Klassiker der Fotografie

Ursula Baus
3. Juli 2013
Bild: Stankowski-Stiftung, Stuttgart

Simulationen, Animationen, Photoshop: Wer traut überhaupt noch Fotografien, zumal, wenn sie über die Glasfaserkabel oder den Äther auf unsere Bildschirme kommen? Es lohnt sich deswegen immer mehr, selber ins Museum zu gehen und Bilder anzuschauen, die einen anderen "Wiedergabecharakter" besitzen als Tiffs, JPGs oder PNGs. Das Kunstmuseum Stuttgart zeigt bis zum 27. Oktober Fotografien und Karteiblätter von Anton Stankowski, jenem Gestaltungskünstler, der vor allem als Grafiker bekannt ist. Die Fotografie – etwa 40.000 Aufnahmen von 1920 bis 1980 liegen im Archiv – nutzte Stankowski sowohl künsterlisch-experimentell wie gebrauchsgrafisch. Für Architekten und Stadtplaner gewinnen jene Aufnahmen an Bedeutung, die als "Zeitprotokolle" aus der Frühzeit des autogerechten Stadtumbaus (1929) überliefert sind und noch von ungebrochener Technikbegeisterung zeugen. Daneben setzte Stankowski auch rauchende Schlote, Strommasten und Leitungen, Industrieproduktion und -produkte schwarzweiß ins Bild – grafisch höchst anspruchsvoll, die Bildkompositionen setzen dabei häufig auf die Kraft der Diagonale. 1906 in Gelsenkrichen geboren und 1998 in Esslingen gestorben, begleitete Stankowski fast das ganze 20. Jahrhundert mit der Kamera. Das Buch zur Ausstellung: Anton Stankowski. Hrsg. von Frank-Thorsten Moll und Ursula Zeller, 168 Seiten, 160 Schwarz-Weiß-Abbildungen, Format 17,4 x 24,6 cm, Verlag Wunderhorn, 19,90 Euro. Die Bilder links zeigen Anton Stankowski mit Kamera, darunter ein "Zeitprotokoll" mit Auto von 1929 sowie Bilder aus den 1950er Jahren.

Bild: Stankowski-Stiftung, Stuttgart

Gestern (2. Juli 2013) wurde in München eine Ausstellung zum Thema "Stadt und Fluss" eröffnet. Es geht dabei natürlich um die Isar, bemerkenswert ist jedoch eine Freiluft-Foto-Ausstellung am "Kulturstrand", in der die Fotografin Franziska von Gagern Münchens Bezüge zur Isar präsentiert. Der Kulturstrand, der Arbeitskreis Isarlust des Münchner Forums und der urbanauten initiierten das Ereignis: "14 km lang fließt die Isar durch München. Von der Herzog-Heinrich-Brücke im Norden bis zur Großhesseloher Brücke im Süden überquert den Fluss fast jeden Kilometer eine Brücke. Ein Jahr lang, hauptsächlich im Frühling und im Herbst, hat die Fotografin Franziska von Gagern die gesamte Isar auf beiden Uferseiten von Brücke zu Brücke erwandert. Die Ausstellung Stadt und Fluss versammelt am Westufer der Isar zwischen Cormelius- und Reichenbachbrücke eine kleine Auswahl von Ansichten von verschiedenen Flussstellen der Isar." Es geht hier nicht um Freizeitspaß und/ oder Naturschutz, sondern um den Isarabschnitt als komplexen Kulturraum. Vielerorts versuchen Städte mit mehr oder weniger Geschick ihre Lage an Flüssen aufzuwerten. Hochwasserschutz ist ein Aspekt – aber die Komplexität geht eben auch um wechselhafte Geschichtsverläufe, um Heimat und Identitäten genauso wie um ein neues Verständnis von Innenstadtqualitäten.

Bild: Stankowski-Stiftung, Stuttgart
Bild: Stankowski-Stiftung, Stuttgart
Glück haben sie, die Münchner, dass ein Fluss wie die Isar durch ihre Stadt fließt ...

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