Denkmalpflege

Ursula Baus
6. März 2013

Die Denkmalpflege ist in den letzten zwei Jahrzehnten in ihrer praktischen Relevanz erheblich degradiert und ihrer faktischen Macht beraubt worden, wir berichteten mehrfach. Nun liegen zwei neue Bücher vor, die deutlich machen, was für unsere kulturelle Vergangenheit und Zukunft auf dem Spiel steht. Bei Jovis erschien ein Sammelband über die Genese der Wertvorstellungen, mit denen wir die Aufgabe der Denkmalpflege heute verbinden. Die junge, moderne Denkmalpflege wurde um 1900 von Georg Dehio, Paul Clemen und Alois Riegl in ihren Werten geprägt. Denkmaltheorie heute, die sich neuen Aufgaben widmen muss, kann bereits auf lange Debatten über objektive Kriterien in der Bewertung von Bausubstanz zurückblicken. Neue Aufgaben ergeben sich aus gesellschaftlichen Veränderungen, städtebaulichen Entwicklungen, ökonomischen Zwängen und pluralistischen Architekturvorstellungen. Das Buch entstand im Rahmen des vom BMBF geförderten Forschungsverbunds "Denkmal – Werte – Dialog. Historisch-kritische Analyse und systematisch-praktische Konzeption denkmalpflegerischer Leitwerte". Es startet mit einem Bildessay und dekliniert anschließend die Werte in ihrem Bedeutungswandel.
Wie es jenseits der Grenzen, weltweit, mit dem Kulturerbe aussieht, das in seinem rechtlichen Schutz auch an Menschenrechte geknüpft ist, wird in einem anderen Buch – erschienen bei transcript – in etwa zwanzig Beiträgen erläutert. Weltkulturerbe wird in Abhängigkeit von kulturellen Perspektiven bewertet, was immer wieder zu Konflikten führt. Bekanntermaßen sind die Wertmaßstäbe beim Thema Kulturerbe höchst unterschiedlich. "Transkulturalität" wird in dieser Publikation nun als "Denkfigur" vorgeschlagen, mit der Zugang zu grenz- und kulturüberschreitender Anerkennung von Kulturdenkmälern geschaffen werden kann. Beispiele aus vielen Ländern werden genauso vorgestellt wie grundsätzliche Fragen, beispielsweise zur Rechtsgeschichte und Rechtslage beim Kulturerbe. Das Buch fast Beiträge einer transkulturellen Kulturerbe- und Denkmalpflege-Tagung zusammen, die in Heidelberg 2011 veranstaltet wurde, wobei es auch um eine "globale Kunstgeschichte" ging.

Hans-Rudolf Meier, Ingrid Scheurmann, Wolfgang Sonne, Ulrike Wendland (Hrsg.): Werte. Begründungen der Denkmalpflege in Geschichte und Gegenwart. 256 Seiten, ca.  40 farbige und 160 schwarzweiße Abbildungen, Hardcover 38,00 €, Jovis Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-86859-162-0

Michael Falser, Monica Juneja (Hrsg.): Kulturerbe und Denkmalpflege transkulturell. Grenzgänge zwischen Theorie und Praxis. 370 Seiten, kart., zahlr. Abbildungen, 34,80 €. Transcript-Verlag, Bielefeld, 2013, ISBN 978-3-8376-2091-7

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