Wiener Wohnen

Katinka Corts
4. Dezember 2018
Seestadt Aspern (Bild: © 2018 Stadt Wien MA18 / Christian Fuerthner)

Als in Wien 2013 die erste Ausstellung gemeinsam mit dem Buch Das Wiener Modell vorgestellt wurde, ging es vorallem um 60 Projekte, die im Laufe der 100 Jahre zuvor gebaut worden waren. Auch die Kunst im öffentlichen Raum, die traditionell mit dem städtischen Wohnbau verknüpft ist, stand damals im Mittelpunkt. Im zweiten Band, der die nun aktuelle Ausstellung begleitet, weiten die Herausgeber Wolfgang Förster und William Menking den Blick: Weiterhin bleibt der geförderte Wohnungsbau im Zentrum, dargestellt in 50 Beispielen aus dem aktuellen Baugeschehen. Doch jetzt geht es auch um Partizipation, Quartiersentwicklung und ganz neue Stadtteile. Mehr als 60% der Wienerinnen und Wiener leben heute  in städtischem und gefördertem Wohnraum. Die anderen 40% bleiben Immobilienmaklern ausgeliefert, stehen geduldig in Besichtigungsschlangen und zahlen horrende Provisionen, wenn sie den Zuschlag für eine Wohnung erhalten – der ganz normale Wahnsinn unserer Zeit. Umso wichtiger, dass sich die Stadt ihrer Aufgabe bewusst ist, erschwinglichen Wohnraum zu schaffen, in dem durchmischt gewohnt werden kann.

Rondo-Viertel Zwei Plus (Bild: © 2018 Stadt Wien MA18 / Christian Fuerthner)

Einen großen Überblick über das Wohnen außerhalb Europas verschaffen uns unter anderem Architekt und Dozent Mladen Jadric, der sich mit dem asiatischen Raum befasst, und Architektin und Raumplanerin Sasha Tsenkova von der University of Calgary, die über Entwicklungen in Kanada schreibt. Auch wichtig im neuen Band ist der Blick auf die internationale Bauausstellung IBA_Wien 2022 mit dem Schwerpunkt „Neues soziales Wohnen“. Wolfgang Förster vertieft sich in seinem Beitrag in das Thema, erläutert die Entstehungsgeschichte des IBA-Formats und reißt einige Leuchtturmprojekte an, die in den kommenden Jahren fertiggestellt werden. Dazu gehört die Wiener Stadterneuerungsinitiative „Smarter together“, die sich mit mehr als 40 Einzelprojekten zahlreichen Themen widmet – von klimafreundlichen Wohnhaussanierungen über e-bike-Sharing bis hin zu Schulerweiterungen im Null-Energie-Standard.

Alt Erlaa (Bild: © 2018 Zara Pfeifer)

Die Bauprojekte schließen an die Essays an und sind in Kategorien wie „Bestandsentwicklung“, „BürgerInnenbeteiligung“ und „Städtische Zwischennutzungen“ aufgeteilt. Einem einführenden Kurztext folgen jeweils die Beispiele in Text, Bild und Plan, mit denen die Besonderheiten des Projektes in Kürze dargestellt sind. Für die Übersicht finden sich alle beschriebenen Projekte auf einem Satellitenplan der Stadt Wien – diesen findet man jedoch nicht im Buch, sondern nur, wenn man den vermeintlichen Schutzumschlag vom Buch nimmt und öffnet. Alles in allem eine gelungene und umfassende Darstellung der aktuellen Baukultur im Bereich des geförderten Wohnbau Wiens und womöglich auch die eine oder andere Anregung – ob für einen Stadtspaziergang oder ein zukünftiges Projekt.


  Das Wiener Modell 2
Wohnbau für die Stadt des 21. Jahrhunderts

Hrsg. Wolfgang Förster / William Menking
Deutsch (auch Englisch erhältlich)
jovis Verlag, Berlin 2018

244 Seiten, ca. 250 farb. und s/w Abb.
22,6 x 27,4 cm
Broschur mit Schutzumschlag

ISBN 978-3-86859-561-1
 

  zuvor erschienen:
Das Wiener Modell

Wohnbau für die Stadt des 21. Jahrhunderts

Hrsg. Wolfgang Förster / William Menking
d/e, jovis Verlag, Berlin 2016

248 Seiten, ca. 250 farb. und s/w Abb.
22,6 x 27,4 cm
Broschur mit Schutzumschlag

ISBN 978-3-86859-434-8

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