Campus Zentralklinikum Lörrach

Identitätsstiftende Mitte

wörner traxler richter
10. Oktober 2018
Klinikum als Campus

Die Kliniken des Landkreises Lörrach mit ihren drei Klinikstandorten in Lörrach, Rheinfelden und Schopfheim sollen zentralisiert werden. Welche Ausgangssituation haben Sie vorgefunden?
Das Baufeld des neuen Campus wird durch drei wesentliche Standortfaktoren bestimmt. Im Westen grenzt es an das Industriegebiet, im Norden und Osten wird es von der Landstraße 138 umschlossen und im Süden verläuft die Bahntrasse. Entsprechend ist von allen Seiten her von unterschiedlich starken Schallimmissionen auszugehen.

Der neue Klinikcampus antwortet auf diese Umstände mit der städtebaulichen Leitidee einer Klinik im Grünen, die sich um eine identitätsstiftende und adressbildende Mitte herum gruppiert und gegenüber den äußeren Einflüssen ihre eigene, ruhige und grüne Sphäre der Gesundheit schafft. Da vom Industriegebiet im Westen die stärkste Beeinträchtigung zu erwarten ist, wird der neue Campus konsequent nach (Süd-)Osten ausgerichtet und so weit wie möglich abgerückt. Die Anordnung der Pflegepavillons ermöglicht es, die Patientenzimmer so anzuordnen, dass diese nicht der lärmbelasteten Seite des Industriegebiets zugewandt werden, oder dass sie in einem ausreichend großen Abstand zu den Emissionsquellen liegen.

Zentrales Herzstück der Anlage ist der neue, großzügige Campusplatz, welcher mit Bäumen, Beeten und Sitzgelegenheiten gestaltet ist und zum Verweilen einlädt. Um diesen Platz herum gruppieren sich die unterschiedlichen Einrichtungen zu einem städtebaulich wie architektonisch eigenständigem und prägnantem Ensemble aus locker angeordneten Pavillonbauten.

Piktogramme

Wie organisieren Sie den Campus Zentralklinikum?
Das Campusareal wird über die angedachte S-Bahnstation sowie über die L138 erschlossen. Die Zufahrt erfolgt von dem zukünftig entstehenden Kreisverkehr. Unmittelbar an der Zufahrtsrampe zum höher gelegenen Campusareal befinden sich die Ein- und Ausfahrten zur Tiefgarage unterhalb des Campusplatzes. Der wesentliche Teil des Besucherverkehrs gelangt somit nicht auf den eigentlichen Campus. Alle Einrichtungen sind direkt von der zentralen Tiefgarage aus zugänglich. In den Bereichen, die eine erhöhte Sicherheitsanforderung benötigen (Hauptgebäude und Zentrum für seelische Gesundheit) können die Aufzüge so gestaltet werden, dass jeder Besucher zunächst in den jeweiligen zentralen Eingangsbereich gelangt. Die Tiefgarage wird in zwei Bauanschnitten errichtet und bietet insgesamt ca. 1.028 Stellplätze. Am neuen Campusplatz – den Haupteingängen zugeordnet – befinden sich eine Taxistation, eine Bushaltestelle und Kurzparker-Stellplätze.

Alle Einrichtungen werden über den zentralen Campusplatz fußläufig erschlossen. Am westlichen Platzende lädt die großzügige Eingangshalle mit transparenter Geste in das Zentrum ein. Von hier aus werden die Besucher angemessen und mit einfacher, klarer Orientierungsausrichtung über die Hauptmagistrale zu den einzelnen Bereichen geführt. Über diese hocheffiziente Magistrale sind auch das Zentrum für seelische Gesundheit und das Ärztehaus an die Klink angebunden.

