Museum Gunzenhauser, Chemnitz
Kunstkammer statt Tresor
31. März 2008
Ein hohes Haus mit dezenten Veränderungen an der Fassade.
Ein üblicher Deal: Der in München ansässige Kunstsammler Alfred Gunzenhauser entschied sich, seine Kunstsammlung nach Chemnitz zu geben, wo ihm die Stadt ein Museum zusagte. Exquisite Kunst aus dem 20. Jahrhundert, vor allem eine beträchtliche Zahl von Gemälden von Otto Dix wollte man sich hier nicht entgehen lassen und ließ für den passenden Umbau einer Bank zum Museum einen Wettbewerb ausloben, den Volker Staab Architekten gewannen.
Am Falckeplatz – das Museum ist das zweite Haus von links, leicht im Hintergrund.
Die ursprüngliche Bank baute der Stadtrat Fred Otto 1928 bis 1930 mit klassischer Lochfassade am Falckeplatz, in den Zwickel zwischen zwei Ausfallstraßen, wo neben den Fahrstreifen für Autos auch noch Straßenbahnen entlangführen. Fünf bis sieben Geschosse hoch, behauptet sich das Gebäude in einer schwierigen städtebaulichen Lage. Volker Staab entleerte es bis auf die tragenden Teile und ließ natürlich die Fassaden stehen, die unaufdringlich, aber wirkungsvoll mit einer Art Schaukästen in einigen Fensteröffnungen und mit einem dezenten Schriftzug aufgewertet wurden.
Vitrinen an der Fassade.
In der ehemaligen Kassenhalle werden die Besucher in einer hellen Situation empfangen und dann mit einer langen, roten, verführerischen Kaskadentreppe in die Obergeschosse gelockt. Sind die Ausstellungsräume klassisch weiß gestrichen und zurückhaltend , beseelt diese mit einer Lichtfuge separierte Treppe, die mit Linoleum belegt ist und noch angenehm danach riecht, das kompakte Haus. Ummantelt ist die Treppe mit eloxierten Aluminiumtafeln.
Weiße Ausstellungsräume rund um die rote Treppe.
Dass auf eine adäquate Belichtung geachtet wurde, versteht sich von selbst. Lichtdecken, Einzelleuchten und blendfreies Tageslicht bringen die Bilder von Jawlensky, Felixmüller, Baumeister, Poliakoff und vielen anderen in räumlich abwechslungsreichen Situationen bestens zur Geltung. An der Südwestseite bieten kleine, großzügig verglaste Erker die Möglichkeit, sich etwas auszuruhen und hinauszuschauen – in ein heterogenes Umfeld, wie man desolaten Städtebau heute nennt. Das Museum wertet diese Gegend am Rande der Innenstadt unglaublich auf und zeigt, dass dies auch ohne Bilbao-Spektakel gelingt.
Ursula Baus
Lageplan: 1 Zwickauer Str., 2 Falkeplatz, 3 Stollberger Str.
EG: 1 Foyer, 2 Wechselausstellung, 3 Skulpturengalerie, 4 Skulpturengarten
1.OG: 1 Ausstellung
Längs- und Querschnitt
Museum Gunzenhauser
2007
Stollberger Straße 2
09119 Chemnitz
Auftraggeber
Stiftung Gunzenhauser
Architektur
Staab Architekten
Berlin
Bauleitung
Söllner Architekten
Chemnitz
Tragwerksplanung
C & E Consulting
und Engineering
Chemnitz
TGA HLS
Winter-Ingenieure
Berlin/ Leipzig
TGA Elektro
Elektroplanungsbüro Künzel
Chemnitz
Lichtplanung
Licht Kunst Licht AG
Berlin
Landschaftsarchitektur
Levin Monsigny
Berlin
BGF
7.450 m2
Fotografie
Wilfried Dechau