Architekturbiennale Venedig 2025
Kuratorium für den Deutschen Pavillon gewählt
Klimaangst und Umweltdisstress – auf Englisch climate anxiety – sind Wörter, die mit den Veränderungen in unserer Umwelt in unseren Wortschatz gelangen. Dass das frisch gewählte Kuratorium für den deutschen Biennale-Pavillon nun eine Ausstellung realisieren wird, die es »Stresstest« nennt, ist angemessen.
Ausgeschrieben hatte das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung den Deutschen Beitrag zur Architekturbiennale 2025 im Februar, nun hat eine Kommission aus neun Fachleuten gewählt und beauftragt das »Team Stresstest«. Dazu gehören von der TU Braunschweig Prof. Elisabeth Endres und Prof. Gabriele G. Kiefer, von der RWTH Aachen Prof. Dr. Daniele Santucci sowie Nicola Borgmann von der Architekturgalerie München.
Während die Bundesregierung Fragen zur klimaangepassten Stadtentwicklung in der Hitzeschutzstrategie aufgreift, entwickelt das Kuratorium des Deutschen Pavillons eine öffentlichkeitswirksame Darstellung für Venedig. Die Dringlichkeit des Themas solle mit dem Beitrag spürbar und erlebbar werden – Details zum Vorhaben werden jedoch erst Anfang 2025 bekannt gegeben.
Die 19. Architekturbiennale in Venedig mit dem Leitthema »Intelligens. Natural. Artificial. Collective« wird von Carlo Ratti kuratiert. Nun werden ›intelligente‹ Lösungen für die drängenden Probleme unserer Zeit gesucht, wobei ›Intelligenz‹ die Fähigkeit bezeichnet, sich trotz begrenzter Ressourcen, fehlendem Wissen oder geringer Macht an die Umwelt anzupassen. Die verschiedenen Entwürfe – von Objekten über Gebäude bis hin zu Stadtplänen – sollen entlang der »Achse einer vielfältigen und weit verbreiteten Intelligenz« organisiert werden: natürliche, künstliche, kollektive und verschiedene Kombinationen dieser drei.
»Das TEAM STRESSTEST nimmt in seinem Beitrag das in der Politik und Fachwelt viel diskutierte Thema der Anpassung unserer gebauten Umwelt an die Überhitzung auf. Die Kuratorinnen und Kuratoren wollen die Dringlichkeit für die Besucherinnen und Besucher des deutschen Pavillons erlebbar machen.«
Dass der Hauptpavillon zur Zeit der Biennale saniert und deshalb nicht für die große Ausstellung zur Verfügung stehen wird, sieht Ratti weniger als Problem denn als Chance: »Wir denken darüber nach, wie wir das, was im zentralen Pavillon zu sehen wäre, auf ganz Venedig verteilen können. Das tun wir mit einer Reihe von Sonderprojekten, die einige der Themen der drei Arten von Intelligenz aufgreifen«, so Ratti im Gespräch mit John Hill.
Ob in den Giardini, im Arsenale oder auch im Stadtgebiet – neue Konzepte im Umgang mit dem Klimawandel in breitem Stil an die Menschen, die Betroffenen, die Akteure zu bringen, ist wohl zeitgemäßer, als derlei Themen nur im abgeschlossenen Biennale-Setting zu diskutieren. Inwiefern die einzelnen Beiträge der Länderpavillons Antworten auf Rattis Frage nach den verschiedenen Versionen der Intelligenz bieten, werden wir ab dem 10. Mai 2025 erleben können, wenn die Biennale für sechs Monate ihre Tore öffnet.