Individuelles Wohnen
Architekten BKSP Grabau Obermann Ronczka und Partner
26. Mai 2021
Perspektive (Visualisierung: Loomn)
Die Architekten BKSP Grabau Obermann Ronczka und Partner mit Lohaus · Carl · Köhlmos Landschaftsarchitekten und Stadtplaner gewinnen den Wettbewerb um Wasserstadt Limmer: Individuelles Wohnen in freundschaftlicher Nachbarschaft – gemeinschaftlich bauen in Hannover. Thomas Obermann stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Westlich der Hannoveraner Innenstadt sollen unweit des alten Dorfes Limmer auf einer Fläche von 4.525 Quadratmeterncirca 54 Eigentums- und Mietwohnungen errichtet werden. Worin lag die Herausforderung der Aufgabenstellung?Die Baugemeinschaft JAWA Limmer (Jung und Alt am Wasser) beabsichtigt in der Wasserstadt Limmer ein Wohnprojekt zu realisieren, in dem gemeinschaftliches Leben in freundschaftlicher Nachbarschaft mit individuellen Lebens- und Wohnentwürfen der Bewohnerinnen und Bewohner vereint werden soll. Neben der planerischen Umsetzung dieser Idee des Zusammenlebens wünscht sich die Baugemeinschaft die Integration von gefördertem Wohnraum und die Erreichung hoher Nachhaltigkeitsstandards.
Lageplan (Zeichnung: BKSP)
Wie organisieren Sie Wohnen und Wohnumfeld?Das Areal der ehemaligen Continentalwerke Hannover-Limmer soll als Konversionsprojekt zur Wasserstadt Limmer mit circa 1.800 Wohneinheiten gewandelt werden. Bereits 2003 wurde ein international besetzter städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt, bei dem der Vorschlag der Architekten BKSP/ Lohaus Carl Landschaftsarchitekten mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde. Es folgten Veränderungen in der Eigentümerschaft, Rückbau, Bodensanierung und Fortentwicklungen des städtebaulichen Konzeptes. Sollten 2003 verdichtete Einfamilienhäuser die Wasserstadt prägen, wird nun Geschosswohnungsbau mehr Menschen das Wohnen in der Wasserstadt ermöglichen. Zur Realisierung des ersten Bauabschnitts der Wasserstadt mit etwa 500 Wohneinheiten ist mit B-Plan und ergänzender Gebrauchsanweisung ein klarer Rahmen gesteckt. Das Plangrundstück für JAWA liegt am nord-östlichen Rand des zukünftigen Wohnquartiers. Es steht damit in Bezug zum Freiraum des Leineabstiegkanals, der Gedenkstätte Frauen-KZ, sowie dem Dorf Limmer. Um einen zentralen Freiraum werden drei Baukörper mit III-IV Geschossen als offener Block gruppiert. Die Fugen nach Norden, Osten und Süden schaffen Anknüpfungspunkte zur Nachbarschaft.
Konstruktion (Zeichnung: BKSP)
Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?Das Gefüge der Baugemeinschaft JAWA Limmer ist vielfältig. Daraus resultiert ein außerordentlich individuelles Programm für etwa 50 Wohneinheiten, bei dem keine Wohnung einer anderen gleicht. Dies kombiniert mit bereits manifestierten Präferenzen zur Lage der Wohnungen im Gesamtgefüge stellt eine besondere Herausforderung dar, die wir mit der Entwicklung eines Systems der flexiblen Fügung innerhalb der vorgegebenen Baukörper lösen. Als Synthese aus individualistischem Raumprogramm und definierter Kubatur, basiert jeder Baukörper auf einem eigenen Rastersystem, das Grundriss und Aufriss prägt, und damit zum logischen Ausdruck der architektonischen Gestalt wird. Neben der Umsetzung des individuellen Wohnungsgefüges erfordert der Wunsch nach Leben in der Gemeinschaft eine planerische Interpretation. In Ergänzung zu den Gemeinschaftseinrichtungen im Erdgeschoss machen die Freiräume und Erschließungsräume den Bewohnerinnen und Bewohnern informelle Angebote sich zu treffen und auszutauschen. Der „Klönschnack“ in der grünen Laube vor der Wohnungstür wird Nähe schaffen.
