Trübe Aussichten im Baugewerbe

Katinka Corts | 2. Dezember 2024
Eine aktuelle Umfrage der Bundesarchitektenkammer und des ifo-Instituts zeichnet ein eher düsteres Bild der wirtschaftlichen Lage in der Baubranche. (Foto: David Underland via pexels.com)

Zunächst die gute Nachricht: Im Schnitt konnten die selbstständigen Mitglieder der Bundesarchitektenkammer im Jahr 2023 steigende Honorarumsätze pro Kopf verzeichnen. Deutschlands Architekturbüros fuhren je Inhaber größere Überschüsse ein. Trotz der Inflation und des Fachkräftemangels scheinen sie weiterhin wirtschaftlich leistungsfähig, was sich auch in den gestiegenen Bruttojahresgehältern der Angestellten zeigt – im Vergleich zu 2021 wuchsen die Löhne durchschnittlich satte um 9 Prozent. Damit fiel der Anstieg sogar noch etwas höher aus als im öffentlichen Dienst. Eine Chance für den Nachwuchs und die Attraktivität des Berufsfelds? Das Durchschnittsalter der Kammermitglieder liegt aktuell bei 49 Jahren, jenes der Büroinhaber sogar bei 55. So könnten sich in den kommenden Jahren für jüngere Architektinnen und Architekten Chancen ergeben, bestehende Büros zu übernehmen. 

Deutlich wird in der neuen Befragung der Bundesarchitektenkammer und des ifo-Instituts aber auch, dass die Inflation die Gewinne auffrisst. Die steigenden Umsätze bei den selbstständigen Architekten konnten im Befragungszeitraum nicht mit der Teuerung mithalten. Die ifo-Konjunkturumfrage unter den einheimischen Architekturbüros im dritten Quartal 2024 zeigt auch ganz grundsätzlich eine deutliche Verschlechterung des Geschäftsklimas: Sinkende Auftragsbestände, rückläufige Umsätze und Personalabbau bestimmen das Bild. Immer mehr Architekturschaffende blicken pessimistisch in die Zukunft, obwohl die Preisentwicklung leicht positiv ist. 

Auch liegen die abgerechneten Stundensätze der Architekten – durchschnittlich 95 Euro pro Stunde für Partnerinnen und Inhaber – weit unter denen anderer Freiberufler, was insbesondere angesichts der steigenden Büro- und Lohnkosten die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Büros mittelfristig gefährden könnte. Gleichzeitig erzielen nur noch 49 Prozent der befragten Büroinhaberinnen ihren Gesamtumsatz mit Honoraren, die nach der HOAI abgerechnet wurden. Dies betrifft vor allem kleinere Büros, die häufiger nach geleisteten Stunden oder auf Basis von Zeitschätzungen oder Pauschalen abrechnen.

Mit der Inflation, hohen Baupreisen, höheren Kreditzinsen und dem weiterhin gravierenden Fachkräftemangel steht Deutschlands Baubranche vor großen Herausforderungen. Der mittlerweile einjährige Baubeschleunigungspakt, der Anfang November 2023 von Bund und Ländern verabschiedet wurde, sollte auch im Hochbau zu Erleichterungen führen. Wie sich die Situation in Zukunft entwickelt, dürfte stark von den Weichenstellungen der bald zu wählenden neuen Regierung abhängen.

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