Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, Berlin

Sinnfälliges Ensemble

Peter Petz
16. Dezember 2015
Blick auf den Turm

Peter Petz: Das von Walter Gropius entworfene und 1979 eröffnete Bauhaus-Archiv/ Museum für Gestaltung in Berlin ist mittlerweile zu klein geworden und soll um einen dem Museum dienenden Neubau erweitert werden. Worin lag die Herausforderung der Aufgabenstellung?
Volker Staab: Die Herausforderung lag darin, einen Neubau zu entwickeln, der sämtliche öffentliche Funktionen des Museums aufnimmt, ohne dabei das so wichtige Bestandsgebäude von Walter Gropius ins Abseits zu stellen. Ziel unseres Vorschlags ist es, aus beiden Bauten ein sinnfälliges Ensemble entstehen zu lassen. 

Lageplan

Wie kamen Sie zu dem vorgeschlagenen Baukörper?
Mit der Entscheidung, die gesamte Ausstellung um den leicht abgesenkten Innenhof anzuordnen, gelang eine beinahe selbstverständliche Verbindung zwischen dem bestehendem und dem neuen Foyer. Die geringe oberirdisch erscheinende Baumasse ermöglicht zudem, dass die ikonografische Kraft des Gebäudes von Walter Gropius erlebbar bleibt. Ein weiteres Ziel lag darin, das neue Museum zeichenhaft im Stadtraum zu verankern und dieses Zeichen auch mit einer programmatischen Aussage zu verbinden. Indem wir im gläsernen Turm auf dem Eingangsplateau die öffentlichen Funktionen des Bauhaus-Archivs verorten, wie etwa die Museumspädagogik, die allgemeine Information und die Ruhezonen, machen wir das inhaltliche Selbstverständnis dieser Institution nach außen sichtbar.
 

Hof und Foyer
Foyer-Ebene

Können Sie uns um das Projekt führen, als ob es schon fertiggestellt wäre?
Bei schönem Wetter kommen Sie auf den sehr belebten Museumsvorplatz, Leute sitzen im Café. Der Designshop neben der Gastronomie ist gut besucht und im transparenten Turm sieht man die Jugendlichen an ungewöhnlichen Objekten basteln oder im digitalen Studio auf medialen Instrumenten spielen. Auf dem Dach des Turms findet gerade eine Veranstaltung statt, Menschen blicken über die Stadt und nutzen die Gelegenheit, den Altbau von Walter Gropius aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Auch der Zugang zum Museum befindet sich im Turm. Steigt man die große Eingangstreppe hinab, fällt der Blick zunächst auf den Innenhof des Museums, um den das große Foyer für beide Gebäudeteile, den Altbau und das Museumsgebäude, organisiert ist. Möchte man Veranstaltungen im Bestandsbau besuchen, folgt man – ähnlich wie bei einem Kreuzgang – den Raumkanten des verglasten Innenhofs in den hinteren Foyerbereich. Möchte man das Bauhausmuseum besuchen, steht es einem frei, nach Kauf eines Tickets im Foyer die Ausstellungen getrennt oder als Rundgang zu besuchen. 

Grundriss Eingangsplateau
Grundriss 1. Obergeschoss

Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
Eines der zentralen architektonischen Themen ist die Gestalt des Turms. Hier soll die programmatisch gewünschte Offenheit mit einem bis ins Filigrane verfeinerten Tragwerk kombiniert werden. Die leicht tanzenden, beinahe dekorativ wirkenden Stützen entwickeln sich aus einer Tragwerkskonzeption, welche es ermöglicht, dass die extrem schlanken Stützen über eine leichte Schrägstellung sowohl vertikale als auch horizontale Kräfte abführen können. 

Innenraum

Welche Materialstrategie schlagen Sie vor?
Das neue Haus lebt von der Spannung zwischen dem massiven Sockel und dem leichten, gläsernen Turm. An dieser grundsätzlichen Disposition werden sich die weiteren Materialentscheidungen orientieren.

Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Laut Ausschreibung soll das Gebäude bis 2021 fertiggestellt sein. 

Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung
Beschränkter Wettbewerb

Jury
Prof. Hilde Léon, Vors. | Prof. Dr. Jo Coenen | Elke Delugan-Meissl | Johannes Löbbert | Prof. Wolfgang Lorch | Regula Lüscher | Niklas Maak | Pat Tanner | Prof. Petra Vondenhof-Anderhalten | Tim Renner | Annemarie Jaeggi

1. Preis
Architekt:  Staab Architekten, Berlin

2. Preis
Architekt: Bruno Fioretti Marquez Architekten, Berlin

3. Preis
Architekt: Sinning Architekten, Darmstadt
Architekt: stinner architekten GmbH, Darmstadt (DE)

4. Preis
Architekt: dasch zürn architekten, Stuttgart
Gebäudetechnik:  Schreiber Ingenieure, Ulm

5. Preis
Architekt:  EM2N, Zürich

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