Kronenbrot: Ein urbanes Quartier mit grünem Herzen

Teleinternetcafe und HWK
17. Mai 2023
Modell (Foto: Dewey Muller Partnerschaft mbB Architekten Stadtplaner)
In Köln-Kalk sollen die Flächen des ehemaligen „Kronenbrotareals“ als gemischt genutztes, urbanes Quartier entwickelt werden. Welche Ausgangssituation haben Sie vorgefunden?

Nach außen hin wirkt das ehemalige Werksgelände aktuell verschlossen und eher unscheinbar. Als wir im Rahmen einer Bürgerbeteiligung zum ersten mal vor Ort waren, konnten wir uns aber mit eigenen Augen überzeugen, dass es sich um einen sehr spannenden Ort mit riesigen Potentialen handelt. Der Gebäudeleerstand erschien uns als unglaubliche Raumressource, der wir liebsten direkt wieder Leben eingehaucht hätten. Hier galt es auszuloten was im Rahmen der Aufgabenstellung möglich ist. Die Gebäude waren zunächst leider komplett zum Abriss vorgesehen. Nachdem wir das Areal durch das bestehende Parkhaus hindurch betreten hatten, öffnete sich der Werkshof im inneren des Areals; in unseren Augen ein interessanter und toller Stadtraum. Es fiel an dem sehr heißen Tag aber auch direkt auf, dass keinerlei Grün auf dem Gelände vorhanden und dieses komplett versiegelt ist. Es war offensichtlich, dass einiges passieren muss, aber eben auch passieren kann, um vom Produktionsstandort zum gemischten Quartier mit hoher Lebensqualität zu werden. 

Schwarzplan (Zeichnung: Teleinternetcafe und HWK)
Wie haben Sie auf den Kontext reagiert?

Unser Ziel war es die Fläche zwischen Olpener Straße, Oranienstraße, Schulstraße und Regensburger Straße als einen zusammenhängenden Stadtbaustein auszubilden, der stark mit seiner Nachbarschaft verzahnt ist. Der neue „Kronenblock“ soll sich logisch in die Struktur und den Maßstab der Nachbarschaft einfügen und dabei gleichzeitig räumlich klar ablesbar sein. 

Als urbane Schnittstelle zur Verknüpfung des neuen Quartiers mit seinem Kontext schlagen wir an der Kreuzung von Oranien-, Schul- und Rothenburger Straße einen Quartiersplatz vor, der gleichzeitig den Quartierseingang bildet. Die neue Bebauung ist zudem als durchlässige Struktur angelegt, die sich zur neuen grünen Mitte hin öffnet und die unterschiedlichen Freiräume über Durchgänge und halböffentliche Wegeverbindungen untereinander sowie mit der Nachbarschaft verzahnt.

Ein kompakter Stadtbaustein, Quartiersplatz, Grüne Mitte, Private Hofräume, Porös und Vernetzt, Drei Baufelder (Piktogramme: Teleinternetcafe und HWK)
Wie organisieren Sie das künftige Quartier?

Das Quartier ist klar gegliedert und erhält eine von Außen nach Innen abgestufte Abfolge von identitätsstiftenden Freiräumen. Der Quartiersplatz bildet den öffentlichen Auftakt. Er wird zur urbanen Adresse und Anlaufstelle für das neue Quartier sowie dessen Nachbarschaft. Die nächste räumliche Schicht bildet die Grüne Mitte. Sie ist das grüne Gegenüber des urbanen Quartiersplatzes und verbindet, als öffentliche Wegeverbindung, die Oranien-, Regensburger- und Schulstraße miteinander. Die Grüne Pause an der Nürnberger Straße führt die Grüne Mitte als neuer Freiraumtrittstein in Richtung Osten fort. Die innerste Schicht bilden die grünen Hofräume und Dachgärten. Sie sind die privaten und gemeinschaftlichen Rückzugs- und grünen Alltagsorte der Bewohnerschaft. 

Innerhalb des Kronenblocks mischen sich unterschiedliche Wohnformen, die rund um den Quartiersplatz mit kleinteiligem Gewerbe und einer Kita ergänzt werden. So soll ein bunter Stadtbaustein mit urbanem Quartiersplatz und grüner Mitte entstehen.

