Interimsquartier für das Bundesverfassungsgericht

Bühne für die roten Roben

13. Juli 2011

Temporärer Amtssitz Bundesverfassungsgericht
2011

Rintheimer Querallee 11
76131 Karlsruhe

Auftraggeber
Bundesrepublik Deutschland
vertreten durch
Bundesministerium für
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
vertreten durch
Oberfinanzdirektion Karlsruhe,
Bundesbau Baden-Württemberg
Staatliches Hochbauamt Baden-Baden

Architektur
Lederer + Ragnarsdóttir + Oei
Stuttgart

Projektleitung
Staatliches Hochbauamt Baden-Baden
Eva-Maria Klinkott

Tragwerksplanung
SLP Ingenieurbüro
Karlsruhe

Haustechnik
Engineering Consult GmbH
Karlsruhe

Elektroplanung
Gantert und Braun GmbH
Oberhausen-Rheinhausen

Baukosten
4,7 Mio. €

Fotografie
Roland Halbe

Vorübergehend die Cour d'Honneur des BVG

Karlsruhe ist und bleibt die Heimat des Bundesverfassungsgerichtes, bei dem jeder Bürger für sein Grundrecht streiten kann. Gelegentlich weist das BVG die Politik in ihre Schranken, ein Glück, dass es diese Institution gibt. Nach dem Krieg baute Paul Baumgarten Mitte der 1960er Jahre den obersten Richtern am Karlsruher Schlossgarten ein unglaublich transparentes, locker gegliedertes und elegant repräsentatives Haus, das nach einem halben Jahrhundert gründlich saniert werden muss. Für die Sanierungszeit – etwa drei bis vier Jahre – brauchen die Richter ein Ausweichquartier, und ein glücklicher Zufall will es, dass in passabler Nähe die ehemalige General-Kammhuber-Kaserne frei war. Dort ergänzten Lederer Ragnarsdottir Oei lediglich die repräsentativen Bereiche des Gerichts – im Plan rot gekennzeichnet –, während die Amtsstuben (Bestand) vom zuständigen Hochbauamt Baden-Baden als spartanisches Arbeitsensemble ertüchtigt worden sind.

Die Pforte – eine Holzkonstruktion – mit zwei Eingängen

Man betritt das BVG-Zwischenquartier durch einen Garten, der linkerhand von einem einstigen Kasernenflügel gefasst wird und geradeaus zum neuen, strahlend weißen Vorbau führt. Dezent und edel sitzt diese elegante Pforte vor einer Querspange, die links zum Büroflügel führt, rechts zum repräsentativen Trakt mit Wartenischen, kleinem Atrium für Empfänge und dem Plenarsaal mit Presseempore. All diese homöopathisch ergänzten Teile überzeugen durch ausgetüftelte Integration, nirgends "knirscht" es. Hellgrüner Teppichboden und ein neu umrahmtes Glasfensterbild im quer liegenden Foyer bestechen durch eine Unbeschwertheit, die wir aus einstigen Bonner Republik kennen und in der Berliner Szene durchaus vermissen.

In der Querspange wurde ein Fenster zum Glasbild

Dies gilt vor allem für die beiden repräsentativen Säle: den Beratungsraum der Richter im Seitenflügel und den Plenarsaal im ehemaligen Lehrsaal. Die ursprünglich geschlossenen Seitenwände sind zu Stützenreihen geöffnet und mit neuer, zurückgesetzter Holz-Glas-Fassade ausgeweitet. Die Presseempore wurde durch ein neues, rucksackähnliches Treppenhaus zugänglich. Insgesamt beeindruckt neben diesem räumlichen Geschick vor allem die helle, unaufdringliche Atmosphäre, die über die Glasfassaden Innen- und Außenraum ähnlich miteinander verzahnt wie weiland der Baumgarten-Bau am Schlossplatz. Weiße Wände und helle Birkensperrholzbekleidungen machen's möglich, dass man sich in noblen Sphären fühlt.

Die Kulisse für die Medienberichterstattung aus dem BVG

Für einige Jahre wird also die Interimskulisse das Bild des Bundesverfassungsgerichtes in die Medienwelt tragen. Beim Blick auf den LED-Bundesadler rechts oberhalb des Richterpodiums darf man schmunzeln – vergleicht man ihn mit dem knorrigen Schnitzmodell im Baumgarten-Plenarsaal. Den Architekten ist in exzellenter, unspektakulärer Weise gelungen, die Anmutung des Baumgarten-Ensembles in die repräsentativen Zubauten des Kasernenensembles zu transferieren – man begegnet einer Angemessenheit im besten Sinne. Es ist vorgesehen, dass später einmal das KIT dieses Provisorium endgültig nutzt. Es wäre schlecht beraten, sich ohne Not von den Anbauten zu trennen.
Ursula Baus

In diesen Raum ziehen sich die Verfassungsrichter zur Beratung zurück.
Lageplan
Schnitt
Erdgeschoss

Temporärer Amtssitz Bundesverfassungsgericht
2011

Rintheimer Querallee 11
76131 Karlsruhe

Auftraggeber
Bundesrepublik Deutschland
vertreten durch
Bundesministerium für
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
vertreten durch
Oberfinanzdirektion Karlsruhe,
Bundesbau Baden-Württemberg
Staatliches Hochbauamt Baden-Baden

Architektur
Lederer + Ragnarsdóttir + Oei
Stuttgart

Projektleitung
Staatliches Hochbauamt Baden-Baden
Eva-Maria Klinkott

Tragwerksplanung
SLP Ingenieurbüro
Karlsruhe

Haustechnik
Engineering Consult GmbH
Karlsruhe

Elektroplanung
Gantert und Braun GmbH
Oberhausen-Rheinhausen

Baukosten
4,7 Mio. €

Fotografie
Roland Halbe

Vorgestelltes Projekt

Sieveke Weber Architekten BDA

Scheune für Lucia und Samuel

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