Warten auf UNESCO-Entscheid: Kann Koblenz Welterbetitel und Seilbahn behalten?
Katinka Corts
4. November 2024
Von der Neugestaltung der Talstation erhofft sich die Stadt Koblenz, sowohl den Welterbetitel als auch die beliebte Seilbahn über den Rhein behalten zu dürfen. (Visualisierung: © Snøhetta)
Die Neugestaltung der Seilbahnstation in der Koblenzer Altstadt könnte den Titel UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal retten. Jetzt hat Snøhetta den von der Stadt dafür ausgelobten Architekturwettbewerb gewonnen.
Vom Deutschen Eck in der Koblenzer Altstadt zur Festung Ehrenbreitstein auf der gegenüberliegenden Seite des Rheins fährt man seit 2011 mit einer Seilbahn: Gebaut anlässlich der damaligen Bundesgartenschau, hatte die Bahn zunächst eine auf drei Jahre befristete Betriebserlaubnis. Denn auch wenn die Seilbahn heute ein beliebtes Transportmittel und touristischer Anziehungspunkt ist, steht sie im Konflikt mit dem UNESCO-Welterbe-Status des Oberen Mittelrheintals. So war sie eher geduldet als akzeptiert, denn laut Icomos, dem internationalen Rat für Denkmalpflege, stört der überdimensionierte Bau mit seinem gewellten Dach die Sicht auf die mittelalterliche Basilika St. Kastor. Auch dass die Blickbeziehungen im Tal durch die Anlage unterbrochenen sind, galt bisher als nicht mit dem Welterbestatus vereinbar.
Zunächst schien die kurze Betriebsdauer hinnehmbar, doch der große Erfolg der Bahn veranlasste die Stadt, eine Verlängerung der Erlaubnis zu beantragen. Aber auch diese läuft nun aus, und nach 2025 stünde der Abriss der Anlage an. Koblenz und das Land Rheinland-Pfalz suchten darum gemeinsam nach einer Lösung, mit der sie Titel und Bahn behalten können. Im Herbst vergangenen Jahres gab das UNESCO-Welterbekomitee bekannt, dass der Welterbestatus nicht gefährdet sei, wenn die Talstation umgestaltet würde. Icomos hatte zwar zunächst auch empfohlen, den Standort des Bauwerks zu prüfen, es zeigte sich jedoch schnell, dass eine Verlegung der Station weder sinnvoll noch wirtschaftlich wäre. Alternativ empfahl der Rat eine Redimensionierung und Neugestaltung der Bahnanlage in der Altstadt. In diesem Frühjahr lobte die Stadt schließlich einen Architekturwettbewerb zur Umgestaltung aus, der jetzt entschieden ist.
»Der Entwurf übt Zurückhaltung innerhalb der Welterbestätte, ohne an architektonischer Signifikanz zu verlieren. Durch die elegante Dachform wird ein gestalterischer Bezug zur St. Kastorkirche geschaffen.«
Die Bergstation bei der Festung Ehrenbreitstein soll ebenfalls umgebaut werden. (Visualisierung: © Snøhetta)
Der siegreiche Entwurf von Snøhetta löst das Dilemma mit einer fein auf den Ort und den baulichen Kontext abgestimmten Gestaltung: Die sanft geschwungene Form der Talstation ist eine Referenz an die Basilika St. Kastor, gleichzeitig nimmt der Bau architektonische Motive der Stadt auf. So überziehen – inspiriert von traditionellen Fassaden- und Dachmotiven – Metallschindeln die Dachhülle, und die geschwungenen Betonsäulen sollen den Betrachter an Kirchengewölbe und historische Mauerwerke erinnern. Die neue Bergstation hingegen – mit einem weit gestreckten Dach über Kassenhaus, Kiosk und den Technikräumen – wird optisch robuster wirken und so eine Verbindung zur Festung Ehrenbreitstein herstellen. Auch hier tragen schlanke Stützen eine metallverkleidete Holzkonstruktion. An beiden Stationen bleiben die gesamten technischen Installationen erhalten und werden entsprechend der neuen Anforderungen ergänzt.
Der Entwurf für die Umgestaltung der Anlagen wird nun der UNESCO vorgelegt. Mit einer Entscheidung rechnet die Stadt für das kommende Jahr. Damit eine Betriebsverlängerung überhaupt möglich ist, hat der Stadtrat indes bereits beschlossen, den Bebauungsplan für die Seilbahn bis 2031 zu verlängern. Von einer dauerhaften Betriebsbewilligung verspricht sich die Stadt viel. Man denke, so heißt es von dort, über die Integration in den öffentlichen Nahverkehr nach und sehe im Weiterbetrieb auch Vorteile für die anstehende Bundesgartenschau im Jahr 2029.