Ein neues Wahrzeichen für Hannover: Nachhaltigkeit und Innovation im Stadtquartier Urban Q
KSP Engel gewinnt den Wettbewerb für Urban Q – Baufeld C in Hannover. Ulrich Gremmelspacher, Leiter Büro Braunschweig/Hamburg, stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
In zentral in Hannover gelegnen, neu entstehenden Stadtquartier, das in drei Baufelder (A, B, C) gegliedert ist – soll ein attraktives Nutzungskonzept angeboten werden, das vWohnnutzungen, Büroflächen, ein Hotel, eine Kita und kleinteilige Einzelhandels-, Dienstleistungs- beziehungsweise Gastronomieflächen beinhaltet. Welche Ausgangssituation haben Sie vorgefunden?
Die Ausgangslage war durchaus herausfordernd: Im Rahmen des Wettbewerbs hatten wir die Möglichkeit, auf der Fläche des ehemaligen Postcheckamtes Hannover und in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof ein lebendiges Quartier zu entwickeln. Das Grundstück bot eine besondere Chance für die Konversion eines vormals nicht öffentlich zugänglichen Firmengeländes zu einem innerstädtischen Quartier für Wohnen und Arbeiten. Dabei lag der Fokus auf der Öffnung des Areals zur Stadt hin und der Vernetzung mit der Innenstadt. Zudem bot sich die Gelegenheit, die Innenstadt an diesem Ort gezielt weiterzuentwickeln. Die Lage des Projekts ist besonders exponiert – direkt an der Gleistrasse, in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof. Unser Entwurf ist der erste Baustein dieses neuen Stadtquartiers und prägt damit maßgeblich dessen Identität.
Unser Entwurf basiert auf einem dreifachen Ansatz: Wir haben das Gebäude aus der Perspektive des Quartiers, der Stadt und der Bahn entworfen. Durch seine Lage direkt an der Gleistrasse ist der 17-geschossige Turm für alle einfahrenden Züge nach Hannover sichtbar und wird zu einer neuen Landmarke der Stadt. Es galt, zwischen der Blockrandbebauung der Umgebung und dem markanten Hochpunkt zu vermitteln, der weit über das Quartier hinauswirkt. Die Funktionsmischung – Hotel, Büro, Kita sowie Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Gastronomieflächen – belebt den Stadtort rund um die Uhr. Der neu geschaffene Vorplatz fungiert als Treffpunkt und öffnet das Quartier nach außen, während die Gebäude vielfältige Nutzungen für Bewohner und Besucher bieten.
Die Organisation folgt einer klaren Trennung der Baukörper: Der 68 Meter hohe Büroturm »THE.PEAK« beherbergt in den Obergeschossen flexible Büroflächen und im Erdgeschoss öffentlich zugängliche Gewerbeflächen wie Gastronomie und Showrooms. Der zweite Baukörper umfasst das Hotel mit öffentlichen Bereichen im Erdgeschoss und einem begrünten Innenhof. Eine besondere Ergänzung ist die Kindertagesstätte, die geschützt im Staffelgeschoss über dem Hotel untergebracht ist und über einen separaten Zugang sowie eine eigene Außenfläche auf dem Dach verfügt.
Die Gestaltung der Freianlagen ist ein zentrales Element, das weit über ästhetische Überlegungen hinausgeht. Ziel unseres Landschaftsarchitekten, Christoph Schonhoff von nsp Hannover, ist es, Aufenthaltsqualitäten zu schaffen und keine reinen Durchgangsräume. Die Freiflächen sollen das Mikroklima unterstützen und den Windkomfort regulieren. Durch eine teilweise Entsiegelung des Grundstücks können großkronige Baumpflanzungen realisiert werden, die ökologisch und gestalterisch wertvoll sind. Diese flexibel nutzbaren Außenanlagen werden auch der angrenzenden Nachbarschaft einen Mehrwert bieten. Das neue Quartier soll die Zentrumslagen Hannovers im Sinne von lebenswerten Stadträumen aufwerten und beleben.
Eine rötliche Farbgebung verbindet die beiden Baukörper, die sich harmonisch in die von Klinkerfassaden geprägte Umgebung einfügen. Sie nimmt Bezug auf die historischen Ziegelbauten wie das Anzeiger Hochhaus von Fritz Höger. Die Farbgebung steht aber auch sinnbildlich für die Dynamik des Ortes, die sich einerseits durch die linearen Verkehrsadern von Bahn und Straße ergibt, die hier zusammentreffen, und andererseits durch die große Nutzungsvielfalt im Quartier. Den Büroturm haben wir wie eine vertikale Skulptur gestaltet: Die vertikale Gliederung in drei Segmente erzeugt im Zusammenspiel mit der trapezförmigen Grundrissfigur und den abgerundeten Gebäudeecken eine sehr dynamische Form, die durch die schräg gestellte Lamellenstruktur der Fassade nochmals betont wird. Der Hotelneubau setzt auf mineralische Fassaden aus eingefärbtem Architekturbeton mit Fassadenbegrünung, die eine wohnliche Atmosphäre schaffen.
