Neubau Institutsgebäude für Lebensmittelsicherheit und -hygiene der Freien Universität Berlin

Strukturalistischer Ansatz

wulf architekten
19. Dezember 2018
Institutsgebäude für Lebensmittelsicherheit und -hygiene der Freien Universität Berlin

Auf dem Campus Düppel in Berlin Steglitz-Zehlendorf soll der soll der Fachbereich Veterinärmedizin mit einem Neubau des Institutsgebäudes für Lebensmittelsicherheit und- hygiene räumlich konzentriert werden. Wie haben Sie die Wettbewerbsaufgabe interpretiert?
Der Standort ist geprägt durch seine Nähe zur Natur. Die bestehenden Institutsbauten sind einfache Baukörper, meist mit geneigten Dächern. Aus diesen Gegebenheiten heraus haben wir versucht, eine Struktur zu entwickeln, die einfach und selbstverständlich wirkt. Diese Struktur ist aber keinesfalls banal, sondern bildet ein sinnvolles Ordnungsgefüge für komplexe Inhalte. Die Spannung zwischen selbstverständlicher Einfachheit und Klarheit auf der einen Seite und funktionaler sowie technischer Komplexität auf der anderen Seite ist die Grundlage eines nachhaltig tragfähigen Architekturkonzepts. Hierin besteht für uns der Reiz und die Herausforderung dieser Aufgabenstellung.

Diagramme Energie und Struktur

Wie kamen Sie zum Baukörper?
Die Bauhöhe war für einen Großteil des Baufensters mit 7 m so limitiert, dass 2 Laborgeschosse nicht möglich sind. Dies hat uns veranlasst, das gesamte Gebäude, auch im Bereich gr0ßer zulässiger Höhe, eingeschossig auszubilden und das restliche Bauvolumen zur Verteilung der sehr umfangreichen Gebäudetechnik zu nutzen. Die Faltung der Dachfläche entspringt nicht nur dem Geist des Ortes, sondern deckt sich auch mit der Ausrichtung der technischen Systeme. Das Ergebnis ist ein höhenmässig zurückhaltendes Bauvolumen, das eine charakteristische Silhouette und dadurch einen hohen Identifikationswert erhält.

Lageplan

Wie organisieren Sie das Institutsgebäude?
Alle Nutzungen für Forschung und Lehre werden auf einem Geschoss organisiert und über längliche Lichthöfe gegliedert. Die Nutzungen der Lehre mit dem Kursraum und der Demonstrationshalle liegen direkt beim Eingang mit Foyer an der dem Campus zugewandten, nord-östlichen Ecke des Gebäudes. Die Lage des Kursraumes erlaubt diesen bei Bedarf zum Foyer hin zu öffnen. Von hier werden auch die Forschungsbereiche Fleischhygiene und Lebensmittelsicherheit direkt erschlossen. Die Institute werden als Zweibund, bestehend aus einer Bürospange und einer tiefen Labor-Nutzungseinheit, die wiederum als zweibändiges System aus Auxilliarzone und Laborzone organisiert ist, ausgebildet. Diese Anordnung ist sehr flexibel und lässt unterschiedlichste Anordnungen und Laborkonzepte zu. Der Zugang von der öffentlichen Erschließung erfolgt beim Sekretariat als Sicherheits-Check-Point. Aufgrund der Organisation auf einer Ebene, können alle Bereiche gleichzeitig intern verbunden sein, sodass die Core Facilities einfach und direkt von allen Nutzungsbereichen erreicht werden können.

Der gesamte Grundriss ist nach 3,60m Laborraster, beziehungsweise 1,20m Büroraster aufgebaut, sodass zukünftige Nutzungsflexibilität gewährleistet ist. Abgesehen von zentralen Technikflächen in der Teilunterkellerung soll die Verteilung der Belüftungstechnik dezentral bei den Laborbereichen, bzw. den Bereichen der Lehre erfolgen und direkt in die Dachform integriert werden. Auf diese Weise kann auf große Querschnitte der Medienverteilung und Steigschächte verzichtet werden. Die Faltung des Dachs in Kombination geringer benötigter Raumhöhen von Bürozonen und Nebenräumen schafft die Möglichkeit, alle Medien einfach horizontal und als Teil der Gebäude-Geometrie ohne zusätzliche Aufbauten auf dem Dach zu verteilen.

Grundriss Erdgeschoss
Schnitte

Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
Neben dem unverkennbar strukturalistischen Ansatz, der das Erscheinungsbild prägt, spielt die Qualität der Innenräume eine entscheidende Rolle. Spitzenforschung benötigt nach unserer Auffassung auch Räume in entsprechender Qualität. Die Räume sollen eine inspirierende Arbeitsatmosphäre vermitteln, was wir durch Tageslichtqualität, Materialqualität und Qualität der Raumform erreichen wollen. Hierzu tragen die langgestreckten Lichthöfe entscheidend bei. Die Materialsprache erzählt unverfälscht davon, wie das Gebäude gemacht ist. Konstruktion und Raum entsprechen einander.

Innenraum

Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?
Das gesamte Gebäude ist aus großflächigen stahlbeton Fertigelementen gefügt. Dieses
Material ist innen und außen sichtbar. Die Oberfläche ist hochwertig und dauerhaft. Die elementierte Bauweise zeigt sich in einer sorgfältig überlegten Führung der Fugen, die ein wichtiges Gestaltungsmerkmal darstellen. Im Inneren soll das Haus sehr transparent ausgeführt werden. Am liebsten hätten wir alle Innenwände aus Glas.

Detail
Modell
Neubau Institutsgebäude für Lebensmittelsicherheit und –hygiene der Freien Universität Berlin
Nichtoffener Realisierungswettbewerb

Auslober/Bauherr: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Berlin

Jury
Prof. Carlo Baumschlager | Jürgen Engel | Dietmar Feichtinger | Prof. Anett Maud Joppien | Eva Maria Lang

1. Preis
Architekt: wulf architekten, Stuttgart
Landschaftsarchitekt : Planstatt Senner, Überlingen, Stuttgart, München
Tragwerksplaner : Mayr | Ludescher | Partner Beratende Ingenieure, München, Stuttgart

2. Preis
Architekt: Ackermann+Raff, Tübingen, Stuttgart
Landschaftsarchitekt: Glück Landschaftsarchitektur, Stuttgart
TGA-Fachplaner, Tragwerksplaner: CSZ Ingenieurconsult GmbH, Darmstadt, Berlin, Dresden

3. Preis
Architekt: BLK2 Böge Lindner K2 Architekten, Hamburg
Landschaftsarchitekt: Bruun & Möllers GmbH & Co. KG, Hamburg
Tragwerksplaner: WTM Engineers, Hamburg, Berlin, München

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