Von der Eisenbahnwerkstatt zum Forschungsbau
Einst wurden im Osnabrücker Ringlokschuppen Lokomotiven repariert, heute wird dort im Coppenrath-Innovation-Centre geforscht. Kilian Kresing berichtet, wie sein Büro KRESINGS das leerstehende Baudenkmal saniert und umgenutzt hat.
Herr Kresing, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Wir beschäftigen uns schon lange und ausgiebig mit dem Bestand und Umbauprojekten. Das Coppenrath-Innovation-Centre (CIC) ist ein Leuchtturmprojekt, das von der Coppenrath-Stiftung und der Stadt Osnabrück gemeinsam initiiert wurde. Der historische Bau wird nicht nur von der Universität und dem Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz genutzt, sondern auch von vielen Unternehmen. Er soll Impulsgeber und Katalysator für die weitere städtebauliche Entwicklung des 22 Hektar großen Lokviertels sein, die zurzeit geplant wird.
Als Profanbau ist der Bestand 1913 aus seiner Funktion heraus entwickelt worden, und er zeichnet sich deswegen durch eine einzigartige Architektursprache aus. Hier haben wir angesetzt und im gegebenen Rahmen neue, sehr pragmatische Einbauten in Form von Holzkuben implementiert.
Unser Projekt sollte dem Wert des Bauwerks als Denkmal genauso Rechnung tragen wie der neuen Nutzung als Innovationszentrum und als lebendiger Ort der Forschung. Wichtig war uns, den Austausch mit der Stadtgesellschaft zu fördern.
Die meisten Auflagen stellte das Denkmalamt. Wir selbst haben indes die Bauherrschaft sehr schnell davon überzeugen können, frühzeitig ein Nachhaltigkeitskonzept von Transsolar zu implementieren. Es bildete die Grundlage für alle weiteren Überlegungen und Planungsschritte.
Wir erstellen inzwischen alle unsere Projekte mit BIM. Auch in diesem Fall hat uns das BIM-Modell bei allen Entwurfsentscheidungen sehr geholfen. Das 3D-Modell ist für uns ein Werkzeug geworden, das wir tagtäglich nutzen.
Wir glauben seit unserer Bürogründung vor mittlerweile knapp 40 Jahren an das Potenzial des Bestands und an das Weiterbauen. Abriss ist manchmal auch eine Lösung, aber wahre Nachhaltigkeit liegt in guter Architektur, die anpassungsfähig ist. Unsere Lieblingsaufgabe ist daher das Bauen im Bestand. Die Verwendung von gebrauchten Bauteilen und Materialien ist dabei das Tüpfelchen auf dem i, um die Umweltbilanz eines alten Bauwerks für den nächsten Nutzungszyklus noch besser zu machen.
2024
Hamburger Straße 24
49084 Osnabrück
Nutzung
Büro, Bildung (Universität und Hochschule), Labs, Veranstaltung
Auftragsart
Direktauftrag
Bauherrschaft
Ringlokschuppen Osnabrück GmbH
Architektur
KRESINGS, Münster
Projektverantwortlicher Partner: Kilian Kresing
Projektleiter: Stefan Fuchs
Planungsteam: Henning Hummel, Julian Hoffschlag, André Pannenbäcker, Agnieszka Kociemska, Alessa Rink, Felica Wewer, Liana Laios, Raul Zinni-Gerk, Tim Sommer und Steven Gorgon
Bauleitung: Hans Zündorf und Stefan Koch
Fachplaner
Statik: Ingieurbüro Fleddermann GmbH, Osnabrück
TGA-Planung: O&P Projektingenieure GmbH, Ibbenbüren
Bauphysik: Hansen+Partner Ingenieure GmbH, Wuppertal
Akustik: Hansen+Partner Ingenieure GmbH, Wuppertal
Brandschutz: BKK Brechler.Kiküm.Klein GmbH, Warendorf
Vermesser: DENKMAL3D GmbH & Co. KG, Vechta
Energetik: Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart
Energieberatung: NaCon GmbH, Osnabrück
Freianlagen: MDL Müller Darms Landschaften, Osnabrück
Innenarchitektur: KRESINGS, Düsseldorf
Lichtplanung: LICHTART Osnabrück GmbH & Co. KG, Osnabrück
Ausführende Firmen
Holzbau und Zimmermann: Terhalle Tischlerei GmbH, Ahaus-Ottenstein
Malerbetrieb: A Dependehner Malerbetrieb GmbH, Osnabrück
Schlosserarbeiten: MWM Metalltechnik Westmünsterland GmbH, Legden, und Overkamp Bauschlosserei Metallbau, Dülmen
Hersteller
Beleuchtung: Vibia
Bodenbeläge: Interface
Innenwände und Trockenbau: Derix
Türen und Tore: Solarlux
Wärmedämmung: Brillux
Energiestandard
KfW Effizienzhaus 100
Bruttogeschossfläche
9400 m²
Gebäudevolumen
47'500 m³
Gesamtkosten
k.A.
Auszeichnung
Niedersächsischer Staatspreis für Architektur 2024 – Shortlist (Entscheidung am 30.10.24)
HEINZE ArchitekturAWARD 24 – Shortlist (Entscheidung am 21.11.24)
Fotos
HG Esch
Ringlokschuppen Osnabrück