Das andere Stadtzentrum, Staßfurt an der Bode

Das andere Stadtzentrum

3. März 2008

“Aufheben der Mitte”
2008
Kottenstraße
39418 Staßfurt an der Bode

Auftraggeber
Stadt Staßfurt

Landschaftsarchitektur
Häfner/Jimenez
Berlin

Bauleitung
Frank Eschrich green project.
Lohmen

Tragwerksplanung
M+N Ingenieure
Berlin

BGF
29.000 qm

Baukosten
3.055.000 €

Fotografie
Hanns Joosten

Das Südufer des Sees. Hier enden die Straßen, die früher miteinander verbunden waren, im Norden werden sie über einen Steg wieder miteinander verbunden.

Seit 250 Jahren wird in Stollen unter der Stadt Staßfurt Kali abgebaut – die Stadt in Sachsen-Anhalt gilt als Wiege des Kalibergbaus. Doch in den letzten Jahrzehnten hat sich das, was ursprünglich Segen der Stadt war, als schweres Erbe erwiesen. Die alten Stollen fallen ein, füllen sich mit Wasser, die Erdoberfläche senkt sich. Auch ständiges Abpumpen des Wassers lässt die Erde nicht zur Ruhe kommen, da neues Salz ausgespült wird und sich neue Hohlräume bilden. Etwa 200 Hektar groß ist das Gebiet, wo sich die Erde senkt – und es liegt mitten in der Staßfurter Innenstadt. Mehr als sieben Meter beträgt die Absenkung im Durchschnitt, Rathaus, Kirchen, Wohnhäuser mussten abgerissen werden, die Fläche kann nicht wieder bebaut werden. Im Rahmen der IBA Stadtumbau 2010 ist auf dieser Fläche ein Experiment gewagt werden. In einem Workshop wurde die Idee entwickelt, sich nicht an einem traditionellen Zentrumsbild zu orientieren. Die Pumpaktivität wurde eingeschränkt und optimiert, wo früher das Zentrum der Stadt lag, ist so ein 4500 Quadratmeter großer Grundwassersee entstanden, umgeben von einem Park. Nun sollen die anderen Teile der Stadt Zentrumsfunktionen übernehmen und dadurch zusammenwachsen. Zunächst galt es, die neue Mitte planerisch zu gestalten und als attraktiven städtischen Freiraum nutzbar zu machen. Häfner Jiminez ist dies gelungen, sie nutzen die Geschichte, Topographie, bestehende Wegeverbindungen, um ein neues Stück Staßfurt entstehen zu lassen, das als Landschaft nicht nur auf die Erfahrung des Verlusts aufmerksam macht, sondern daraus neue Qualitäten entwickelt.

Auf verschiedenen Niveaus laufen Wege um den See.

Der Schotter am Ufer des neuen Sees ist eine Reminiszenz an das rohe kristalline Salz. Die wichtigsten Wegeverbindungen werden aufgegriffen und führen westlich in Form einer Promenade am See vorbei. Östlich verläuft ein landschaftlich gestalteter Weg am See entlang. Auf einer Brachfläche wachsen Kirschbäume, da derzeit keine andere Nutzung vorgesehen ist. Ändert sich dies, sind keine Schwierigkeiten zu erwarten, da Kirschbäume nicht unter die Baumschutzverordnung fallen und bei Bedarf wieder gefällt werden können.
Einige Straßen werden durch den See unterbrochen. Die Kottenstraße als wichtige Ost-West-Verbindung bleibt für Fußgänger und Radfahrer mittels eines Steges zugänglich, der in einem weiteren Bauabschnitt gebaut werden wird. Die Marktgasse und Reitbahn enden am See und erinnern an die versunkene Mitte. Der Senkungsbereich wird als räumliche Einheit gestaltet, in welcher der See, der Große Markt und die Fläche der ehemaligen Kirche eingefügt werden. Der Große Markt, Ersatz für den durch die Senkung verlorenen historischen Großen Markt, entspricht in etwa seiner früheren Fläche, er liegt als glatte Fläche in einem Bett aus Kleinsteinpflaster. Das sich nördlich anschließende Kirchengrundstück, auf dem sich in etwa 1,50 Meter unter heutigem Geländeniveau die Reste der St.- Johannes-Kirche und des so genannten schiefen Turmes befinden, bleibt unangetastet. Das Grundstück wurde 2007 als plane horizontale Rasenfläche ausgebildet. Sie dient gewissermaßen als Eichstrich, um mögliche künftige Veränderung ablesen zu können. Der Umriss einer schief im Rasen liegende Fläche markiert den ehemaligen Kirchturm, der über mehr als 1000 Jahre ein Wahrzeichen der Stadt war.
Christian Holl

Lageplan. Im Süden des Sees liegt die Fläche, in die der Umriss der ehemaligen Kirche eingefügt wurde und ein Platz, der “Große Markt”.

“Aufheben der Mitte”
2008
Kottenstraße
39418 Staßfurt an der Bode

Auftraggeber
Stadt Staßfurt

Landschaftsarchitektur
Häfner/Jimenez
Berlin

Bauleitung
Frank Eschrich green project.
Lohmen

Tragwerksplanung
M+N Ingenieure
Berlin

BGF
29.000 qm

Baukosten
3.055.000 €

Fotografie
Hanns Joosten

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