Ein Dorf für Kinder

Katinka Corts: Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Jan Bohnert und Christian Neuburger: Das Besondere der Bauaufgabe bestand darin, eine große 8-gruppige Einrichtung für circa 160 Kinder auf einen kindgerechten Masstab zu bringen und dem Konzept des Trägers, der Lebenshilfe Freising, hinsichtlich Inklusion, Interaktionen und Austausch der Altersgruppen Rechnung zu tragen. Krippe, Kindergarten, Hort, Speisesaal, Mehrzweckraum und Personalbereich erhielten ihr «eigenes Haus». Alle Häuser gruppieren sich um einen zentralen Gemeinschaftsbereich, die «Piazza».

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Als Leitbild dienten historischer Dorfkerne, die Gruppierung einer Haustypologie um eine gemeinsame Mitte. Neben der rein funktionalen gibt es eine pädagogische Konzeption: die nach der gleichnamigen italienischen Stadt benannte Reggiomethode. Diese sieht eine individuelle Förderung vor, die nicht nur von Eltern und Betreuern, sondern auch von der Allgemeinheit und nicht zuletzt durch das Haus selbst angeregt werden soll. Das Haus sieht vielerlei räumliche Situationen, Ein- und Durchblicke vor und legt darüber hinaus Wert auf ein Zentrum mit abgesenkter Bühne. Diese «Piazza» bildet das Herz der Einrichtung und verbindet die einzelnen Häuser.

Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?
Das Grundstück auf dem Areal der ehemaligen General-von-Stein-Kaserne erstreckt sich in einem Grünraum zwischen einer Wohnsiedlung aus den 60er Jahren und einem im Bau befindlichen Wohnareal auf dem restlichen, ehemaligen Kasernengelände. Die unmittelbar benachbarten Bewohner erfüllen das Haus somit mit Leben. Die Idee vom «Kinderdorf», der polygonale Zuschnitt des Baufeldes und der erhaltenswerte Baumbestand führen zur sternförmigen Gesamtkonstellation des Entwurfs.

Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?
Der Entwurf geht auf einen gewonnen Wettbewerb zurück, der im Wesentlichen unverändert mit voller Unterstützung der Stadt Freising realisiert werden konnte.

Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Das Gebäude wurde in Holztafelbauweise, also mit werkseitig vorgefertigten Wand-, Decken- und Dachelementen errichtet und erreicht Passivhaus-Standard. Das verwendete Material ist innen wie aussen ablesbar: nach Verlegung der technischen Installationen wurden die Wände aussen mit Lärchenholz, innen mit Fichtenholzschalung beplankt. Die Decken- und Dachbauteile wurden von Lignotrend gefertigt und geliefert - inklusive der notwendigen Akustikbekleidung - was zu Wirtschaftlichkeit und zügigem Baufortschritt beitrug.