Neubau Museum Folkwang

Bescheidenheit à la Mies

4. Februar 2010

Neubau Museum Folkwang
2010

Museumsplatz 1
45128 Essen

Auftraggeber
Neubau Museum Folkwang Essen GmbH
Essen

Architektur
David Chipperfield Architects
Berlin

Ausführungsplanung
Plan Forward GmbH
Stuttgart

Künstlerische Beratung
Museografie

Lorenzo Piqueras Architekt
Paris

Projektsteuerung
Vergabe und Bauleitung

W+P Gesellschaft für Projektabwicklung
Essen

HLS-Technik
Giesen-Gillhoff-Loomans
Krefeld

Elektrotechnik
bbt Ingenieure
Düsseldorf

Brandschutz
Ingenieurgesellschaft für Brandschutz Dr. Hagen
Essen
Dipl.-Ing. Bernhard Spitthöver
Essen

Tragwerksplanung
Pühl und Becker
Essen

Prüfstatik
Warns – Löschmann + Partner
Mülheim an der Ruhr

Bauakustik / Bauphysik
ISRW Dr.-Ing. Klapdor
Düsseldorf

Fassadenplanung
Pazdera AG
Coburg

Außenanlagen
Meinolf Hasse
Mülheim/ Ruhr

Vermessung
Vermessungsbüro Köhncke
Essen

Lichtplanung
Arup
Berlin

Gebäudesimulation
ifes Institut für angewandte Energiesimulation und FM
Frechen

Bruttogeschossfläche
26.700 m²

Nutzfläche
16.000 m²

Fotografie
Museum Folkwang/NMFE GmbH,
Wolf Haug (1 - 4)
Christian Holl (5)



Blick vom Eingangsbereich in Richtung Altbau. Die verglasten Höfe sorgen für ein vom Licht durchflutetes Museum.

David Chipperfield begann seinen kurzen Vortrag über den Neubau des Museum Folkwang anlässlich dessen Eröffnung mit dem Verweis auf den Bau, der dafür abgerissen wurde. Erst 1983 war dieser fertig gestellt worden, hatte bis 2007 dem Folkwang- und dem Ruhrlandmuseum gedient. Dass der Museumsneubau keine Erweiterung, sondern ein Ersatz für einen Altbau ist, habe ihn, Chipperfield und sein Team daran erinnert, dass Architektur scheitern könne. Der Grund für den Abriss: Das Ruhrlandmuseum sollte in die Zeche Zollverein ziehen (heute Ruhrmuseum, siehe Bau der Woche 2/2010), der Bau, der das bis dahin bestehende Museum, ein Gebäude von 1960, damals erweiterte, stellte die Ansprüche an die alleinige Nutzung durch das Folkwang-Museum nicht zufrieden und war auch sonst kein architektonisches Glanzstück gewesen.

Eingangsbereich in Richtung Süden. Bereits hier wird das gestalterische Thema des Hauses, die die Räume verbindenden Höfe mit gedeckten Umgängen als strukturierendes Element eingesetzt.

Das neue Haus, das nun seit dem 30. Januar für das Publikum geöffnet ist, stellt sich ganz in den Dienst der Kunst, ohne mit Bescheidenheit zu kokettieren. Es nimmt die Ideen, die das Gebäude von 1960 (Architekten: Kreutzberger, Hösterey. Loy) prägt, auf: Von Umgängen eingefasste Höfe verbinden die unterschiedlichen Abteilungen miteinander, die Ausstellungsräume für Grafik, Fotografie und Plakatkunst, für die Sammlungsbestände, den Wechselausstellungsraum und die Bereiche für Verwaltung, Archiv, Werkstätten, den Buchladen, das Restaurant und das Lesestudio. Dank dieser Höfe ist es möglich, sich leicht zu orientieren, das Museum erhält außerordentlich viel Tageslicht, bereits vom Counter ist der Altbau zu sehen. Aus diesem Konzept ergab sich eine Komposition unterschiedlich hoher Kuben, die Anordnung aller Museumsräume auf einer Ebene wird nach außen in Umriss und Baukörperhöhen sichtbar.

