Deutsches Fußballmuseum von HPP in Dortmund

Wir sind Fußball

Thomas Geuder
27. Oktober 2015
Impressionen vom Gebäude (Bild: HGEsch)

Für die einen ist es ein guter Zeitpunkt, für die anderen könnte das Timing nicht schlechter sein. Klar ist, dass der derzeit bekanntlich in einer tiefen Krise steckende Deutsche Fußballbund gute Publicity gut gebrauchen kann und deswegen die Eröffnung des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund nicht das schlechteste Ereignis dafür ist. «Feiern statt wegducken» lautete denn auch am vergangenen Freitag bei der Eröffnungsgala die Devise, und so folgten trotz Turbulenzen immerhin rund 400 Gäste der Einladung, darunter Bekanntheiten wie Bundestrainer Joachim Löw, Otto Rehhagel oder Toni Schumacher sowie einige lokale Helden. Auch eine der zentralen Figuren der Affäre Wolfgang Niersbach erschien, ging jedoch wortlos über den roten Teppich. Franz Beckenbauer, Günter Netzer oder auch Uwe Seeler allerdings kamen nicht. Ganz ließ sich die gedrückte Stimmung eben doch nicht weglächeln.

Dabei stand das Projekt von Beginn an eigentlich unter einem guten Stern: Im Jahr 2011 konnten HPP Architekten aus dem benachbarten Düsseldorf den entsprechenden Wettbewerb für sich entscheiden. Das Baugrundstück im Wert von mehreren Millionen bekam die DFB-Museumsstiftung sogar geschenkt. Jetzt, vier Jahre und rund 36 Millionen Euro später, konnte der Bau feierlich eröffnet werden. «Dynamik und Emotion, dafür steht Fußball und unser Neubau für das Deutsche Fußballmuseum», erläutert der verantwortliche HPP-Partner und geschäftsführende Gesellschafter Gerhard G. Feldmeyer. «Fußball begeistert und verbindet. Genau deswegen ist das Fußballmuseum ein transparentes Haus, eines das sich öffnet und einlädt!»

Der Museumsbau – gelegen gegenüber des Dortmunder Hauptbahnhofs und als Ergänzung der Kunst- und Kulturmeile gedacht – fällt durch seine Aufständerung auf, die sich zum Eingang hin keilförmig weitet und so einen starken Dialog zwischen dem städtischen Umfeld und der Ausstellung (Gestaltung: TRIAD, Berlin) erzeugt. Eine perforierte, LED-hinterleuchtete Leichtmetallfassade verdichtet sich zum Motiv eines Fußballs. Im Inneren sollen neben der Dauerausstellung mit 1600 Exponaten – darunter der Ball aus dem WM-Finale von 1954, die Schuhe des Siegtorschützen Mario Götze aus dem WM-Showdown in Brasilien sowie das Tagebuch von Christoph Metzelder aus der WM 2006 – auch Wechselausstellungen und Veranstaltungen möglich sein.

«Wir sind Fußball» lauten die Leitidee und das Motto des Museums. Kritiker haben bereits vor Jahren gewarnt, dass die Stadt sich ein solches Projekt nicht leisten kann, denn die Betriebskosten sollen geschätzte 300.000 Euro pro Jahr erreichen. Bei einem Ticketpreis von 15 Euro pro Person und kalkulierten 270.000 Besuchern pro Jahr kann sich das rechnen für die DFB-Museumsstiftung. «Nach dem Spiel ist vor dem Spiel» hat Sepp Herberger einmal gesagt. Das Deutsche Fußballmuseum ist eröffnet, wir drücken die Daumen für die Zukunft.

Konzept der Ausstellung (Deutsches Fußballmuseum, Dauer: 12:10 min.)

Baustellen-Zeitraffer mit Museums-Sounds (Deutsches Fußballmuseum, 0:51 min.)

Impressionen vom Gebäude (Bilder: HGEsch)

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