Villa von Sep Ruf in Gefahr

Manuel Pestalozzi
28. Februar 2023
Ein der Moderne verpflichteter Architekt musste sich in diesem Münchner Wohnquartier mit Giebeldach und Massivbauweise auseinandersetzen. (Bild: © Sep Ruf-Gesellschaft)

Sep Ruf ist bekannt für seine leichten, manchmal fast ätherischen Konstruktionen mit Flachdach, Stahl und Glas. Mit Arbeiten wie dem Kanzlerbungalow in Bonn prägte er den Geist der frühen Bundesrepublik. Doch er konnte auch anders – musste wohl. Nach einem Karrierestart mit bisweilen spektakulären Flachdach-Wohnhäusern war nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten die Auseinandersetzung mit dem Giebeldach geboten. Dies bezeugt die Siedlung Herrenwies in München-Grünewald, im Südwesten der Isarstadt, die sich entlang der Hugo-Junkers-Straße erstreckt und deshalb auch unter dem Namen des Flugzeugbauers bekannt ist. Hier realisierte Sep Ruf zwischen 1934 und 1936 zehn Villen für leitende Angestellte der Junkers-Werke in Allach. Die kubisch geschlossenen Massivbauten mit quadratischem Grundriss sind hintereinander gestaffelt und durch Gartenmauern miteinander verbunden. Gegen Süden reihen sich einheitlich gestaltete Gartengrundstücke.

Die Hugo-Junkers-Siedlung wurde 1993 unter Denkmalschutz gestellt, das Haus Nr. 1 aber 1998 per Gerichtsbeschluss – mit einer nicht nachvollziehbaren Begründung – wieder aus der Denkmalliste herausgenommen, meldet die Sep Ruf Gesellschaft e.V., welche sich um das Vermächtnis des Architekten kümmert. Diese „Entlassung“ droht nun der westlichsten Villa des Ensembles zum Verhängnis zu werden. Kürzlich war zu erfahren, dass ein Investor das Haus abreißen und durch einen Büro- und Wohnkomplex ersetzen möchte. Zu Recht weist die Sep Ruf Gesellschaft darauf hin, dass die Siedlung mit ihren Grünräumen ein Ensemble darstellt, das durch dieses Projekt empfindlich gestört würde. Mit Erfolg macht sie auf die drohende Zerstörung aufmerksam und weist darauf hin, dass immer wieder Bauten der frühen Moderne in Bayern geopfert werden. Der Protest scheint auf offene Ohren zu stoßen; Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl hat einen Brief ans Landratsamt geschrieben und dieses gebeten, zur Sicherung des Hauses eine Abrissuntersagung auszusprechen, wie merkur.de berichtet. Und die Süddeutsche Zeitung weiß, dass die Untere Baubehörde ein solches Verbot auszusprechen plant.

Zu den Villen gehören Gärten, die durch perennierende Staudenbeete voneinander getrennt wurden, wie diese Aufnahme aus dem Jahr 1936 erkennen lässt. (Foto: © Sep Ruf Gesellschaft: Architekturmuseum der TUM, Nachlass Familie Ruf)

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