Kleiner, heller, edler

In zahlreichen Gemeinden sind die alten Kirchen und Gemeindezentren für die immer kleiner werdende Zahl an Gottesdienstbesuchern und Gläubigen mittlerweile viel zu groß. Außerdem müssen die Gebäude instand gehalten und vor allem auch beheizt werden. Das kostet Geld, das wiederum aufgrund der sinkenden Einnahmen nicht mehr aufgewendet werden kann. Um dieses Problem zu lösen, verkaufte die evangelisch-lutherische Melanchthon-Kirchengemeinde in Hannover ihr Gemeindezentrum und finanzierte mit dem eingenommenen Geld die Renovierung und den Umbau der Kirche, in die die Funktionen des Gemeindehauses, wie Saal, Küche und Büro, integriert wurden. Der Zentralbau mit seinen vier Konchen bietet dafür eine sehr gute Ausgangslage, weshalb die Architekten an den harmonisch proportionierten Baukörper außen nichts anfügen mussten.

Dadurch könnte nun der Eindruck entstehen, dass der neue Kirchenraum sehr voll wirkt. Doch das Gegenteil ist der Fall. Aufgrund des ausgeklügelten und klaren Konzepts von dreibund architekten hat sich die Aufenthaltsqualität deutlich erhöht und der neu entstandene, kleinere Kirchenraum bietet den Gläubigen einen adäquateren Ort für den Gottesdienst.
Die neuen Räume wurden in den zwei Konchen untergebracht, die sich seitlich an den großen, zentralen Raum anschließen. Um Platz zu schaffen, ließen die Architekten die alten, großen Emporen durch zwei kleinere neue ersetzen. Daran schließen sich zwei neue Treppenhäuser und auf beiden Etagen die neuen Räume, wie das Büro des Pastors und das Gemeindebüro an. Die Außenwände der aus Gründen des Brandschutzes eingehausten Treppenhäuser wurden mit breiten, geschliffenen Naturholzbrettern bekleidet. Damit griffen die Architekten die Materialität und die Machart der großen Altarwand auf, wodurch eine schöne Verbindung entsteht.

Als Gemeindesaal dient fortan die Konche, die dem Altarraum gegenüberliegt. Sie ist mit Glasschiebewänden von der Kirche abgetrennt, so dass sich der Kirchenraum bei Bedarf trotzdem wieder vergrößern ließe. Das Besondere an diesem mittelgroßen Raum ist die zur Fassade hin ansteigende Decke. Sie greift den unteren Verlauf der Orgelempore auf und verleiht dem Raum Großzügigkeit. So fügen sich Alt und Neu zu einem neuen Ganzen zusammen, das den Eindruck erweckt, als sei es schon immer so gewesen.
Simone Hübener