Erweiterung Kernzeitbetreuung „Alte Schule Winterbach“
Gelungene Überraschung
Wer vor der Alten Schule Winterbach steht und den Blick zum Dach hinauf richtet, der mag sich fragen, welche architektonische Perle sich denn hinter diesen scheinbar etwas zu groß geratenen Gauben verbergen mag. Beinahe vom First bis zur Traufe reichen sie, man könnte meinen, sie hätten wie Ufos angedockt. Doch sobald man unter dem Satteldach des alten Schulgebäudes angekommen ist, reibt man sich verwundert die Augen ob dieses lichtdurchfluteten, großzügigen Raums der eben dank dieser Gauben entstanden ist.
Die Gemeinde Winterbach benötigte, wie viele andere Kommunen inzwischen auch, Platz für die Kernzeitenbetreuung ihrer Grundschüler. Das bis dato nicht genutzte Dachgeschoss war dafür ideal: direkt über den Klassenräumen gelegen und von der Grundfläche groß genug. Dass hier genügend nutzbarer Raum entstanden ist, verdankt der Bauherr dem pfiffigen Entwurf der jungen Architekten.
Der Grundgedanke des Entwrufs ist ein mäandrierender Grundriss, der einfach zu verstehen ist und Kindern und Erziehern viele Vorteile bietet. Ein durchgehender Mittelgang erschließt den fünfzig Meter langen Raum, indem die Kinder toben und rennen können. Auf der einen Seite schließen die fünf hohen Gauben an, die nach einem je eigenen Schwerpunkt eingerichtet sind. Dort dürfen die Schüler malen, basteln, spielen und auch tanzen – je nachdem, wozu sie gerade Lust haben. Auf der gegenüberliegenden Seite, unter dem niedrigen Teil des Satteldaches laden sogenannten Schlummerhöhlen die Ruhigeren zum Verweilen und Ausruhen ein. In die Wand eingelassene, lineare Leuchten, dunkler, weicher Wollfilz an den Oberflächen und gemütliche Kissen passen sehr gut zu diesen Erholungsräumen.
Doch natürlich soll nicht immer Halli Galli unter diesem Dach herrschen, stillere Stunden sind genauso wichtig wie toben und tollen. Die Architekten haben deswegen Schiebewände entworfen, mit denen der Raum in vier Einheiten unterteilt werden kann – jede mit einer Tür als Verbindung. Unter der fünften Gaube liegt das Lehrerzimmer.
Bei der Farbwahl für den Innenraum gelang den Architekten die Gratwanderung zwischen eintönig und kunterbunt. Der hellgrüne Kautschukboden erdet den ansonsten von cremeweißen Tönen geprägten Raum, das Dunkelgrau des Wollfilzes weißt auf die bereits erwähnten Ruhezonen hin. Einzig der Sanitärbereich ist an Wand, Decke und Boden grün. Dadurch wirkt er freundlich, hell und nicht wie ein Ort zweiter Klasse. Und das ist in doppeltem Sinne gut so. Denn zum einen sollen die Kinder auch gerne auf die Toiletten gehen, zum anderen können sie dort durch ein großes bodentiefes Fenster aus einer ganz anderen Perspektive auf ihren Heimatort blicken und mit ihren neugierigen Augen ihre Welt entdecken.
Simone Hübener
Erweiterung Kernzeitbetreuung
„Alte Schule Winterbach“
2011
Winterbach
Auftraggeber
Gemeinde Winterbach
vertreten durch
Bürgermeister Albrecht Ulrich
Architektur
Bärlin Feeser Traubenek Wagenblast
Archifaktur.
Winterbach
Projektleitung
Julian Bärlin
Elektrotechnik
IB Rainer Kallenberger
Haustechnik
IB Michael Barner
Brandschutzingenieure
fritzen 28
Tragwerksplanung
BHS Ingenieure
Bauphysik
Gerlinger+Merkle
Bruttogeschossfläche
ca. 650 m² bearbeitet
Baukosten
ca. 1.25 Mio. € KG 100-700
Fotografie
Zooey Braun