Lageplan (Zeichnung: Teleinternetcafe und HWK)
Schnitte (Zeichnung: Teleinternetcafe und HWK)
Welche Bedeutung kommt den Freianlagen zu?

Den Freiranlagen kommt in unserem Entwurf auf unterschiedlichen Ebenen eine besonders wichtige Rolle zu. Auf der einen Seite spielen die Freiräume des Kronenblocks im Zusammenhang mit Maßnahmen zur Klimaanpassung eine entscheidende Rolle. Als Teil des Schwammstadtkonzeptes haben wir hierfür klimawirksame, energiesparende und wassersensible Freiräume konzipiert. 

Auf der anderen Seite müssen sie als Teil des zukünftigen Quartiers vielfältige soziale Funktionen aufnehmen, um die gewünschte Wohn- und Lebensqualität zu schaffen. Wir haben ein dediziertes Konzept erarbeitet, das trotz der Dichte Großzügigkeit erzeugt und vielfältige Angebote schafft; vom urbanen Quartiersplatz, öffentlichen Spiel- und Grünflächen hin zu vielfältigen privaten Spiel- und Rückzugsorten. Zudem lag ein besonderer Fokus auf der Schnittstelle Erdgeschoss und der Frage wie die Gebäude mit ihren Erdgeschossnutzungen mit den Freiräumen zusammenkommen und so entscheidend die Qualitäten in den Stadträumen positiv prägen können. 

Vertiefungsplan Quartiersplatz (Zeichnung: Teleinternetcafe und HWK)
Können Sie uns durch das neue Quartier führen als ob es schon fertiggestellt wäre?

Sie betreten den Kronenblock am neuen Quartiersplatz an der Kreuzung von Schul- und Oranienstraße. Gefasst von einem 7-geschossigen Neubau mit Kita im Erdgeschoss auf der rechten Seite und dem aufgestockten und umgenutzten Bestandsparkhaus auf der linken Seite befindet sich hier das nachbarschaftliche und urbane Zentrum des Quartiers. Insbesondere das umgenutzte Parkhaus mit seinen kleinteiligen Nutzungen im Erdgeschoss trägt zur Aktivierung und Besonderheit des Platzes bei. Von hier aus bewegen Sie sich weiter zum öffentlichen Spielplatz im grünen Herzen des Blocks. Dieser räumlich klar und spannungsvoll definierte Stadtraum ist gefasst von unterschiedlichen Wohngebäuden, die dem Quartier das vielfältige Erscheinungsbild verleihen. Von hier aus wird Ihre Bewegung umgelenkt und sie verlassen im Osten den Kronenblock wieder. Mit der grünen Pause erreichen Sie hier einen Freiraumtrittstein, von dem aus Sie ihren Spaziergang in alle Richtungen von Höhenberg Süd weiterführen können. 

Blick auf den neuen Quartiersplatz und Quartierseingang (Visualisierung: Jonas Bloch)
Ist schon ein Rahmenplan in Arbeit?

Nein, mit der Ausarbeitung des Entwurfskonzeptes hin zum städtebaulichen Entwurf soll aber zeitnah begonnen werden.

Blick in die grüne Mitte der Nachbarschaft mit zentraler Spielfläche (Visualisierung: Jonas Bloch)
Quartiersentwicklung für das Kronenbrot Areal an der Oranienstraße in Köln
Sonstiger Wettbewerb
 
Auslobung: BPD Immobilienentwicklung GmbH
Betreuung: Dewey Muller Partnerschaft mbB Architekten Stadtplaner, Köln
 
Jury
Prof. Ludwig Wappner (Vors.) | Markus Greitemann | Reinhard Mayer | Annette Paul | Jutta Wakob | Alexa Waldow-Stahm | Annett Cachay

1. Rang
TELEINTERNETCAFE Architektur und Urbanismus, Berlin
HWK LandschaftsArchitekten, Ratingen
 
2. Rang
Stefan Forster GmbH, Frankfurt am Main
nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock, Hannover

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