Nicht zu übersehen: Das Vorbild Mies van der Rohe.

Einer der Höfe öffnet sich über eine Freitreppe zur Straße, sein Umgang formt das Entrée, lässt von außen Einblicke ins Museum zu. Es ist nicht zuletzt diese Öffnung zur Straße, zum öffentlichen Raum, die Einbindung in den Kontext, die das neue Haus gegenüber dem abgerissenen auszeichnet.

Links der Raum für Wechselausstellungen im Norden des Komplexes, rechts der Vorbereich zu einem Multifunktionsraum.

Nicht nur die Gesamtkonzeption, auch das Vokabular, das für den Neubau verwendet wurde, orientiert sich an Vorbildern der Nachkriegsmoderne, vor allem an Mies van der Rohe, dessen Architektur auch dem Bau von 1960 zum Vorbild gedient hatte. Eine Konstruktion aus eleganten Stahlprofilen fasst die Höfe ein, das Museumsinnere ist allein durch das Licht, die Raumproportionen, weißen Wänden und einem Terazzoboden geprägt. Auf einem Sockel aus hellem, warmem Betonstein erheben sich die Baukörper, mit Platten aus Receyclinglas eingefasst. Vorstellung von Solidität und Beständigkeit verbinden sich mit der Reminiszenz an die Idee der Transparenz.

Die Komposition aus einzelnen Baukörpern für die verschiedenen Funktionen prägen die Außenansichten.

Es ist ein Museum, das sich nicht auf eine Weise in den Vordergrund drängt, dass irgendeiner der Verantwortlichen von Museum und Stadt versucht wäre, den so oft bemühten Begriff des Bilbao-Effekts zu verwenden. Das wird ihm eine längere Lebensdauer als seinem Vorgänger bescheren. Und damit erinnert es daran, dass Kulturpolitik nicht darauf reduziert werden darf, Erfüllungsgehilfe für wirtschaftliche Strukturpolitik zu sein.
Christian Holl

Grundriss der Museumsebene. Alle öffentlichen Räume sind auf einer Ebene angeordnet
Längsschnitt. Links der Altbau von 1960

Neubau Museum Folkwang
2010

Museumsplatz 1
45128 Essen

Auftraggeber
Neubau Museum Folkwang Essen GmbH
Essen

Architektur
David Chipperfield Architects
Berlin

Ausführungsplanung
Plan Forward GmbH
Stuttgart

Künstlerische Beratung
Museografie

Lorenzo Piqueras Architekt
Paris

Projektsteuerung
Vergabe und Bauleitung

W+P Gesellschaft für Projektabwicklung
Essen

HLS-Technik
Giesen-Gillhoff-Loomans
Krefeld

Elektrotechnik
bbt Ingenieure
Düsseldorf

Brandschutz
Ingenieurgesellschaft für Brandschutz Dr. Hagen
Essen
Dipl.-Ing. Bernhard Spitthöver
Essen

Tragwerksplanung
Pühl und Becker
Essen

Prüfstatik
Warns – Löschmann + Partner
Mülheim an der Ruhr

Bauakustik / Bauphysik
ISRW Dr.-Ing. Klapdor
Düsseldorf

Fassadenplanung
Pazdera AG
Coburg

Außenanlagen
Meinolf Hasse
Mülheim/ Ruhr

Vermessung
Vermessungsbüro Köhncke
Essen

Lichtplanung
Arup
Berlin

Gebäudesimulation
ifes Institut für angewandte Energiesimulation und FM
Frechen

Bruttogeschossfläche
26.700 m²

Nutzfläche
16.000 m²

Fotografie
Museum Folkwang/NMFE GmbH,
Wolf Haug (1 - 4)
Christian Holl (5)



Vorgestelltes Projekt

Sieveke Weber Architekten BDA

Scheune für Lucia und Samuel

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