Deckenflächen mutig in die Gestaltung mit einzubeziehen. Offene Installationen erlauben mehr Raumhöhe und Großzügigkeit. So versuchen wir meist, standardisierte Abhängungen zu vermeiden.«

Save the date ISH 2027: 15.–19. März 
Messegelände Frankfurt am Main
ish.messefrankfurt.com
 
ISH 2025 Talks+Tours, Guided Tours und Architeller
Architeller by Messe Frankfurt und World Architects 
Talk+Tours und Guided Tours by World Architects

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