Schützen und heilen
Carsten Sauerbrei
13. Juli 2018
Das neue, klar und sachlich gestaltete Eingangsgebäude übernimmt einen wesentlichen Teil der Sicherungsaufgaben. (Bild: © a|sh sander.hofrichter architekten GmbH / Markus Bachmann)
Zwei Neubauten der Saarländischen Klinik für Forensische Psychiatrie stellten «a|sh sander.hofrichter architekten» vor die Herausforderung, eine Balance zwischen einer Sicherheit ermöglichenden und therapiefördernden Gestaltung zu finden.
Der Entwurf von Gebäuden, die Sicherheitsaufgaben übernehmen, ist für Architekten keine leichte Aufgabe, da notwendige Elemente wie Zäune oder Mauern anderen Zielen wie städtebaulicher Einbindung oder einer freundlichen Atmosphäre entgegenwirken. Die zwei neuen, Mitte Mai eingeweihten Bauten der Saarländischen Klinik für Forensische Psychiatrie (SKFP) in Merzig, ein Stationsbau und ein Eingangsgebäude, führte das Ludwigshafener Büro «a|sh sander.hofrichter architekten» so aus, dass sie zum Bestandteil der Sicherungsanlagen werden, und minimieren damit Zäune, die die städtebauliche Einbindung und das Erscheinungsbild stören.
Die Hanglage ausnutzend ordneten a|sh die Neubauten höhenversetzt zueinander an. (Bild: © a|sh sander.hofrichter architekten GmbH / Markus Bachmann)
Im Eingangsgebäude, dem a|sh ein sachlich-klares Aussehen gaben, bildet die Pförtnerkanzel, die der Überwachung und Koordinierung dient, das Herzstück des Neubaus. Als programmatische Ergänzung dazu befindet sich im Eingangsbereich auf der Grundsteintafel aus blau eingefärbtem Beton der erste Satz des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland «Die Würde des Menschen ist unantastbar.» Für die, um deren Würde es sich in diesem Fall vor allem handelt, 60 psychisch kranke und suchtkranke Straftäter brachten die Architekten im viergeschossigen Stationsneubau insgesamt 27 Zwei- und 6 Einzelzimmer unter, alle mit optimaler Ausrichtung nach Südwesten und einem angenehm offenen Ausblick.
Auf den Stationen befinden sich gegenüber des zentral gelegenen Stützpunkts die gemeinschaftlich genutzten Aufenthaltsbereiche. (Bild: © a|sh sander.hofrichter architekten GmbH / Markus Bachmann)
Auf den insgesamt drei Stationen dient jeweils ein zentral angeordneter Stützpunkt, von dem aus alle Patientenflure eingesehen werden können und in dem auch die sanitären Einrichtungen der Mitarbeiter untergebracht sind, dem Personalaufenthalt und der Medikamentenaufbereitung. Gegenüber platzierten a|sh Speiseräume, Verteiler- und Therapieküche sowie einen Gruppentherapieraum. Mit Glaswänden geben sie diesen Bereichen einen hellen, offenen Charakter und gewährleisten gleichzeitig Einsehbarkeit.
Ausblick, eine helle Gestaltung und Farbakzente geben den Patientenzimmern eine freundliche Atmosphäre. (Bild: © a|sh sander.hofrichter architekten GmbH / Markus Bachmann)
Trotz der notwendigen Abgeschlossenheit der Architektur schaffen es a|sh mit Freilichthöfen, umschlossen von vertikalen Lamellen, den Blick in die Landschaft und den Himmel und damit einen Bezug zum Freiraum zu ermöglichen. Mit kräftigen Farbakzenten setzen sie außerdem im Äußeren, aber auch auf den klar und zurückhaltend weiß gestalteten Stationen belebende Akzente. Jede Etage bekommt mit einer anderen Farbe ihren ganz eigenen Charakter und wirkt damit trotz aller Sicherheitsmaßnahmen hell, wohnlich und freundlich.