Umbau einer Kapelle zum "Haus der Stille" in Dresden
Schönheit in Stille
26. Oktober 2011
Die einstige Kapelle ist von einem ummauerten Garten umgeben, der ebenfalls umgestaltet wurde.
Das Gelände des Krankenhauses Dresden-Friedrichstadt wurde seit dem 16. Jahrhundert bebaut und umgebaut; im 18. Jahrhundert entstand hier auch eine herrliche, private Parkanlage. 1845 kaufte die Stadt Dresden das Ensemble und richtete hier ein Krankenhaus ein, dessen Hauptgebäude äußerlich noch dem Zustand von 1849 entspricht. Um 1895 wurde ergänzend ein neobarockes Gebäudeensemble errichtet, das heute denkmalgeschützt ist und 2010 von den Architekten Schubert Horst für Räume der Seelsorge und des Abschiednehmens umgebaut wurde. Mit dezenten Mitteln – einfachen Stahl-Holz-Geländern und -Bänken und schlichter Gartenkontur – kündigt sich der behutsame Umbau im Außenbereich schon an.
Die Eingänge zum "Haus der Stille" befindet sich seitlich, das ehemalige Portal ist geschlossen.
Man betritt das "Haus der Stille" an der linken Seite und wird in einem schmalen Vorraum empfangen, dessen rückwärtige Wand – mit Garderobe, Lichtertisch, Infotafeln und Ähnlichem – zwar mit dunklem Eichenholz bekleidet ist, der aber trotzdem als Ganzes hell und licht ist. Er erschließt auch zwei Seelsorgeräume links und rechts des Raums der Stille – auf der Seite der Katholiken ist auch eine kleine Nische mit Tabernakel, Kniebank und Ewigem Licht eingefügt.
Der rückwärtige Vorraum; links geht es zum "Raum der Stille".
Der "Raum der Stille" überrascht als faszinierende, zeitgenössische Weiterentwicklung des neobarock strengen, früheren Kapellraumes. Man betritt ihn gegenüber dem einstigen Portal, das mit einer durchlöcherten Holzscheibe hinter Glas geschlossen worden ist und nun das Licht mit zauberhaften Schattenwirkungen filtert. Der Blick gleitet auch nach oben zum alten Glasoberlicht, dessen Tragkonstruktion erhalten und mit einem Deckensegel raffiniert in räumlicher Tiefenwirkung ergänzt wurde.
Das ehemalige Portal von der Innenseite.
Rundum und mit schrägen Oberkanten umgibt eine Sitzbank den Raum, der einen neuen Terrazzofußboden erhielt und mit einer Fußbodenheizung gewärmt wird. Als ich an einem sonnigen Frühherbsttag dort bin, taucht traumhaft schönes Licht den Raum in eine helle Stille, der nichts Beklemmendes anhaftet; sie umgibt Trauernde vielmehr tröstend und hilft ihnen, zu sich und zum stillen Gedenken zu kommen. Das "Haus der Stille" zeigt als stimmiges Ensemble ein Mal mehr, welchen Reiz Architekten der Auseinandersetzung mit Vorhandenem abgewinnen können.
Ursula Baus
Grundriss Erdgeschoss
Querschnitt
Längsschnitt
HAUS DER STILLE im Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt
2011
Friedrichstraße 41
01067 Dresden
Auftraggeber
Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt
Städtisches Klinikum
Architektur
Schubert Horst Architekten
Dresden
Projektleitung
Matthias Horst
Projektpartner
Roland Lehnen
Dresden/Zürich
Bauleitung
brandt*schmidt Architekten
Dresden
Tragwerksplanung
ERS Ingenieurbüro für Tragwerksplanung
Dresden
Haustechnik
Baumanagement Krankenhaus
Dresden-Friedrichstadt
Lichtplanung
Lichtraum Sabine Soeder
Dresden
Rohbau- und Dacharbeiten
Rinova Bau und Ausbau GmbH, Dresden
NBL GmbH Bau Lockwitzgrund, Dresden
Fassaden/ Stahl- und Metallbau
Schmiede und Stahlbau Gebr. Friedrich GmbH, Dresden
Außenanlagen
Gartenmanufaktur Nüssler, Dresden
Trockenbauarbeiten
Bau Schulze GmbH, Freital
Fliessterrazzo
Hollerung Terrazzo GmbH, Reichenbach
Beleuchtung Raum der Stille
Elektro Felden, Dresden
Deckensegel Raum der Stille
Tischlerei Bergmann GbR, Coswig
Gewölbe- und Stuckarbeiten
Stuckhaus Scherf und Ritter, Schlagwitz
Tischlerarbeiten künstlerische Ausbauten
Tischlerei Engelstädter, Matthias Fischer, Dresden
Sakrale Möbel
Steinmetz und Bildhauerwerkstatt Markus Sandner, Dresden
Bruttogeschossfläche
ca. 300 m2
Baukosten
ca. 850.000 €
Fotografie
Ursula Baus