Betr.: Alles gerendert – und jetzt? | Common Ground und deutscher Pavillon

Christian Holl
12. September 2012
Purple House Pembrokeshire, 2011 (Bild: Antonio Cardillo) 

Es sind interessante Fragen die Sie aufwerfen. Sie würden eines ausgedehnteren Diskurses wert sein.
Im Fall Cardillo ist es allerdings folgendermaßen: Der "Aufdecker" der gesamten Geschichte bin ich. Antonino Cardillo hat mir das Projekt in England, Pembrokeshire zur Veröffentlichung angeboten. Mit allen Materialien, die man sich als Redakteur eines Architekturmagazines nur wünschen kann (Pläne, Bausummen, Materiallisten, Möbelbezeichnungen ...). Samt honorarfreien Fotos. Als Fotograf gab er sich selbst aus. Nachdem ich entdeckte, dass es sich bei den angeblichen Fotos um gekonnte Renderings handelte, stellte ich ihm per Mail die Frage, wieso er Visualisierungen als Fotos und sich selbst als deren Urheber bezeichne. Die Antwort war: "I am an artist and as an artist, I manipulate reality." Alles weitere ist eindeutig. Antonino Cardillos Schutzbehauptungen, dass er die Hybris der Architekturmagazine habe aufzeigen wollen, ist sehr dünn. Mir geht es um die Ehrenrettung eines Qualitätsjournalismus. Der Journalist hat die Pflicht, genau zu sein, zu denken, zu recherchieren. Das mit dem Denken ist aber scheinbar heute ein Problem geworden, wie man auch auf der Biennale in Venedig sehen und erleben konnte. Peter Reischer, Perchtoldsdorf (A)

Betr.: Common Ground (eMagazin 36/12)

Ich stimme Euch in Eurer Einschätzung voll und ganz zu, vor allem was den Deutschen Pavillon betrifft. Das Thema ist, wenn auch schön, viel zu leichtfertig abgehandelt worden, und was mir wirklich Bauchschmerzen bereitet, ist, dass die Qualität der Architektur beispielsweise von AMUT Architekten im Fall des Wohnhauses Schreber in Aachen oder der Schutzhütte am Fichtelberg von AFF Architekten weder in der Ausstellung, noch im Katalog deutlich wird. Zum Glück haben die Aussteller die Fotos, wohl nach den kritischen Fragen in der Pressekonferenz im Mai in Berlin, aus der ersten Präsentationslinie genommen, die besonders das "Weniger ist mehr" als Nichtstun propagiert hätten: Das Bild des Blumenladens in Wuppertal und vom Ursprungszustand der Antivilla von Brandlhuber. Auch diese Bilder zeigen die Qualität der Projekte nicht! Es macht sich doch der Eindruck breit, dass die neue Architektur in Deutschland so hässlich ist wie Teile der Nachkriegsarchitektur (was ja nun gar nicht stimmt!), aber wenn man sie schön zeigt, geht alles das schon! Mir ist das zu viel Makulatur, zu viel oberflächliches Getue und vor allem Schöngerede. Das betrifft in der Berichterstattung von der Biennale vor allem das Baunetz und leider auch die von mir sonst so geschätzte Süddeutsche Zeitung, dort wird wirklich nur peinliche Propaganda betrieben. Olaf Bartels, Hamburg/ Berlin

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