Wahrzeichen-Ersatz an der Elbe

Katinka Corts
5. Juni 2019
Die bestehende Brücke über die Norderelbe, Autobahn A1, wird mit einem Entwurf von gmp Architekten und LAP ersetzt. (Visualisierung: gmp Architekten / LAP)

Die Architekten Egon Jux und Harro Freese sowie der Ingenieur Hellmut Homberg zeichneten vor 60 Jahren für den Entwurf der alten Norderelbbrücke verantwortlich. Damals und in den folgenden Jahrzehnten ging es noch verhältnismäßig ruhig zu: Im Jahr 1983 passierten pro Tag durchschnittlich 57'000 Kraftfahrzeuge die Stahlbrücke (damals mit zwei Spuren pro Richtung plus Standstreifen), 2010 waren es jedoch bereits 100'000 (nach einer Sanierung Mitte der 1980er-Jahre auf jeweils drei Spuren). Die Stahlbrücke war bald Wahrzeichen für Hamburg-Wilhelmsburg, seit einigen Jahren ist sie zudem als Hamburger Kulturdenkmal gelistet. 

Und dennoch: Trotz den Ertüchtigungen und einzelnen Sanierungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte bleibt der Bauzustand schlecht, die Auslastung zu hoch. Im Bundesverkehrswegeplan 2030 (BVWP) ist der Ausbau des Hamburger Fernstraßennetzes als „Vordringlicher Bedarf“ kategorisiert, einer der Hauptpunkte darin ist die Erweiterung der stark ausgelasteten A1 um zwei zusätzliche Spuren und der Neubau der Norderelbbrücke.

Detail des Stützenkopfes (Grafik: gmp Architekten / LAP)

Der Entwurf für die neue Brücke von der Planungsgemeinschaft Leonhard, Andrä und Partner (LAP) und Gerkan, Marg und Partner (gmp) überzeugte im Realisierungswettbewerb, insgesamt hatten sechs Beiträge aus nationalen und internationalen Planungsgemeinschaften von Ingenieur- und Architekturbüros am Wettbewerb teilgenommen. Vier Fahrstreifen und zwei Verflechtungsfahrstreifen pro Fahrtrichtung wird die neue Schrägseilbrücke haben, zudem einen Standstreifen und einen Radweg. Acht Pylone werden dann aufragen und die Autobahn in beiden Richtungen rechts und links der Stützen fassen. Die hohen Pylone sind mit drei, die niedrigen lediglich mit zwei Schrägseilpaaren versehen. Außerhalb der Seilebene verläuft auf der Südseite der Brücke parallel zu den Fahrspuren, aber konstruktiv von diesen losgelöst, der Fuß- und Radweg. „Der Entwurf der neuen doppelten Schrägseilbrücke für die BAB 1 greift die Botschaft der zu ersetzenden Brücke auf und steigert zugleich deren ästhetische Wirkung als Landmarke für die Elbüberquerung“, so Prof. Volkwin Marg über den Entwurf. Die Jury sah im Siegerentwurf einen filigranen ästhetischen Anspruch, bei dem sich Statik und Gestaltung die Hand geben. 

Das Planfeststellungsverfahren soll ab Ende 2020 folgen, mit dem Ausbau könnte im Jahr 2025 begonnen werden. Ein ersatzloser Abriss des Altbauwerks während der Bauzeit ist jedoch undenkbar, deshalb wird es daneben zunächst eine provisorische Brücke mit sechs Fahrstreifen geben.

Modellfoto: Heiner Leiska

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