Neue Ikone im Stadtbild
Bis 2030 soll am historischen Frankfurter Kaiser-Karree ein 195 Meter hoher Neubau entstehen. Das dänische Büro Henning Larsen Architects gewann mit einem spektakulären Entwurf den von der Stadt gemeinsam mit zwei Investoren ausgeschriebenen Wettbewerb.
Berlin hat den Fernsehturm, Hamburg die Elbphilharmonie. Frankfurt am Main verbindet man mit der dichten Hochhausbebauung des Bankenviertels. Wie diese seit den 1950er-Jahren gewachsene Skyline in Zukunft städtebaulich sinnvoll verdichtet und erweitert werden soll, hat das Stadtplanungsamt im Hochhausentwicklungsplan HEP2024 zusammengefasst. Aspekte wie Nutzungsvielfalt, Aufenthaltsqualität und städtebauliche Einbindung werden darin berücksichtigt, außerdem definiert das Papier Standorte für Neubauten und macht Vorgaben für den Planungsprozess. Ein wichtiger Bestandteil ist die Öffnung der Gebäude zur Wallanlage hin, also zum ringförmigen Grünraum um Frankfurts Innenstadt, wo sich eine Kulturmeile etablieren soll.
Erstmals auf dieser neuen Grundlage und begleitet von einem Bürgerbeteiligungsverfahren, schrieben die Investoren Commerz Real und Tishman Speyer gemeinsam mit der Stadt einen Wettbewerb aus. Entworfen werden sollte ein neues Hochhaus am historischen Kaiser-Karree zwischen Taunusturm und Eurotower. Zehn Architekturbüros aus ganz Europa nahmen teil, das Team von Henning Larsen setzte sich mit seinem Entwurf für den Gloria-Tower durch.
Diesen Namen erhielt das Hochhaus aufgrund des Bauplatzes: Auf dem Areal des Kaiser-Karrees zwischen der Kaiserstraße 30 und der Neuen-Mainzer-Straße 31 stand bis 1981 das Filmtheater Gloria-Palast. Später wurde dieses zum Bürohaus umgebaut, das nun für den geplanten Neubau weichen soll. Erhalten wird hingegen das denkmalgeschützte Gebäude der Deutschen Effecten- und Wechsel-Bank von 1905, woraus wiederum die anspruchsvolle Statik des neuen Turms resultiert. Auf Pfählen gegründet, wird lediglich ein schmales Eckgebäude den Fuß des Hochhauses bilden, das sich darüber konisch verbreitert und über das historische Gebäude schiebt, bis es im Luftraum die gesamte Parzelle überdeckt. Entsprechend spektakulär entwickelt sich auch die abgerundete Fassade, die von hellen, zwischen den Fenstern aufsteigenden Bändern zusätzlich in der Vertikalen betont wird. Den Kosenamen »Bleistift« hat der Entwurf damit wohl bereits sicher – obschon diesen eigentlich schon der Messeturm des deutsch-amerikanischen Architekten Helmut Jahn trägt.
Mit Büro-, Hotel- und Gewerbeflächen unterscheidet sich das Gebäude nicht übermäßig vom Angebot in seiner Umgebung, jedoch sind zusätzlich öffentliche kulturelle Nutzungen vorgesehen. Im Erdgeschoss des Bestandsgebäudes soll eine multifunktionale Fläche als »Markthalle« entstehen, und nach den bisherigen Planungen wird die Dachterrasse des Sockelgebäudes öffentlich zugänglich sein – nicht jedoch die Spitze des Hochhauses. Als Nächstes steht nun der Aufstellungsbeschluss im Zuge des Bebauungsplanverfahrens an. Mit der definitiven Baugenehmigung sollen die Bauarbeiten im kommenden Jahr beginnen. Läuft alles nach Plan, wird die Bauzeit vier Jahre dauern.