Aus einem Holz geschnitzt
Atelier ST haben ein neues Gemeindehaus als kleinen Holzbau in Ergänzung zum bestehenden Bahnhofsensemble errichtet. Sebastian Thaut beantwortet unsere Fragen zum Projekt.
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?Als wir Rottenbach das erste Mal besuchten, waren wir angetan von der Schönheit der Landschaft, den umliegenden Dörfern mit ihren schieferverkleideten Dächern, aber vor allem von diesem historischen Bahnhofsensemble. In Summe eine so harmonische Szenerie, wie man sie als Kind nur von seiner Modelleisenbahn kennt.
Unsere Idee war es, einen Neubau in dieser Idylle zu errichten, der die Atmosphäre des Bestehenden in sich trägt. Dabei wollten wir uns jedoch nicht in romantischer Nostalgie verlieren, sondern regionaltypische Formen und Materialien in eine eigenständige, zeitgenössische Erscheinung übersetzen. Die neue Architektur wird so Teil des Ganzen, als gehörte sie schon immer dazu.
Der Neubau nimmt sich zurück – er ist ein einfaches, eingeschossiges Holzhaus und quasi eine Fortsetzung des bestehenden, historischen Bahnhofs. Es nimmt Proportionen, Gestaltelemente und Farbigkeit von diesem auf.
Für Konstruktion, Fassade und Innenausbau verwendeten wir konsequent Holz – eine naheliegende und nachhaltige Referenz an die regionale Forstwirtschaft des Thüringer Waldes.
Wir haben den Auftrag direkt über die IBA Thüringen erhalten. Indirekt aber dann doch über einen Wettbewerb, da wir zuvor den von der IBA ausgelobten Wettbewerb für die Martinskirche Apolda (auch Thüringen) gewonnen hatten. Daraus hatte sich eine sehr gute Zusammenarbeit entwickelt, weshalb wir in Rottenbach dann gleich direkt zum Zug kamen.
Das vergleichsweise kleine Gebäude sollte flexibel auf die verschiedenen Nutzungsanforderungen reagieren können. Wichtig war zudem, dass es als Teil des Bahnhofsensembles gelesen wird. Es sollte also äußerlich nicht zu ›laut‹ daherkommen, sondern vielmehr bestehende Qualitäten fortsetzen.
Die erste Idee konnte fast 1:1 umgesetzt werden. Zu Beginn gab es noch ein großes, zenitales Dachoberlicht. Auf dieses musste aus Kostengründen verzichtet werden.
Es sollte ein konsequenter Holzbau sein: Konstruktion, Fassade und innere Verkleidung. Holz als primäres Material im Inneren sorgt für eine gute Akustik, ein angenehmes Klima und nicht zuletzt riecht es einfach gut.
Wir denken diese Themen schon seit langem bei jeder Bauaufgabe mit. Aber wir stellen das nicht primär in den Vordergrund. Wichtig ist uns eine jeweils eigene Atmosphäre zu kreieren, die sich aus guten und natürlichen Materialien zu einer Gesamtkomposition zusammensetzt.
2024
Am Bahnhof 3
07426 Königsee, Ortsteil Rottenbach
Auftragsart
direkt
Bauherrschaft
Gemeinde Königsee
Architektur
Atelier ST Gesellschaft von Architekten mbH, Leipzig
Entwurfsverfasser: Silvia Schellenberg-Thaut & Sebastian Thaut
Projektarchitekt: Jan Franke
Mitarbeit: Lena Kirchhain
Bauleitung
Ing.Büro f. Bauplanung Silke Baumann, Königsee
Hersteller
Drücker: FSB
WC Produkte: Duravit
Rinnen: Rheinzink
Naturschiefer: Rathscheck
Etna Leuchten (Sanitärräume): Mawa
Numinos (Pendelleuchten): SLV
lose Möblierung: Hiller
Bruttogeschossfläche
105 m²
Gebäudevolumen
525 m³
Gesamtkosten
k.A.
Fotos
Atelier ST, Viet Duc Nygen
IBA Thueringen, Thomas Mueller