Ansichten (Zeichnung: BKSP)
Schnitte (Zeichnung: BKSP)
Welche Besonderheiten hinsichtlich Konstruktion und Material zeichnen Ihren Vorschlag aus?Mit dem JAWA-Projekt soll ein engagiertes Nachhaltigkeitskonzept umgesetzt werden. So ist das Tragwerk konstruktionsoffen entwickelt, um eine Realisierung als Massivkonstruktion oder Holz-/Hybridkonstruktion zu ermöglichen. Die hochwärmegedämmte Hülle soll Passivhausqualität erreichen. Sie ist gefügt aus einem mit Backsteinen bekleideten Rahmenwerk und Inlays als Holz-Fensterkonstruktionen. Der Öffnungsanteil ist maßvoll ausgewogen zwischen der Sicherung von Tageslichtautonomie und Schutz vor äußeren thermischen Lasten. Mit der Begrünung von Fassaden und Dach wird eine natürliche Verschattung und die Verbesserung des Mikroklimas erreicht.
Details (Zeichnung: BKSP)
Was wird die Qualität des neuen Quartiers ausmachen?Die drei Neubauten werden ihren Bewohnern ein hohes Maß an individueller Wohn- und Lebensqualität bieten, gepaart mit einem vielfältigen Angebot von Frei- und Erschließungsräumen, die das Zusammenleben befördern und eine gut nachbarliche Gemeinschaft entstehen lassen können. Möglicherweise zeigt JAWA neue Wege des erfüllenden Zusammenlebens in sozialer und ökologischer Verantwortung auf.
Begrünungskonzept Laube (Zeichnung: BKSP)
Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?Die Fertigstellung ist für das Jahr 2024 geplant.
Einladungswettbewerb
Auslobung
- JAWA Limmer
- ATITAR ARCHITEKTUR, Hannover
Jury
- Harald Kiefer (Vorsitzender) | Thomas Vielhaber | Christoph Schonhoff | Alexander Deister | Dilek Ruf | Walter Zuber | Wilhelm Vogt | Andrea Mandel | Kristina Osmers | Dr. med. Christiane Mölgen
1. Preis
- Architekten BKSP Grabau Obermann Ronczka und Partner, Hannover | Thomas Obermann | Mitarbeit: Nina Janshen | Imge Esmer | Sandra Stein | Christian Wicke
- Lohaus · Carl · Köhlmos Landschaftsarchitekten und Stadtplaner, Hannover | Thomas Köhlmos | Mitarbeit: Thomas Steinborn
- Loomn, Gütersloh (Visualisierung)
2. Preis
- MOSAIK Architekten, Hannover | Kay Marlow , Ekkehard Vogt | Mitarbeit: Jana Böse, Felix Böhme, Thomas Strübe, Karen Schäfer, Kira Haeger
- Spalink-Sievers Landschaftsarchitekten BDLA, Hannover | Johanna Sievers · Tim Oliver Sievers
- Tragwerksplanung: shl Ingenieure GmbH, Hannover
- Haustechnik: energydesign braunschweig GmbH
- Brandschutz: 3B Bauconsult GmbH & Co. KG, Hannover
- Schallschutz: AMT Ingenieurgesellschaft mbH, Isernhagen
3. Preis
- CITYFÖRSTER architecture + urbanism, Hannover | Arne Hansen, Oliver Seidel | Mitarbeit: Judith Stadtmann · Niklas Staack · Hanna Sentis
- Planergruppe Oberhausen, Oberhausen | Thomas Dietrich | Mitarbeit: Ute Aufmolk | Kerstin Wagener
- Beratende Ingenieure im Bauwesen: Martin Speth, Drewes + Speth, Hannover