Zentrum für Forschung und Entwicklung

schneider+schumacher
25. März 2020
Visualisierung: schneider+schumacher
Zwischen Shenzhen und Hongkong entsteht eine Kooperationszone für Innovation in Wissenschaft und Technologie mit insgesamt 16 Neubauten. Als eines der ersten Bauwerke soll mit dem „Shenfang Park“ ein nationales Zentrum für Forschung und Entwicklung entstehen. Worin lag die Herausforderung der Aufgabenstellung?

Das Bauland für Shenfang Park besteht aus zwei Grundstücken, die direkt am Shenzhen River liegen und bestimmte Zonierungsaufgaben haben. Entsprechend der Vorgaben darf man auf der einen Seite bis zu einer Höhe von 120 Metern bauen, auf der anderen Seite hingegen nur bis rund 30 Meter Höhe. Gefragt war die Planung eines sehr großen Gebäudes mit 210.000 Quadratmetern für Labor- und Bürofläche – samt Konferenzsälen, Cafeterias und einer Energiezentrale. Die Herausforderung bestand darin, einen Baukörper zu finden, der diese gigantische Fläche an Forschungsräumen zur Verfügung stellt und diesen gleichzeitig so zu gliedern, dass er eine angenehme Form bildet und eine Idee von Forschung vermittelt. 

Skizze: Michael Schumacher
Wie kamen Sie zum vorgeschlagenen Baukörper?

Der vorgeschlagene Baukörper ergibt sich einerseits aus der Logik des Bebauungsplans und der Zonierung. Andererseits ist er aus dem Wunsch entstanden, eine Abstufung hin zum Fluss und den dahinterliegenden Wetlands zu schaffen – einem Naturschutzgebiet im Nordwesten von Hongkong. Die vielen grünen Terrassen und der begrünte Innenraum sollen dem großen Bauvolumen eine naturverbundene Note geben.

Visualisierung: schneider+schumacher
Visualisierung: schneider+schumacher
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Wie organisieren Sie den Shenfang Park?

Die Großform des Gebäudes ist die eines langen „U“s, bei dem zwei Baukörper parallel zueinander verlaufen und sich Richtung Flussufer herunterstaffeln – verbunden durch das Foyer und den begrünten Außenbereich. Das Gebäude überbaut die Straße, die quer durch die zwei Grundstücke führt, und verbindet diese dadurch. Im Erdgeschoss schaffen wir viele separate Eingänge, weil das Forschungs- und Entwicklungszentrum dafür geplant ist, zahlreiche unterschiedliche Nutzer und Laborformen aufzunehmen.

Was wird die Qualität des Shenfang Park ausmachen?

Wer das Gebäude betritt, gelangt direkt in die vitale Erdgeschoss-Zone mit Cafeteria und Konferenzbereich und von dort aus in die verschiedenen Labore. Eine wesentliche Qualität ist sicherlich die Atrium-Zone zwischen den Baukörpern – die teils als Innenraum ausgebildet ist, teils als Park zwischen den Gebäuden. Auch alle Terrassen sind intensiv begrünt und dienen als parkähnliche Außenflächen. Eine Besonderheit ist, dass es außer den notwendigen Erschließungen, die die Eingänge zu den Laboren markieren, auch in dem Zwischenraum Verbindungen gibt, die alle Terrassen miteinander koppeln. Dies bietet Raum für eine Art übergeordnete Kommunikation zwischen den Wissenschaftlern. Wir sehen das als etwas, was unserem Gehirn ähnlich ist und nicht nur lineare Verbindungen bietet, sondern netzartige Verknüpfungen von einem Gebäude zum anderen, so dass sich auch Leute begegnen, die gar nichts miteinander zu tun haben und Ideen austauschen können. 

Visualisierung: schneider+schumacher
Visualisierung: schneider+schumacher
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Auf welche Erfahrung konnten Sie bei der Bearbeitung zurückgreifen?

Seit 2012 haben wir ein Büro in China, so dass wir bereits Erfahrung mit den dortigen Besonderheiten in Sachen Architektur und Baukultur haben. Wir arbeiten dort gerade an mehreren Projekten - beispielsweise an einem knapp 120 Meter hohen Rechenzentrum und einem 180 Meter hohen Büroturm für einen Finanzdienstleister. In Tianjin steht bereits eine von schneider+schumacher geplante Schule und vor wenigen Monaten ist ein von uns entworfenes Gerichtsgebäude in Shenzhen eröffnet worden. Auch mit Laborgebäuden sind wir vertraut. 2007 haben wir für das österreichische Unternehmen Fronius ein Forschungs- und Entwicklungszentrum geplant, das 2012 mit dem österreichischen Bauherrenpreis ausgezeichnet worden ist. Gemeinsam mit DGI Bauwerk arbeiten wir für das internationale Forschungsprojekt FAIR (Facility for Antiproton Ion Research) in Darmstadt an 20 Gebäuden, darunter Beschleuniger- und Experimentierbauwerke, Labore und weitere Betriebs- und Versorgungsbauwerke für einen unterirdischen Beschleunigerring.

Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?

Im November waren Nan Wang und Joachim Wendt aus unserer Geschäftsführung bei der feierlichen Grundsteinlegung des Projekts dabei. Eröffnet werden soll der Shenfang Park 2024.

Shenfang Park in Shenzhen (CN)
Wettbewerb
 
Wettbewerbsgewinn
Architekt: schneider+schumacher, Frankfurt am Main, Wien (AT), Tianjin (CN), Shenzhen (CN)

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