Stadion-Richtfest in Dresden

Manuel Pestalozzi
3. April 2023
Auch künftig wird die Kuppel der einstigen Zigarettenfabrik Yenidze von den Tribünen aus sichtbar sein. (Visualisierung: © ARGE BAM Sports GmbH / BAM Deutschland AG, O+M ARCHITEKTEN, phase 10)

Die Geschichte des Dresdner Stadions begann um 1919: Damals wurden auf dem Gelände des ehemaligen Ostravorwerks, etwa einen Kilometer nordwestlich der Altstadt und nahe dem linken Elbufer, Sportplätze angelegt. Unmittelbarer Nachbar ist das ehemalige Fabrikgebäude der Zigarettenfabrik Yenidze im orientalischen Stil, eines der Wahrzeichen Dresdens. Deren Kuppel und der als Minarett getarnte Kamin bestimmen die Skyline der Gegend. Die Tribünen des Stadions, das seit 1949 den Namen des 1944 hingerichteten kommunistischen Fußballspielers Heinz Steyer trägt, wurden mit den Jahren sukzessive ausgebaut, bis sie rund 50.000 Menschen fassen konnten. 1949 fand hier das erste Flutlichtspiel Deutschlands statt, wie die Stadion-Website stolz vermerkt. Nach der Wende erlebte die Anlage schwierige Zeiten: mehrere Hochwasser setzten ihr zu, Tribünen wurden rückgebaut und ersetzt. 

Der aktuelle Eingriff betrifft die Ost-, West- und Südseite des Stadions: Mit der Intervention erhält der Bau circa 5.000 überdachte Sitzplätze. Die Zuschauerkapazität kann zeitweise auf bis zu 15.000 Personen durch mobile Tribünen in den Kurvenbereichen erweitert werden. Das schafft die Voraussetzung für große Sportveranstaltungen in Dresden, wie die Deutschen Leichtathletikmeisterschaften. Verantwortlich für den Bau des Stadions und der Plaza ist die Arbeitsgemeinschaft BAM Sports GmbH/BAM Deutschland AG – heute Zech Sports GmbH/Zech Hochbau AG. Sie hatte sich 2020 in einem internationalen Wettbewerb als Siegerin für den Bau des neuen Heinz-Steyer-Stadions durchgesetzt und mit der Landeshauptstadt Dresden einen Generalübernehmervertrag geschlossen. Für die Gestaltung zuständig sind die Büros O+M Architekten und phase 10, beide in Dresden ansässig. 

Ein Stahlband, teilweise verkleidet mit perforiertem Blech, fasst die verschiedenen Tribünenbereiche zusammen und trägt die Flutlichtanlage. (Visualisierung: © ARGE BAM Sports GmbH / BAM Deutschland AG, O+M ARCHITEKTEN, phase 10)

Merkmal des Projektes ist ein metallisches Band, welches das gesamte Stadion umschließt und wie selbstverständlich den Neubau, die Tribüne Nord sowie die Kurvenbereiche zu einem neuen Ganzen zusammenfasst. Proportionen und Ausmaß der Erweiterung nehmen Bezüge zur umgebenen Stadt auf und erlauben Blickbeziehungen zur Altstadt und Yenidze. Weißes Lochblech als Verkleidungsmaterial unterstreicht die Dynamik des Bandes. Die Flutlichtanlage ist in seine Konstruktion integriert. Dieser „Flutlichtkranz“ wurde im Februar angebracht. In den vergangenen Wochen haben nun zwei Riesenkräne den freischwebenden Lichtringträger über der Nordtribüne montiert, wie das Portal Sächsische.de berichtet, sodass das Richtfest gefeiert werden konnte. Allerdings wird das Heinz-Steyer-Stadion gemäß Sächsische.de nicht wie geplant Mitte September eröffnet: Baupreissteigerungen, die Störung von Lieferketten und „kriegsbedingte Produktionsausfälle“ werden als Gründe genannt.  Über einen neuen Termin verhandeln Landeshauptstadt und Zech GmbH aktuell noch. Die ab 2024 geplanten Veranstaltungen können erst im Nachgang dieser Verhandlungen benannt werden. Jedenfalls hat die Landeshauptstadt Dresden ihr Interesse für „Die Finals 2025“ mit den Deutschen Leichathletikmeisterschaften bekundet.

Von einer neuen Plaza erreicht das Publikum ein Foyer mit direktem Blick aufs Spielfeld. (Visualisierung: © phase10 - O+M Architekten)

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