Der Dreiklang aus Hochhaus, Hotel und Platz prägt das Quartier durch eine starke Adressbildung und Identität. Das Hochhaus, als weithin sichtbare Landmarke, tritt in Dialog mit anderen Hochpunkten entlang der Celler Straße, wie dem Allianz-Hochhaus. Gleichzeitig schaffen die Baukörper durch ihre Ausrichtung eine stadträumliche Vernetzung, die das Quartier harmonisch in seine Umgebung integriert. Darüber hinaus war es uns wichtig, ein dauerhaft nutzbares, nachhaltiges und CO2-neutrales Gebäudeensemble zu schaffen, das Identifikation stiftet und ein Symbol für die Zukunftsfähigkeit Hannovers ist.
Derzeit laufen die Wettbewerbe für die anderen Baufelder des Quartiers. Die Fertigstellung des gesamten Projekts ist für 2031 geplant. Das neue Quartier wird nicht nur das Stadtbild Hannovers bereichern, sondern auch ein Vorbild für nachhaltige Stadtentwicklung sein. Wir freuen uns darauf, diesen Meilenstein für die Stadt und ihre Bewohner zu realisieren.
Einladungswettbewerb
Auslobung: meravis Urban Q GmbH, Hannover c/o meravis Bauträger GmbH, Hannover, im Einvernehmen mit der Landeshauptstadt Hannover, letztere vertreten durch das Baudezernat, Fachbereich Planen und Stadtentwicklung
Betreuung: D&K drost consult GmbH, Hamburg
Jury
Prof. Jörg Aldinger, Architekt, Aldinger Architekten Planungsgesellschaft mbH Freie Architekten BDA, Stuttgart (Vors.) | Thomas Vielhaber, Stadtbaurat, Dezernat für Stadtentwicklung und Bauen, Landeshauptstadt Hannover | Heiner Farwick, Architekt, farwick+grote ARCHITEKTEN BDA STADTPLANER PartmbB, Ahaus und Mitglied des Gestaltungsbeirat | Prof. Elisabeth Endres, Architektin, Professorin für Gebäudetechnologie und Institutsleitung IBEA bei TU Braunschweig, Braunschweig | Martina Bauer (bis 18.00 Uhr), Architektin, Barkow Leibinger Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin | Silvia Schellenberg-Thaut (ab 18:00 Uhr), Architektin, Atelier ST, Leipzig | Manfred Hofmann, Diplom-Ingenieur Architekt, meravis Bauträger GmbH | Stephanie Homes, Diplom-Ingenieurin Architektin, meravis Bauträger GmbH | Matthias Herter, meravis Immobiliengruppe, Vorsitzender der Geschäftsführung | Nils Schillberg, meravis Bauträger GmbH | Dr. Elisabeth Clausen-Muradian, Beigeordnete im Stadtentwicklungs- und Bauausschuss | Lars Kelich, Baupolitischer Sprecher und Beigeordneter im Stadtentwicklungs- und Bauausschuss
1. Preis | Gewinner nach Überarbeitung
KSP ENGEL GmbH, Braunschweig
Mitwirkende: Jürgen Engel, Omar Abdelkhalek, Christian Eichinger, Ulrich Gremmelspacher, Samaneh Heidari-Heine, Alexander Hörr, Dorde Krsmanovic, Jiahoa Lu, Drazan Mateljak, Aysenur Senel, Sebastian Tokarz, Isabelle Weber
Brandschutz: hhpberlin, Berlin
Verkehrsplanung: Durth-Ross Consulting GmbH, Darmstadt
Landschaftsarchitektur: nsp schonhoff schadzek depenbrock, Hannover
Haustechnik: Pinck Ingenieure, Hamburg
Tragwerksplanung: Wetzel & von Seht, Hamburg
Windsimulation: Wacker Ingenieure, Birkenfeld
Visualisierung: Play-Time, Barcelona
1. Preis
HPP Architekten GmbH, Hamburg
Mitwirkende: Julia Thielen, Elvin Demiri, Laura Salinas-Berrio, Haotian Wu
TWP: imagine structure GmbH, Frankfurt am Main
TGA: HEINZE-STOCKFISCH-GRABIS+PARTNER, Hamburg
BS: Corall Ingenieure GmbH, Düsseldorf
LA: +grün GmbH, Düsseldorf
Visualisierung: Visulent Ab, Göteborg
3. Preis
Hadi Teherani Architects GmbH, Hamburg
Mitwirkende: Christian Bergmann, Hadi Teherani, Sebastian Appl, Ali Ghorbani, Sepehr Sabour, Sascha Schröder, Luis Sereno, Julia Brall, Patrick Hesse, Kim Fenck
Statik: kevee, Berlin
Landschaftsarchitektur: L+, Hamburg
TGA: IGTech, Hamburg
Nachhaltigkeit: builtec, Hamburg
Visualisierung: Panoptikon, Bukarest (Rumänien)