Die Trennung der verschiedenen Verkehrsströme von Patienten, Besuchern, Liegendkranken und Personal ist kreuzungsfrei gegeben. Dabei erfolgt die Zufahrt zur Notaufnahme im Rücken des Krankenhauses über die Straße „Im Entenbad“. Hierüber erfolgt auch die Zufahrt zum unterirdischen Wirtschaftshof mit Logistikzentrum. An den Wirtschaftshof wird auch die Trafostation angelagert. Der Hubschrauberlandeplatz wird bevorzugt als Dachlandeplatz geplant. Alternativ könnte er am nördlichen Grundstücksrand platziert werden. Die Planung des Dachlandesplatzes wird aus diversen Gründen bevorzugt. Einerseits werden die von Start und Landung eines Hubschraubers ausgehenden Lärmbelastungen dadurch minimiert. Andererseits stehen hinsichtlich der freizuhaltenden An- und Abflugschneisen bei einem Bodenlandeplatz deutlich weniger Spielraum und Fläche zur Verfügung, um eine adäquate landschaftsplanerische Gestaltung des Patientengartens zu ermöglichen.

Lageplan

Welches architektonische Thema war Ihnen besonders wichtig?
Die städtebauliche Leitidee, das neue Klinikum als Campus anzulegen, ist aus unserer Sicht die vielversprechendste Möglichkeit den Anforderungen für ein modernes zukunftsfähiges Klinikum in der notwendigen Flexibilität und Leistungsfähigkeit auch mit einer architektonisch ansprechenden Maßstäblichkeit gerecht zu werden. Die damit angelegte städtebauliche Körnung nimmt entsprechend ausreichend Rücksicht auf die naturräumlichen Gegebenheiten. Die damit entstehende identitätsstiftende « Mitte » garantiert eine qualifizierte kontinuierliche Weterentwicklung des Komplexes.

Gibt es schon einen geplanten Fertigstellungstermin?
Inzwischen ist die Planungsgruppe, die im mehrstufigen Wettbewerbsfahren mit dem 2. Preis ausgezeichnet wurde, mit der Realisierung des Projektes beauftragt worden. Insofern können wir zu den weiteren Planungen keine Auskunft geben.

Vogelschau

Campus Zentralklinikum Lörrach
Offener Wettbewerb, zweiphasig

Auslober/Bauherr: Kliniken des Landkreises Lörrach GmbH, Lörrach
Betreuer: Andree Consult, Siegburg

1. Preis
Architekt: Bietergemeinschaft Hascher Jehle Design GmbH, Berlin / wörner traxler richter Planungsgesellschaft mbH, Frankfurt am Main, Dresden, München, Hamburg
Landschaftsarchitekt : TOPOTEK 1 Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH
TGA-Fachplaner : SÜSS Beratende Ingenieure GmbH & Co.KG
Medizin Technik-Fachplaner : mtp Planungsgesellschaft für Medizintechnik mbH
Tragwerksplaner: Mayer-Vorfelder und Dinkelacker, Sindelfingen, Dresden, München, Thessaloniki
Brandschutz-Fachplaner : HHP West Beratende Ingenieure GmbH

2. Preis
Architekt: sander.hofrichter architekten GmbH, Ludwigshafen, Frankfurt, Düsseldorf, Nienburg, Kulmbach, München, Aalen, Karlsruhe, Berlin
Architekt: Ernst² Architekten AG, Stuttgart
Landschaftsarchitekt: hofmann_röttgen Landschaftsarchitekten BDLA, Limburgerhof, Bensheim
TGA-Fachplaner: ZWP Ingenieur-AG, Köln, München, Stuttgart, Wiesbaden, Berlin, Hamburg, Bochum, Dresden, Köln, Köln
Tragwerksplaner: R&P RUFFERT Ingenieurgesellschaft mbH, Limburg, Leipzig, Berlin, Koblenz, Halle, Düsseldorf, Erfurt, Nürnberg, Frankfurt am Main, Hamburg
Laborplanung: Teamplan GmbH, Tübingen

3. Preis
Architekt: Thomas Müller Ivan Reimann Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin

4. Preis
Architekt: AEP Architekten Eggert Generalplaner, Stuttgart, Berlin, München

6. Preis
Architekt: Architects Collective, Wien (AT)

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